Brandenburg: Start frei in Tempelhof
Freigabe für letzte Piloten. In Tegel wird es eng
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Berlin - Die drei Flugzeuge auf dem geschlossenen Flughafen Berlin-Tempelhof dürfen starten. Die Obere Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg hat am Montag eine so genannte Außenstartgenehmigung erteilt. Auch das Land Berlin und der Bund sowie die Berliner Immobilienmanagement Gesellschaft als Eigentümer des Tempelhof-Geländes stimmten zu: Somit müssen die Piloten der beiden Antonow-Doppeldecker und der Beechcraft-Maschine doch keinen Tieflader bestellen. Wann die drei Piloten nun genau auf der südlichen, schon mit weißen Kreuzen durchgestrichenen Startbahn Schub geben werden, ist noch unklar. Klar ist aber, dass alle drei kurz hintereinander abfliegen müssen.
Darum, wie die drei letzten Kleinmaschinen den Airport, dessen Betriebserlaubnis in der Nacht zum 31. Oktober 2008 erloschen ist, verlassen müssen, hatte es zuletzt heftige Diskussionen gegeben. „Wer den Flug bis zur letzten Minute ausreizt und nicht wegkommt, muss den Tieflader bestellen“, hatte Flughafensprecher Ralf Kunkel gesagt. Die Piloten beriefen sich darauf, dass sie gern geflogen wären, aber nicht konnten – weil das Wetter zu schlecht gewesen sei.
In diesem Punkt gab die Luftfahrtbehörde den Privatfliegern nun Recht. „Die Auswertung der Wetterdaten durch die Erlaubnisbehörde „hat ergeben, dass sich die Wettersituation im Lauf des 30.10. derartig verschlechtert hatte, dass ein Flug unter Sichtflugregeln nicht mehr durchzuführen war“, heißt es ihm Genehmigungsschreiben. Damit sei davon auszugehen, dass die Piloten am „beabsichtigten Abflug vor der Schließung des Flughafens objektiv gehindert“ waren.
Die Wetterdaten-Auswertung lege die Vermutung nahe, dass die anderen Sichtflugpiloten durch den Druck des letzten Tages „förmlich zu illegalem Handeln aufgerufen worden sind“, sagte nun Wolfgang Przewieslik vom Verein „Das Thema Tempelhof“: Am letzten Tempelhof-Tag hatten sich auch Anwohner über die ungewöhnlich dicht über den Häusern fliegenden Maschinen beschwert. Der Sprecher der Berliner Flughäfen, Ralf Kunkel, entgegnete, die Vorwürfe seien „aus der Luft gegriffen“. Schließlich habe die Deutsche Flugsicherung die Starts freigegeben.
Unterdessen haben Geschäftsleute mit Privatmaschinen Probleme, weil es in Tegel zu wenig Platz gibt: Flugzeuge, die dort landen und erst später wieder abheben wollen, müssen zum Parken nach Schönefeld fliegen. Diese Praxis wurde jetzt vom Flughafen und der Flugsicherung bestätigt. Das sei schon vor der Schließung Tempelhof üblich gewesen.
In Tegel gibt es nur vier Abstellmöglichkeiten für Geschäftsflugzeuge. Wer trotzdem unbedingt landen wolle, dürfe das zwar, aber nur unter der Bedingung, unmittelbar danach wieder zu starten – und sei es nur gen Schönefeld, hieß es bei der Flughafengesellschaft. Von Schönefeld geht es dann zur vorgesehenen Abflugzeit ohne Passagiere wieder zurück nach Tegel, wo die Kunden in die Maschinen steigen können, die anschließend wieder sofort abheben.
Nach dem Ende in Tempelhof sind die dortigen Linienfluggesellschaften nach Tegel gezogen; die Geschäftsflieger aus Tempelhof erhielten nur in Schönefeld Platz. Sollte ein Kunde den Wunsch haben, ab Tegel zu fliegen, müssen auch diese Flugzeuge leer von Schönefeld nach Tegel fliegen. Dort gibt es auch für Linienmaschinen kaum noch Platz für das Abstellen über Nacht. Rund 50 Maschinen sind dort regelmäßig abgestellt. Flugzeuge, die aus dem Verkehr genommen worden waren und verkauft werden sollten, mussten deshalb auch schon von Tegel nach Tempelhof gebracht werden, als der Flughafen noch in Betrieb war.A. Kögel/K. Kurpjuweit
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