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Brandenburg: Tortillas zum Anpfiff

Im „El Borriquito“ feuerten die Spanier ihr Team an Hier treffen sich sonst die Real Madrid-Fans

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An den Wänden hängen Schals und T-Shirts in weiß und lila – den Vereinsfarben von Real Madrid. Am Tresen steht neben dem Zapfhahn ein Fernseher mit Großbildschirm, und in der Küche werden schon Garnelen gebrüht, Tortillas gebacken und Spanischer Fischtopf gekocht: Berlins ältestes spanisches Restaurant, das „El Borriquito“ an der Ecke Kant- und Wielandstraße in Charlottenburg, ist schon am Samstagnachmittag voll auf den Ansturm der Fußballfans vorbereitet. „Normalerweise treffen sich bei uns die Real Madrid-Fans, zu denen in Berlin auch einige Deutsche gehören“, sagt die Wirtin Bilar Antelo. Doch am Samstag mit dem Anpfiff in Innsbruck zum EM-Spiel Schweden - Spanien sitzen und stehen im „El Borriquito“ dann alle dicht gedrängt, die auf einen Sieg der iberischen Nationalmannschaft hoffen.

Seit 24 Jahren betreiben Bilar Antelo und ihr Mann Pepe den traditionellen Spaniertreff. Und da sie selbst beim Kochen und Bedienen begeistert „Gol!“ (Tor) rufen, wenn ihr Fußball-Team einen Treffer erzielt, hat sich das Borriquito in der spanischen Fanszene schnell einen Namen gemacht. Etliche populäre Vereins- und Nationalspieler aus der Heimat waren schon zu Gast und haben die T-Shirts an den Wänden signiert. Erst kürzlich spielte Real Madrid gegen den Club „Baca“ von Barcelona – und gewann. Aber die Anfeuerer beider Mannschaften haben sich deshalb im Borriquito vor den TV-Geräten nicht in die Haare bekommen.

Nachdem David Villa drei der vier Tore bei Spaniens glorreichem EM-Auftaktspiel gegen Russland geschossen hatte, gehen die spanischen Zuschauer optimistisch am Samstag ins zweite Match. „Mal gucken, ob die langsamen Abwehrrecken von Schweden mit unserem quirligen Villa Probleme bekommen“, heißt es an den ersten besetzten Tischen. Doch von den Schweden wird ansonsten überall mit Respekt gesprochen. Immerhin haben sie bei der Europameisterschaft bravourös gegen Griechenland gewonnen.

In vielen anderen spanischen Restaurants und Kneipen liefen gestern gleichfalls ab 18 Uhr die Fernseher, „obwohl die meisten Spanier Fußball am liebsten Zuhause im Kreis der Familie gucken“, sagt Kellner Eduardo Illanes vom „Mar y Sol“ am Savignyplatz. Er selbst wollte nach dem Dienst zu Freunden in Prenzlauer Berg – zur Fußball-Party.

Doch auch Berliner feuerten am Samstag die Mannschaft von der iberischen Halbinsel an. Christian Gaebler zum Beispiel, der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Sogar ein Trikot mit den spanischen Nationalfarben zog er sich an, und dann machte er sich“s mit Freunden gemütlich vor dem TV-Gerät in seiner eigenen Tapas Bar „Sol y Sombra“ am Oranienplatz in Kreuzberg.

Denn Gaebler hat neben seinem Parlamentsjob noch einen Zweitjob als Gastronom. Allerdings hält er, wenn die Mannen von Bundestrainer Löw spielen, auch für die deutsche Nationalmannschaft. Aber Spanien ist für ihn der zweite Favorit. „Da fährt man doch gerne in Urlaub hin“, sagt Gaebler. „Außerdem mag ich die Menschen und die Sprache.“ CS

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