Brandenburg: Spott für Gaulands Schlieffen-Plan Kritik an AfD-Landeschef für Wortwahl in E-Mail
Potsdam - Brandenburgs AfD-Landeschef Alexander Gauland hat mit seiner Warnung vor einer „Vermerkelung“ der AfD und Kriegsrhetorik in einer internen E-Mail den Spott anderer Parteien und scharfe Kritik provoziert. Wie berichtet hat Gauland nach dem Bremer Parteitag an die Mitglieder des Brandenburger Landesverbandes geschrieben und davor gewarnt, aus Enttäuschung über den liberalen Kurs unter Parteichef Bernd Lucke aus der AfD auszutreten.
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Potsdam - Brandenburgs AfD-Landeschef Alexander Gauland hat mit seiner Warnung vor einer „Vermerkelung“ der AfD und Kriegsrhetorik in einer internen E-Mail den Spott anderer Parteien und scharfe Kritik provoziert. Wie berichtet hat Gauland nach dem Bremer Parteitag an die Mitglieder des Brandenburger Landesverbandes geschrieben und davor gewarnt, aus Enttäuschung über den liberalen Kurs unter Parteichef Bernd Lucke aus der AfD auszutreten. „Herr Gauland zeigt mit dieser internen Mail sein wahres Gesicht“, sagte der Landesvizechef der Linken, Sebastian Walter. „Was vor einigen Monaten noch nicht klar war, ist heute nicht mehr zu bestreiten: Die AfD in Brandenburg ist mit Herrn Gauland die Speerspitze des Rechtspopulismus und steht außerhalb des demokratischen Spektrums.“ Der Grünen-Landeschef Clemens Rostock sagte den PNN: „Der ehemals als konservativer Intellektueller geschätzte Gauland zeigt immer mehr die Fratze des anachronistischen Nationalisten.“
Wie berichtet hatte Gauland an seine Parteifreunde in Brandenburg mit Blick auf den Bremer Parteitag am vergangenen Wochenende geschrieben: „Wer austritt, kann nicht verhindern, dass die Partei ,vermerkelt’“. Mit „Vermerkeln“ warnt Gauland vor dem gemäßigten Kurs von AfD-Chef Bernd Lucke und einem allzu liberalen Kurs. Bei dem Parteitag am vergangenen Wochenende in Bremen hatte Lucke seine Reformpläne zur Verschlankung der Parteispitze durchgesetzt. Als Gauland 2013 die CDU verließ, hatte er dies mit dem Verlassen konservativer Werte und Positionen unter Parteichefin Angela Merkel begründet. In der AfD gibt es nun einen Richtungsstreit zwischen dem bürgerlich-liberalen Flügel von Lucke und dem rechtsnationalen und nationalkonservativen Flügel, dem Gauland anhängt.
An seine Parteifreunde schrieb Gauland außerdem in der E-Mail: „Deshalb beherzigt das alte Schlieffen-Motto und macht den rechten Flügel stark!“ Damit bezieht sich Gauland auf den Schlieffen-Plan im Deutschen Kaiserreich im Vorfeld des Ersten Weltkriegs, beim Angriff auf Frankreich die Befestigungen an der Grenze über Belgien und die Niederlande zu umgehen – nämlich über den rechten Flügel.
Linke-Landesvize Walter sagte dazu: „Wer von Schlieffen-Plänen schwadroniert, hat vielleicht etwas im Museum verloren, aber nicht im Landtag.“ Derlei Äußerungen seien kein Versehen, sondern reihten sich ein in die Ausfälle der letzten Wochen. „ Er versucht nicht einmal mehr, seine offen nationalistischen Parolen hinter demokratischen Lippenbekenntnissen zu verschleiern“, so Walter. Gauland tue alles dafür, die AfD weiter nach rechts zu rücken. „Am Ende bleibt zu hoffen, dass der Schlieffen-Plan des Herrn Gauland spätestens zur nächsten Landtagswahl genauso scheitert wie das Deutsche Kaiserreich 1918“, so Walter. Grünen-Landeschef Rostock erinnerte daran, dass das Kaiserreich mit der Durchführung des Schlieffen-Plans und dem Durchmarsch durch das neutrale Belgien das erste Kriegsverbrechen des Ersten Weltkriegs begangen habe, bei dem es auch zu gewaltsamen Übergriffen auf die Zivilbevölkerung kam. „Und erst vor Kurzem haben wir beschämt und mahnend dem Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gedacht“, so Rostock. Alexander Fröhlich
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