Von Alexander Fröhlich: „Templin keine Hochburg von Rechten“ Bürgermeister Schoeneich will Schlussstrich ziehen
Templin - Templins Bürgermeister Ulrich Schoeneich (parteilos) möchte einen Schlussstrich ziehen. Nach dem Mord an einem Obdachlosen in der Thermalstadt in der Uckermark durch zwei Rechtsextreme und einen weiteren brutalen Angriff gegen einen 16-Jährigen im Sommer hagelte es bundesweit Negativ-Schlagzeilen.
Stand:
Templin - Templins Bürgermeister Ulrich Schoeneich (parteilos) möchte einen Schlussstrich ziehen. Nach dem Mord an einem Obdachlosen in der Thermalstadt in der Uckermark durch zwei Rechtsextreme und einen weiteren brutalen Angriff gegen einen 16-Jährigen im Sommer hagelte es bundesweit Negativ-Schlagzeilen. Dem will Schoeneich nun ein Ende setzen und verkündete gestern, Templin sei entgegen der Behauptung von Landespolitikern keine Hochburg von Rechtsextremen in Brandenburg, und es habe sich seit dem Mord viel getan in der Stadt.
Bezeugen sollte das der Leiter des Templiner Polizei-Schutzbereiches, Sven Brandau. Schoeneich hatte vorab gegenüber den PNN erklärt: „Der Mord und der Angriff waren gar nicht rechtsgerichtet.“ Doch damit lag der Bürgermeister zum Teil falsch. Brandau und die Staatsanwaltschaft Neuruppin bestätigten lediglich, dass für den Fußtritt eines Neonazis ins Gesichts seines Opfers – eine Tat „am Rande eines versuchten Tötungsdelikts“, wie es damals hieß – keine rechtsextremistisches Motiv gebe. Der Täter ist wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Ein Gerichtstermin steht noch aus, da er wegen einer anderen Straftat im Gefängnis ist. Im Fall des getöteten Obdachlosen ermittelt die Staatsanwaltschaft aber wegen Mordes und schließt einen rechtsextremistischen Hintergrund nicht aus.
Nach der Tat musste sich der Bürgermeister heftige Kritik gefallen lassen, weil er gesagt hatte, in seiner Stadt gebe es keine rechtsextremistische Szene. Nun sagt Schoeneich: „Ich muss gestehen, dass ich das erst nicht wahrgenommen haben. Jetzt hat sich aber viel bewegt.“ Es hat ein Demokratiefest und ein Benefizkonzert für die Angehörigen des Ermordeten gegeben. Auf dem Marktplatz haben sich die Templiner spontan gegen die NPD gewehrt, als die Partei dort im Kommunalwahlkampf für sich warb. Und auch die Polizei hat ihre Präsenz nach der Zunahme von rechtsextremen Straftaten verstärkt. Noch im ersten Halbjahr 2007 waren es 14 , in diesem Jahr bisher 42. Im September und Oktober hat es allerdings nach Angaben des Polizeichefs bislang keine Taten gegeben. In der Stadt gebe es 30 Rechtsextreme, die aber nicht fest organisiert seien.
Die Polizeibeamten und Mitarbeiter des Ordnungsamtes sollen nun gemeinsam auf Streife gehen und ein neues Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen durchsetzen. Davon verspricht sich Schoeneich weniger Gewalttaten in der Stadt. Denn wenn die Templiner Neonazis zuschlagen, ist meistens Alkohol im Spiel.
Zwar bewerten Experten wie Peter Huth vom Internetportal „gegenrede“ gegen Rechtsextremismus die Entwicklung der Stadtoberen positiv - „doch das Problem bleibt uns noch eine Weile erhalten“. Denn auch die jüngste positive Polizeistatistik hat einen Makel. So weiß Huth von Angriffen durch betrunkene Neonazis, die sich im Oktober ereignet, aber keinen politischen Hintergrund haben sollen. Nach und nach werden die Gewalttäter auch vor Gericht gestellt. Huth: „Damit kommt Templin erstmal nicht aus den Schlagzeilen raus.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: