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Es wird eng. Das Terminal des Flughafens Berlin-Tegel „Otto Lilienthal“ (TXL). Da sich die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER) verzögert, bleibt Tegel noch länger geöffnet und kommt an seine Grenzen.

© Michael Gottschalk/dapd

Brandenburg: Tegel ist überlastet – und soll wachsen

Bei Check-In, Anfahrt und Gepäck wird es eng. Airlines wollen auch nachts häufiger fliegen – und tagsüber alle 70 Sekunden

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Berlin - Fliegen bis es quietscht: In Tegel soll das Kunststück gelingen, auf dem schon heute in Spitzenstunden überlasteten Flughafen den Mehrverkehr der dortigen Fluggesellschaften unterzubringen, der für den Flughafen BER in Schönefeld vorgesehen war. Nach Angaben der Flughafenkoordination können damit Air Berlin und die Lufthansa ihr erweitertes Angebot wie vorgesehen umsetzen. Zwangsverlegungen anderer Gesellschaften von Tegel zum bisherigen Flughafen Schönefeld seien nicht erforderlich. Ob das dafür erforderliche Aufweichen des Nachtflugverbots genehmigt wird, steht aber noch nicht fest.

Derzeit darf in Tegel regulär bis 23 Uhr und ab 6 Uhr geflogen werden. Am BER beschränkt sich die Nachtruhe auf die Zeit von 0 Uhr bis 5 Uhr. Die Fluggesellschaften haben bis zum Ende des Sommerflugplans am 27. Oktober insgesamt 150 Flüge in der bisher als flugfrei deklarierten Zeit in Tegel beantragt. Nach Angaben der Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Daniela Augenstein, sind davon 120 nachts meist bis 23.15 Uhr vorgesehen; 30 Flüge sollten vor 6 Uhr stattfinden, zum Teil bereits um 5.20 Uhr. Während man die Flüge um 23 Uhr derzeit für genehmigungsfähig halte, sehe man Probleme bei den Frühflügen, vor allem sonntags. Vor einer Entscheidung werde noch die Tegeler Fluglärmkommission eingeschaltet; Mitte nächster Woche könne dann der Beschluss fallen.

Die Deutsche Flugsicherung ist überzeugt, den Mehrverkehr am Himmel bewältigen zu können. Die sogenannten Kapazitätseckwerte, auf die sie eingestellt ist, wurden nämlich nicht verändert. Damit sind in Tegel weiter 52 Starts und Landungen in der Stunde möglich, in Schönefeld sind es 26. Eng wird es am Boden werden. Schon bisher gibt es Klagen, dass es in Tegel zum Teil sehr lang dauere, bis eine Treppe an ein gelandetes Flugzeug angelegt wird und ein Bus die Passagiere abholt. Ob der Bodendienstleister GlobeGround hier kurzfristig seine Kapazitäten erhöhen muss, steht nach Angaben einer Sprecherin noch nicht fest. Die Grenze der Belastung habe man noch nicht erreicht.

Auch Plätze zum Abstellen von Flugzeugen sind knapp. Allein Lufthansa will fünf weitere Maschinen in Tegel stationieren. Einige seien aber nachts unterwegs, sagte ein Sprecher. Möglicherweise wird in der Nacht eine Startbahn zum Parkplatz für Flugzeuge gemacht, was auch früher schon praktiziert worden war.

Zu noch längeren Wartezeiten als jetzt schon häufig wird es wohl bei der Gepäckausgabe kommen. Baulich lässt sich hier nichts ändern. Lange Schlangen werden auch beim Check-In fast die Regel werden, denn auch die Zahl der Schalter kann kurzfristig nicht erhöht werden. Zudem steigt bei der An- und Abreise die Staugefahr auf der einzigen Zufahrtsstraße des Flughafens, die schon jetzt oft verstopft ist. Und auch die Parkmöglichkeiten könnten rar werden. Fluggäste sollten noch früher als jetzt zum Flughafen kommen, raten deshalb die Fluggesellschaften.

So bald der Flugplan endgültig feststeht, sollen Passagiere, die bereits einen Flug zum oder vom BER gebucht haben, informiert werden – per E-Mail, SMS oder Telefon. Die Umbuchung selbst auf den Flughafen Tegel erfolgt automatisch.

Großen Komfort dürfen die Passagiere in Tegel auch nicht mehr erwarten. Zuletzt wurde dort angesichts der vorgesehenen Schließung am 2. Juni so gut wie nichts mehr investiert – auch kaum noch in defekte Toilettenanlagen. Ob der Flughafen hier für knapp zehn Monate Weiterbetrieb nochmals Geld ausgeben wird, war am Mittwoch nicht zu erfahren.

Fest steht dagegen, dass die neue Modemesse Panorama, die vom 4. bis 6. Juli auf dem für die Ila gebauten Messegelände in Schönefeld geplant war, auf Januar 2013 verschoben wird. Der ursprüngliche Termin sei so kurz nach der Absage der Flughafeneröffnung nicht mehr zu halten gewesen, teilte die Messe Berlin mit. Klaus Kurpjuweit

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