Brandenburg: Spur war E-Mail-Adresse
Rubens-Gemälde: Glückwunsch an Brandenburgs Fahnder
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Rubens-Gemälde: Glückwunsch an Brandenburgs Fahnder Potsdam/Moskau (dpa/PNN). Nach der Sicherstellung des verschollenen Rubens-Gemäldes „Tarquinius und Lucretia“ (PNN berichteten) hat Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) die Fahnder des Landeskriminalamtes (LKA) gewürdigt. Die von ihnen organisierte internationale Polizeiarbeit sei ein großartiger Erfolg, sagte Schönbohm am Montag in Potsdam. Am Wochenende hatten die deutsche Kulturstaatsministerin Christina Weiss und Russlands Kulturminister Michail Schwydkoi mitgeteilt, dass sich das zu Kriegsende aus Schloss Rheinsberg verschwundene und auf 80 Millionen Euro geschätzte Werk jetzt bei den Moskauer Behörden befindet. Das LKA Brandenburg habe im Mai die „Ermittlungskommission Rubens“ gebildet und die Spur des Bildes aufgenommen, sagte LKA-Sprecherin Bärbel Cotte-Weiß am Montag der dpa. Bereits im Februar sei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten das Rubens-Gemälde per E- Mail angeboten worden. Die Experten der Stiftung verhandelten mit den mysteriösen Anbietern, informierten gleichzeitig aber die Bundesregierung. Das Gemälde, das aus dem Eigentum der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten stammt, gilt als ein Hauptwerk von Peter Paul Rubens (1577-1640). Das großformatige, 1610/1611 entstandene Ölgemälde war der gravierendste Kriegsverlust der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und zählt zu den bedeutendsten Bildern, die kriegsbedingt aus deutschen Museen verschwanden. Es war der Öffentlichkeit zuletzt in der Bildergalerie von Potsdam-Sanssouci zugänglich, bevor es 1942 zum Schutz vor Kriegsbeschädigungen nach Rheinsberg ausgelagert wurde. Nachdem es dort entwendet wurde, galt es seit Kriegsende als verschollen. Nach Angaben der LKA-Sprecherin spürten die Fahnder über die E- Mail-Adresse eine verdächtige Firma in der Schweiz auf. Von dort führte die Spur zu einem Konsortium russischer Geschäftsleute. Schließlich deckte das LKA die Identität von zwei Moskauern auf, in deren Auftrag die Schweizer Firma das Rubens-Gemälde per E-Mail angeboten hatte. Laut Cotte-Weiß ermittelten die Fahnder dann auch das genaue Versteck des Bildes. Alle Ermittlungsergebnisse wurden dem Kanzleramt übergeben und an das Präsidialbüro des russischen Präsidenten Wladimir Putin weitergeleitet. Von dort aus wurde dann der Polizeieinsatz organisiert. Innenminister Schönbohm unterstrich, mit der vom LKA Brandenburg organisierten internationalen Polizeiarbeit seien die Grundlagen für die Wiederbeschaffung des Gemäldes gelegt worden. Zugleich dankte er für die politische Unterstützung, die das glückliche Ende dieser Bemühungen ermöglicht habe. Der bisherige Besitzer des in Moskau beschlagnahmten Bildes verwahrte sich gegen den Vorwurf der Hehlerei und der Mafia- Zugehörigkeit. Der Geschäftsmann und Sammler Wladimir Logwinenko sagte der Zeitung „Iswestija“, er habe das Gemälde gegen eine Entschädigung von etwa einem Viertel des Schätzwertes nach Deutschland zurückgeben wollen. Er habe das Bild niemandem verkaufen wollen. „Die deutsche Seite versucht die mit diesem Bild verbundenen Fragen politisch umzubiegen und erschreckt deshalb alle mit Erzählungen über die russische Mafia.“ Logwinenko beschrieb sich als „einen ziemlich erfolgreichen Geschäftsmann“ aus der Immobilien- und Anwaltsbranche. „Ich war außer mir, als ich gelesen habe, dass ich ein Mafioso sein soll.“ Erst beim Auftauchen von Beamten des Inlandsgeheimdienstes FSB habe er erfahren, dass ihm die Potsdamer Staatsanwaltschaft Banden-Hehlerei vorwerfe. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) will bei bilateralen Regierungskonsultationen Anfang Oktober in Jekaterinburg die Rückgabe fordern.
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