Brandenburg: Tages- statt Sparkasse
Mehrfach wurden nachts Bankautomaten gesprengt. Jetzt verwehren 65 Filialen den späten Einlass
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Berlin - Berlins Geldinstitute ziehen Konsequenzen aus den Überfällen der vergangenen Tage. Am weitesten geht die Sparkasse – sie schließt nachts ab sofort 65 ihrer 145 Automatenstandorte. Auch die anderen Banken stimmen sich mit der Polizei über Sicherheitskonzepte ab, wollen aber nicht ins Detail gehen. „Zum Glück sind bisher keine Menschen zu Schaden gekommen“, hieß es von Sparkasse, Postbank und Commerzbank. Unbekannte Täter haben innerhalb von neun Tagen vier Geldautomaten von Sparkasse und Postbank gesprengt. In der Nacht zu Mittwoch versuchten Täter in Wilmersdorf und Prenzlauer Berg zudem, Geldautomaten aufzuhebeln – allerdings erfolglos.
Die Geldinstitute suchen nach Lösungen, können ihre Geräte aber nicht wirksam schützen. Zwar werden die Selbstbedienungszonen, in denen außerhalb der Geschäftszeiten am Automaten Geld abgehoben werden kann, mit Videokameras überwacht. Aber manche Diebe sprühen Farbe auf das Kameraauge und bleiben unerkannt. Deswegen und weil sich bei Kälte auch Obdachlose gerne in den beheizten Räumen schlafen legen, schließen auch einige andere Banken ihre Selbstbedienungszonen über Nacht.
„Das kann aber nur das letzte Mittel sein“, sagt Mathias Paulokat, Sprecher der Commerzbank Berlin. „SB-Zonen haben ja gerade den Zweck, rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen.“ Die Schließung in der Nacht sei deshalb eine Ausnahme. Obwohl in der aktuellen Serie kein Commerzbank-Automat betroffen war, kennt Paulokat die Fälle auch aus eigener Anschauung. Vor vier Wochen wurde in Kleinmachnow ein Commerzbank-Automat gesprengt, vor sechs Wochen einer in Magdeburg.
Die Postbank betreibt in Berlin 180 Geldautomaten; zwei gehörten zu der jüngsten Serie. Während am Halleschen Ufer schon wieder Normalbetrieb herrscht, kann an der Bergmannstraße derzeit kein Geld geholt werden. „Der Geldautomat wird ausgetauscht, es müssen Kabel verlegt und weitere technische Arbeiten erledigt werden“, sagt Postbank-Sprecher Ralf Palm. Danach werde auch in der Bergmannstraße wieder rund um die Uhr Betrieb sein. Eine Spur hat die Polizei noch nicht. Von einer Serie mag die Behörde offiziell nicht sprechen. „Wir prüfen die Zusammenhänge“, sagte ein Sprecher. Bei ihren Ermittlungen stützt sich die Polizei auch auf die Auswertung von Videobildern aus den Überwachungskameras.
2012 hatten sich Banden darauf spezialisiert, ganze Geldautomaten rauszureißen und im Stück abzutransportieren. Vor zwei Jahren gab es bereits eine Serie von Sprengungen in Berlin und Brandenburg. Damals wurde eine „Gemeinsame Ermittlungsgruppe“ – eine Art Soko – gebildet, um an die Täter zu kommen. Die Polizei sprach von mehr als zehn Automatensprengungen, die es seit August 2009 gegeben hatte. Weil zwei Männer bei ihrem Versuch in Lindow (Ostprignitz-Ruppin) dilettantisch vorgegangen waren, konnten sie gefasst werden. Damals hatten die Kriminellen meist ein spezielles Gasgemisch in das Gerät geleitet und zur Explosion gebracht. Ob sich die Verbrecher bei den jüngsten Taten in Berlin wieder dieser Methode bedienten, dazu schweigt die Polizei. Ein Ermittler vermutet dies aber, denn Gas breite sich gleichmäßig aus, während die Sprengung mit einem fest angebrachten Zündstoff unkontrollierter sei. T. Buntrock, F. Keilani
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