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Suche. Nach Georgine sucht die Berliner Polizei seit dem 2006 u.a. mit einer Bildmontage, auf der die Sachen zu sehen sind, die sie vermutlich bei ihrem Verschwinden trug. Gesucht wird auch im Wald um das Schloss Dammsmühle.

© Polizei, Rückeis

Brandenburg: Spurensuche im Bunker-Wald

Die Berliner Polizei sucht in Brandenburg wieder nach der seit drei Jahren verschwundenen Georgine

Stand:

Berlin/Mühlenbeck - Die Berliner Mordkommission hat erneut Wälder im nördlichen brandenburgischen Umland der Stadt nach der Leiche der im Jahr 2006 spurlos verschwundenen Schülerin Georgine Krüger aus Berlin-Moabit durchsucht. „Wir sind an mehreren Orten in Berlin und Brandenburg im Einsatz“, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag den PNN. Wo genau, wollte sie nicht sagen. Bestätigt wurde lediglich, dass die Ermittler mit Spezialhunden die Wälder rund um Mühlenbeck (Oberhavel) am nördlichen Berliner Ring durchkämmen. Am Mittwoch wurde dazu sogar die Autobahn A 10 zeitweilig gesperrt – um die Spürhunde nicht zu stören.

Bei einem der durchkämmten Areale handelt es sich um eine Fläche rund um das Schloss Dammsmühle bei Schönwalde. Dort, mitten im Wald am Mühlenbecker See, befinden sich zahlreiche kleinere und eine große Bunkeranlage aus DDR-Zeiten sowie andere unteridrische Verstecke. Die Bunkeranlage sollte Staatschef Erich Honecker und Stasi-Chef Erich Mielke als „Reserveausweichführungsstelle“ für den Kriegsfall dienen. Sollte es die Staatsführung nicht bis in den Bunker bei Prenden (Barnim) oder den Ersatzbunker schaffen, hätte sie die DDR aus dem Untergrund am Schloss Dammsmühle führen können. Zu den geschlossenen Nebeneingängen und Notaustiegen des großen Bunkers führen aus dem Wald kleine Einstiege.

Zudem wurden für Wachposten, Funker und Spezialeinheiten – in Dammsmühle machten Geheimdienstchefs aus ganz Osteuropa Urlaub – zusätzliche unterirdische Räume im Wald um das Schloss herum angelegt. Zum Zeitpunkt von Georgines Verschwinden waren sie noch immer frei zugänglich. Auch für die Wartung der zwischen Ost-Berlin und dem Wohnort der SED-Führung in Wandlitz sowie den Bunkeranlagen verlaufenden abhörsicheren Telefonleitung wurden in dem weitläufigen Waldgebiet unterirdische Wartungs- und Kontrollräume gebaut. Auch diese waren zum Teil frei zugänglich. Zudem gibt es in dem Waldgebiet versumpfte Seen.

Direkt am Schloss Dammsmühle liegt ein großer künstlicher Teich, dessen Boden meterhoch mit Morast und Schlick bedeckt ist. „Etwas zu finden, was in dem See versenkt wurde, dürfte sehr schwer sein“, sagte ein Mann, der zu DDR-Zeiten an einer geheimen Schatzsuche des DDR-Geheimdienstes in dem Teich beteiligt war: „Der Schlick ist zu tief.“

Bereits im Mai hatte die Polizei das Gebiet abgesucht. Grund war ein Hinweis, wonach Georgine kurz nach ihrem Verschwinden im Schloss Dammsmühle tanzen war oder sich in der Nähe aufgehalten haben könnte. Zumindest hatten Polizeihunde eine Spur zu dem früheren Stasi-Komplex gefunden. Allerdings endete sie am Teich. Nun setzt die Polizei ihre Suche mit Spezialhunden aus Nordrhein-Westfalen fort, die so genanntes Mantrailing beherrschen: Sie können alte Geruchsspuren und Hautschuppen riechen.

Die bei ihrem Verschwinden 14 Jahre alte Georgine war am 25. September 2006 mit dem Bus von der Schule nach Hause gefahren. Nur 200 Meter waren es bis zur Wohnungstür, auf diesem Weg hatte sich die Spur des Mädchens verloren. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen Opfer eines Verbrechens geworden ist. Europaweit steht ihr Name auf Fahndungslisten. Die Suche gilt als eine der größten Fahndungsaktionen der Berliner Polizei seit zwanzig Jahren.

Alexander Fröhlich, Peter Tiede

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