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Brandenburg: Störfaktor Lärm?
Entgegen aller Befürchtungen brummt das Immobiliengeschäft rund um den BER. Fluglärm schreckt Häuslebauer nicht ab. Die Grundstückspreise steigen sogar.
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Schönefeld - Fluglärm schreckt Häuslebauer und Immobilienkäufer um den künftigen Hauptstadt-Airport Schönefeld nicht ab. Nirgendwo um den BER, weder in Blankenfelde-Mahlow unmittelbar an der Startbahn noch in weiter entfernten Orten wie Kleinmachnow, Teltow oder Stahnsdorf und auch nicht an der Berliner Stadtgrenze im Süden, fallen die Immobilien-Preise. Fast überall steigen sie sogar, meist leicht – immer aber im Gleichklang mit der allgemeinen Immobilienpreisentwicklung in Berlin-Brandenburg. Dieser Trend geht aus den PNN vorliegenden Erhebungen der vier zuständigen amtlichen „Gutachterausschüsse für Grundstückswerte“ für Berlin, Dahme-Spreewald, Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark hervor.
Nach diesen Papieren, die in der Fluglärmkommission vorgestellt und ausgeteilt wurden, werden um den BER weiter Häuser und Grundstücke so gekauft und verkauft – als gäbe es gar keine Debatten um Nachtflüge und Flugrouten des künftigen Airports. Es sind keine Schätzungen oder Vermutungen. Grundlage sind reale Kaufverträge, die tatsächlich gezahlten Preise bei den Grundstücksgeschäften des letzten Jahres. Dem Markt, so das Fazit, ist der BER egal.
Das gilt selbst für den wohl bald lautesten Ort in Deutschland, über den alle vier Minuten startende und landende Flugzeuge in 200 Meter Höhe mit Presslufthammerlautstärke donnern werden: Blankenfelde-Mahlow, 25 000 Einwohner, direkt neben der neuen Start- und Landebahn gelegen.
Selbst hierher ziehen nach wie vor Leute, investieren in Eigentum. 2012 wechselten hier 241 Immobilien für 25 Millionen Euro den Besitzer. 2011 waren es 228 für 26 Millionen Euro, also etwa die gleiche Größenordnung. Besonders frappierend: Selbst in Blankenfelde-Mahlow stieg der Quadratmeterpreis 2012, im Jahr des Nachtflugvolksbegehrens, nämlich von vorher 53 auf 61 Euro. So wie hier wurde auch in Großbeeren, Ludwigsfelde und Rangsdorf der Quadratmeter Bauland teurer, wobei die Kaufsummen sanken - durchaus üblich in prosperierenden Regionen mit steigenden Immobilienpreisen, wo die Häuser dichter zusammenrücken. „Das ist der Trend: teurer kaufen, aber mit kleineren Flächen“, lautet daher das Fazit des Gutachterausschusses Teltow-Fläming, zu dem der südwestliche Bereich um den BER mit Blankenfelde, Ludwigsfelde, Rangsdorf und Großbeeren gehört. „Grundstücke werden nicht unter Wert veräußert. Auch wenn die Anzahl der verkaufswilligen Eigentümer gestiegen ist, so ist gleichzeitig die Anzahl der Käufer gestiegen.“ Insgesamt zeige sich der Grundstücksmarkt in dieser Region nicht nur „weitgehend unbeeindruckt“ vom BER, sondern: „Der Bau des BER belebt den Grundstücksmarkt in all seinen Teilmärkten.“
Östlich und südlich des Flughafens, in Eichwalde, Schulzendorf, Zeuthen, Großziethen und Königs Wusterhausen, ist es aber genauso. Der hier zuständige Grundstückswerteausschuss Dahme-Spreewald registriert eine „sehr stabile, leicht steigende Entwicklung“ der Immobilienpreise. Die „Nachfrage nach Wohnbauimmobilien in Nachbarschaft zum Flughafen“ sei „konstant bis steigend.“ In den Gemeinden Eichwalde, Wildau, Schulzendorf und Zeuthen sind etwa die Preise für freistehende Einfamilienhäuser, egal ob für Neubauten oder ältere Häuser aus der Vorkriegeszeit, seit 2003 immer teurer geworden – selbst in der Zeit der verschobenen BER-Eröffnungen ab 2010. Bekam man in diesen Orten ein neues Einfamilienhaus (ab Baujahr 1990) im Jahr 2003 noch für knapp 190 000 Euro, waren 2010 bereits 220 000 Euro fällig, 2013 nähert sich der Preis der Marke von 230 000 Euro.
Und dann sind da noch Gemeinden wie Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf, die zwar weiter entfernt vom neuen Flughafen liegen, wo die Sorgen und damit auch die Proteste gegen Fluglärm und Flugrouten besonders groß sind. Zuzügler zieht es dennoch hierher, und zwar stark, wofür die kletternden Immobilienpreise ein sicheres Indiz sind.
Das Gleiche gilt aber für die Gemeinden Michendorf, Schwielowsee und die Stadt Werder. Der Gutachterausschuss des Landkreises Potsdam-Mittelmark vermeldet jedenfalls nach Auswertung der Kauffälle in diesen Orten: „In den Gemeinden ist in den letzten Jahren eine steigende Tendenz der Grundstückswerte sowohl bei unbebautem Bauland als auch bei bebauten Grundstücken zu verzeichnen“, heißt es, und: „Ein Einfluss des Baus des BER im Sinne sinkender Grundstückswerte ist nicht erkennbar.“ Und das gilt genauso für die von BER-Routen betroffenen Südberliner Ortsteile, wo sich die Entwicklung der Immobilienpreise keinen Deut vom Rest der Hauptstadt unterscheidet.
Und auf der anderen Seite? Also in den Berliner Stadtbezirken, die bereits jetzt Ruhe vor Flugzeugen haben, oder sie haben werden, um den geschlossenen Airport Tempelhof und um Tegel, der mit der BER-Eröffnung irgendwann dichtmachen wird? Auch hier gibt es nach den Erhebungen keine flughafenbedingten Auffälligkeiten. „Ein Einfluss der Flughäfen auf die Preise ist nicht erkennbar.“
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