
© dpa/Jens Büttner
Frühkindliche Bildung: Brandenburg plant bessere Sprachförderung vor der Schule
Rund 20 Prozent der Kinder in Brandenburg hat bei der Einschulung nach Angaben der Koalition deutliche sprachliche Auffälligkeiten. Die Defizite sollen stärker angegangen werden. Wie genau?
Stand:
Die Sprachdefizite von Kindern in Brandenburg sollen in den Kitas früher erkannt werden als bisher. „Wir wollen sprachliche Kompetenzen in der frühkindlichen Bildung gezielt stärken“, sagte Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) im Landtag. Die Erhebung des Sprachstands soll vom letzten Jahr vor der Einschulung auf das vorletzte Jahr vorgezogen werden. Dies werde bereits erprobt. „Auch in der Schule soll Sprachförderung weiter ausgebaut werden“, sagte der Minister.
Rund ein Fünftel der Kinder im Land startet die Grundschulzeit nach Angaben der SPD/BSW-Koalition mit erheblichen sprachlichen Auffälligkeiten. Die Koalitionsfraktionen forderten die Landesregierung deshalb zur vorgezogenen Prüfung des Sprachstands in der Kita auf – das soll spätestens zum 1. August 2027 passieren. Das Vorziehen haben SPD und BSW bereits im Koalitionsvertrag vereinbart. Dafür stimmten SPD, BSW und CDU. Die AfD enthielt sich.

© Jens Kalaene/dpa
SPD: Kinder nach Fähigkeit statt Alter fördern
„In Brandenburg soll kein Kind aufgrund sprachlicher Hürden scheitern“, sagte SPD-Bildungspolitikerin Katja Poschmann. Kinder sollten nach ihrer Fähigkeit, nicht nach dem Alter gefördert werden. „Sprache bedeutet Teilhabe, Freiheit und Weltzugang. Sprache ist das, was aus einem Kind mit großen Augen einen Jugendlichen mit Ideen und Träumen macht.“ Aber derzeit werde jedes fünfte Kind in Brandenburg mit sprachlichen Defiziten eingeschult. „Wir wollen deswegen die Sprachstandserhebungen schon im vorletzten Kitajahr und noch einmal vor der Einschulung“, sagte Poschmann. Das sei eine Chance für gezielte und bestmögliche Förderung der Kinder.
Ähnlich äußerte sich der Parlamentarische Geschäftsführer des BSW, der Abgeordnete Falk Peschel. „Zahlreiche Studien belegen, dass frühe sprachliche Kompetenzen darüber entscheiden, wie Kinder im weiteren Bildungsweg zurechtkommen.“ Es brauche daher regelmäßige Austauschformate zwischen Kitas und Schulen. Die Sprachentwicklung sei ein Prozess, der fließend gestaltet werde müsse. „Eine Altersmischung ist keine Notlösung, sondern ein pädagogischer Gewinn.“
Die CDU-Fraktion unterstützt die Pläne. Die CDU-Abgeordnete Kristy Augustin erklärte, rechtzeitig den Sprachstand zu kennen, bleibe eine wichtige Grundlage für den Bildungserfolg. „Familien fühlen sich oft alleingelassen“, so Augustin. Auch in der Familienpolitik sollten Sprachförderung und Sprachbildung stärker in den Blick genommen werden.
Die AfD-Fraktion scheiterte mit einem eigenen Antrag. Sie fordert darin unter anderem erneut, ausländische Kinder und Jugendliche nur in Regelklassen zuzulassen, wenn sie ausreichende Deutschkenntnisse nachweisen. Zudem sollen Betreuungskräfte ein höheres Sprachniveau haben. „Unsere Brandenburger Kinder leiden unter massiven Sprachproblemen“, sagte AfD-Bildungspolitiker Dennis Hohloch. Er kritisierte, dass die Forderung der Koalition unter dem Vorbehalt ausreichender Finanzmittel stehe. (mit dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: