Brandenburg: Teltow-Fläming, die Nummer eins im Osten
Der Kreis ist der wirtschaftlich-erfolgreichste in den neuen Ländern – im zweiten Jahr hintereinander
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Der Kreis ist der wirtschaftlich-erfolgreichste in den neuen Ländern – im zweiten Jahr hintereinander Von Thorsten Metzner Luckenwalde. Manche kennen bislang nur das Autokennzeichen „TF“ – wie Teneriffa. Doch Teltow-Fläming wird man sich merken müssen: Es ist der wirtschaftlich erfolgreichste Landkreis in Ostdeutschland. Nun schon zum zweiten Mal belegte die Region im Süden von Berlin diesen Ost-Spitzenplatz in einer Rangliste von „Focus-Money“. Das Magazin hat die Entwicklungsdynamik der 440 Landkreise und größeren Städte Deutschlands anhand objektiver Faktoren – Investitionen, Wertschöpfung, neue Jobs, Bevölkerung – untersucht. Innerhalb Brandenburgs stehen die Prignitz im Norden mit Platz 421, und Elbe-Elster im Süden mit Platz 406 sowie Frankfurt/Oder mit Platz 430 am schlechtesten da – und gehören zu den 50 bundesweiten Schlusslichtern. Allerdings, das lässt neben dem Ost-Spitzenplatz von Teltow-Fläming aufhorchen, unter den „Flop 50“ sind nur drei aus Brandenburg – aber 19 Kreise aus Sachsen, zehn aus Mecklenburg-Vorpommern. Der Sieger heißt auch Peer Giesecke. Er ist Landrat von Teltow-Fläming, ein Machertyp mit SPD-Parteibuch. „Das erste Mal vor einem Jahr hat es uns überrascht, dass wir im Osten gewonnen haben. Diesmal haben wir insgeheim damit gerechnet“, sagt er selbstbewusst. Natürlich ist der 52-Jährige stolz, dass sein Kreis erneut so gut abschneidet – und gerade jetzt einmal für eine gute Nachricht aus dem „Pleiten-Land“ Brandenburg sorgt. Er macht sich allerdings keine Illusionen: Bundesweit liegt auch Teltow-Fläming nur auf Position 130. Aber woran liegt es, dass der Kreis in seiner Wirtschafts- und Sozialentwicklung dem Trend des Landes trotzen kann, das sich nach der jüngsten BertelsmannStudie unter allen Bundesländern „am schlechtesten entwickelt“? Dass Teltow-Fläming Brandenburgs andere Speckgürtel-Kreise und selbst Dresden, Leipzig, die High-Tech-Region um Jena oder die brandenburgische Hauptstadt Potsdam (Platz 327) hinter sich lässt? Sicher, da sind die knallharten Faktoren, sagt Giesecke. „Nur mit Kleinindustrie hat man keine Chance“. Sein Kreis profitiert von den wirtschaftlichen Leuchttürmen im berlinnahen Norden: In das Daimler-Chrysler-Werk in Ludwigsfelde, in dem 1800 Jobs gesichert wurden, sind eine halbe Milliarde Euro investiert worden. Hier läuft der „Vaneo“ vom Band. Gleich nebenan werden bei MTU Turbinen gebaut. Und ein paar Kilometer weiter produziert ein Werk von Rolls-Roys in Dahlewitz hochmoderne Triebwerke. In Luckenwalde wächst ein Biotechnologiepark, in Baruth entwickelt sich die Holzindustrie. Nicht weniger wichtig: Seit Jahren ziehen viele Berliner in die Speckgürtel-Gemeinden – womit Abwanderung aus dem strukturschwachen Süden ausgeglichen wird. Die Einwohnerzahl von Teltow-Fläming stieg auf 161 000. Und nach der demographischen Bevölkerungsprognose kann Teltow-Fläming bis 2015 mit weiteren Zuwächsen rechnen – entgegen dem Landestrend. Hört man Peer Giesecke zu, wird schnell klar, dass das Erfolgsgeheimnis tiefer liegen muss: In einer klugen, intelligenten Wirtschafts-, Finanz- und Investitionspolitik. In einer Lust am Anpacken, an neuen Ideen, schneller als andere zu sein. Giesecke erzählt von der „Fläming-Skate“, der mit gut 100 Kilometern längsten Skaterbahn Europas, die inzwischen tausende Touristen in den strukturschwachen Süden des Kreises zieht. „Damit haben wir mehrere Pleiten von Hotels und Gaststätten verhindert“, sagt Giesecke. Und man sei erst am Anfang. Der Märker, der sich alles erst einmal anschaue, merke inzwischen: „Dort kann man Geld verdienen.“ An den Wochenenden finde man in der Nähe der Strecke kaum noch ein Hotelzimmer. Dahinter steckt Strategie: „Die Industrie geht nur in den berlinnahen Raum. Also müssen wir im Süden auf Tourismus setzen.“ Und den Bewohnern die Wege zu den Jobs erleichtern: Die Bundesstraße 101, die zentrale Verkehrsader des Kreises, wird gerade bis Luckenwalde vierspurig ausgebaut. Der Bund wollte nur drei finanzieren, sagt Giesecke. „Also bezahlen wir die vierte Spur, mit 24 Millionen.“ Klar, dass es die CDU-Opposition schwer gegen einen solchen Landrat hat, der auch ihr Parteibuch haben könnte. In Teltow-Fläming konnte die SPD die Kommunalwahl gewinnen. Nach einem selbstbewussten Wahlkampf mit dem Slogan. „Damit Teltow-Fläming die Nummer Eins bleibt.“
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