
© dpa
Brandenburg: Tödlicher Streit ums Kind
Die Polizei sucht im Süden Brandenburgs mit einer Großfahndung nach dem Berliner Alexander M. – er soll seine Ex-Freundin nach einem Streit um das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter erwürgt haben
Stand:
Potsdam - Die Großfahndung nach dem Bautzener Familiendrama geht weiter: Der 33-jährige Berliner, der am Sonntag seine Ex-Freundin in Bautzen getötet haben soll, ist noch immer auf der Flucht. Auch am Dienstag durchkämten Fahnder und Polizisten mit Suchhunden weiterhin Wälder und Dörfer im Süden Brandenburgs. Auch die Öffentlichkeit wurde eingeschaltet: Die Polizei gab einen Steckbrief heraus.
Nach dem bisherigen Stand hat Alexander M., der nicht bestätigten Angaben zufolge ein Immobilienmakler aus Kaulsdorf und gebürtiger Berliner ist, am Sonntagabend in Bautzen seine Ex-Freundin Stephanie L. (25) mit bloßen Händen erwürgt. Sie lebte seit der Trennung wieder in ihrer Heimatstadt. Am Adventssonntag kam es abends offenbar zum wiederholten Streit um das Sorgerecht für die gemeinsame, erst eineinhalb Jahre alte Tochter. Die Mutter soll versucht haben, ihm den Kontakt zum Kind zu untersagen. Offenbar war M. bereits mehrfach mit seiner Ex-Freundin in lautstarken Streit geraten, die Polizei soll deshalb in der Vergangenheit des Öfteren angerückt sein. Diesmal kam aber offensichtlich auch noch Eifersucht hinzu. „Dieses Tatmotiv kristallisiert sich heraus, auch das Kind spielte eine Rolle“, sagte der Sprecher der Bautzener Staatsanwaltschaft Christopher Gerhardi. Zeugenaussagen aus dem Umfeld der Frau hätten ergeben, dass sie einen neuen Partner hatte. „Das wahre Motiv ist aber nur dem Täter selbst bekannt“, sagte er.
Nach der Tat flüchtete der 33-Jährige mit seiner Tochter, am Telefon gestand er einer Bekannten in Berlin, seine Freundin getötet zu haben. Die Bekannte alarmierte die Polizei in Berlin, die daraufhin die Behörden in Sachsen und Brandenburg einschaltete. Beamte der Bautzener Polizei öffneten gewaltsam die Wohnungstür und entdeckten dort die Leiche der Frau.
Die Ermittler wussten durch die Anruferin auch, dass M. mit seinem Wagen auf der Autobahn nach Berlin raste. Über die elektronische Kennzeichenerfassung an den Autobahnbrücken konnte die Brandenburger Polizei das Auto schnell auf der A13 orten, auch ein Hubschrauber kam zum Einsatz. Die Beamten riegelten die Autobahn in der Nähe des Rasthofs Bersetal bei Lübben (Spreewald) ab, schließlich entdeckten sie M. gegen 22 Uhr.
Die Festnahme aber schlug fehl. M. sprang aus seinem Kleinwagen und flüchtete zu Fuß in den angrenzenden Wald. Seine kleine Tochter ließ er im Wagen zurück. Schiefgegangen sei bei dem Einsatz aber nichts, sagten Ermittler den PNN. „Der Zugriff stand unter einer anderen Priorität. Zuerst ging es darum, das Kind in Sicherheit zu bringen.“ Es befindet sich in Obhut der Behörden. Die Beamten waren auch aus einem anderen Grund vorsichtig: M. ist einschlägig vorbestraft und war 2003 vor dem Landgericht Berlin wegen Vergewaltigung und Körperverletzung zur vier Jahren Haft verurteilt worden, die er voll verbüßt hat.
Am Montag suchten mehrere Dutzend Beamte bis 23 Uhr die Gegend rund um die Raststätte ab, auch am frühen Morgen ging die Aktion weiter – bislang ohne Erfolg. Die Ermittler wissen noch nicht, ob der Mann noch zu Fuß unterwegs ist oder sich per Anhalter nach Berlin durchgeschlagen hat. Das jedenfalls war sein ursprüngliches Ziel, wie die Polizei von der Bekannten erfuhr. Dennoch durchkämmen die Ermittler weiter die Gegend – und rechnen sich durchaus Erfolgschancen aus. „In einem Dorf fällt es auf, wenn ein Fremder durch den Ort läuft.“
Die Staatsanwaltschaft in Bautzen ermittelt wegen Totschlags. Die Polizei weitete ihre Bemühungen am Dienstag aus und rief in der Öffentlichkeit mit einem Fahndungsaufruf zur Mithilfe auf. Der Mann ist 1,80 bis 1,90 Meter groß, hat blau-graue Augen, eine kräftige Figur, hat dunkelblonde, kurze Haare und trug zuletzt eine graue Strickjacke. Wer etwas über den Mann sagen kann oder ihn kennt, den bittet die Polizei um Mithilfe entweder unter Telefon (03581) 468 224 oder bei jeder anderen Dienststelle.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: