Brandenburg: Testfusion für Neugeborene
Das Blut von Brandenburg-Babys wird künftig in Berlin untersucht – weil es im Land zu wenig Kinder gibt
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Potsdam – Die Zukunft der neugeborenen Kinder in Brandenburg liegt mit Beginn des neuen Jahres in gewisser Hinsicht in Berliner Hand. Denn die obligatorische Früherkennungsuntersuchung auf angeborene Krankheiten, das so genannte Neugeborenen-Screening, wird ab 1. Januar auch für Brandenburger Neugeborene an der Berliner Charite stattfinden.
Bei der Früherkennunguntersuchung werden den Neugeborenen am zweiten oder dritten Lebenstag, in der Regel noch im Krankenhaus, einige Blutstropfen aus der Vene oder Ferse entnommen. Die Probe wird auf seltene angeborene Stoffwechsel- und Hormonstörungen untersucht. Unentdeckt können diese Krankheiten zu Organschäden, körperlicher oder geistiger Behinderung, sogar zum Tod führen. Unter 1000 Kindern ist eins betroffen. Durch eine frühzeitige und gezielte Behandlung können Behinderungen vermieden und Todesfälle verhindert werden.
Bisher sind die Blutproben aller Neugeborenen in Brandenburg am Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik des Carl-Thiem-Klinikums in Cottbus untersucht worden. Dies ist künftig nicht mehr möglich, weil seit 1. April 2005 bundeseinheitlich neue Richtlinien mit strengeren Kriterien gelten: Danach darf die Genehmigung für die Früherkennungsuntersuchungen bei Neugeborenen nur Laboren erteilt werden, die jährlich mindesetens 50000 Proben analysieren. „Diese Voraussetzung erfüllt das Cottbuser Labor nicht“, so das Gesundheitsnisterium. Deshalb könne es ab 1.Januar 2006 „nicht mehr am Neugeboren-Screening“ teilnehmen. Geburtshelfer, Hebammen und Kinderärzte wurden aufgefordert, die Proben ab 1.Januar an das Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie der Charite zu schicken.
Die Geburtenzahlen in Brandenburg sind stark zurückgegangen. Während in der Wendezeit jährlich noch rund 30000 Kinder geboren wurden, sind es derzeit jährlich nur etwa 18000. In den ersten acht Monaten 2005 wurden 11663 Kinder geboren, was einem Rückgang um fast 300 gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die Landesregierung hat deshalb kurz vor Jahresende noch ein Paket von 61 Maßnahmen beschlossen. Das Ziel: „Brandenburg soll familien- und kinderfreundlicher werden“. Gleichwohl will Brandenburg Anfang des Jahres mit Berlin eine offizielle Vereinbarung für „eine gemeinsame Screening-Region Berlin-Brandenburg“ treffen.
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