Brandenburg: „Starke Branchen stärken“
Wegen der Autobahn- und Berlinnähe siedeln sich viele Logistikfirmen im Umland an / Wirtschaftsminister Junghanns in Wustermark und Brieselang
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Wegen der Autobahn- und Berlinnähe siedeln sich viele Logistikfirmen im Umland an / Wirtschaftsminister Junghanns in Wustermark und Brieselang Wustermark/Brieselang - „Das ist schon einer der Giganten“, sagt Brandenburgs CDU-Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns, der gerade ein Logistikzentrum des Fiege-Konzerns in Brieselang besichtigt hat. Viele kennen es: Es sind jene markanten grauen Hallen nahe der Abfahrt Falkensee am Berliner Ring. Kaum jemand aber weiß, dass sich dahinter eins der beiden großen Warenumschlagzentren für den Neckermann-Konzern in Deutschland verbirgt. Hier, von Brieselang aus, werden Möbel, aber auch Waschmaschinen, Kühlschränke und Fernseher, nicht nur nach Berlin und Brandenburg geliefert – nach einem minutiöse gesteuerten Uhrwerk. „Von hier aus geht die Neckermann-Ware nach Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, sogar nach Tschechien und Österreich“, erzählt Ludger Wilken, ein Fiege-Generalmanager. Die Ware komme per Bahn an, werde in den Hallen gelagert, per Lkw ausgeliefert. Und gleich nebenan auf dem Areal des Güterverkehrszentrums hat ein weiteres Logistik-Zentrum, nämlich für den Karstadt-Konzern sein Domizil, das die Filialen in der Region beliefert, darunter das KaDeWe in Berlin und bald das Kaufhaus in Potsdam. Es war nicht geplant: Doch es hat eine gewisse Symbolik, dass Junghanns im Rahmen einer „Branchenfahrt“ an diesem Tag die Güterverkehrszentren (GVZ) Brieselang und Wustermark besucht – angesichts der von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) angestoßenen Debatte um eine stärkere Förderung des Umlands. Denn gerade die Logistik ist eine klassische Speckgürtel-Branche. Am Berliner Autobahnring sind in den letzten Jahren überall Verteilzentren entstanden, in denen Waren für den Großraum umgeschlagen werden. „Das zeigt, welche Chancen, welche Potenziale, welche Stärken das Umland um die Metropole Berlin hat“, sagt Junghanns. So hätten sich inzwischen in Brandenburg rund 100 Logistikfirmen mit inzwischen 6500 Beschäftigten angesiedelt. Und die Branche verzeichnet Wachstumsraten von jährlich 20 Prozent – trotz der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage. Was Junghanns in Brieselang und Wustermark besichtigen kann, überall wird gebaut: Nach Startschwierigkeiten Mitte der 90er Jahre gehören die Güterverkehrszentren Großbeeren (3000 Arbeitsplätze) und Wustermark (1500 Arbeitsplätze) im Berliner Umland inzwischen zu den größten in Deutschland. Bei einem Ranking lagen sie jüngst auf Platz Drei und Vier hinter Bremen und Regensburg. Im GVZ Wustermark kommt täglich ein Intercity-Containerzug an, die Aufschriften erinnern an Seehäfen: „China Shipping“ oder „Mexico-Line“. In Kürze eröffnet hier ein Netto-Zentrallager, von dem alle Märkte in der Region beliefert werden, erzählt der private GVZ-Entwickler Rüdiger Haage. Und trotz dieser typischen Speckgürtel-Erfolgsstory warnt der Wirtschaftsminister, der als einer der ersten Brandenburger Politiker überhaupt von der „Hauptstadtregion“ sprach, jetzt vor einer zu einseitigen Konzentration auf den berlinnahen Raum. Man sollte sich in erster Linie „an Branchen orientieren“, nicht am Standort, lautet seine Botschaft. Man müsse starke Branchen stärken, nicht nur im Speckgürtel, sondern auch in der Peripherie – etwa in Schwedt oder Schwarzheide. „Man muss punktuell auch erfolgreiche Standorte in den berlinfernen Regionen fördern“, sagt Fiege-Manager Wilken, der den Kurswechsel der Landesregierung für eine stärkere Speckgürtel-Förderung begrüßt. Denn ein Selbstläufer ist auch das Umland nicht. Das GVZ Wustermark ist zu 60 Prozent ausgelastet. Und die größte Logistik-Investition der jüngsten Zeit, das neue internationale DHL-Luftfrachtlogistik-Zentrum, entsteht nicht in der Hauptstadt-Region – sondern am Leipziger Flughafen. „Unsere verkehrliche Infrastruktur war nicht gut genug“, so Junghanns.
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