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© Frank Jansen/TSP

Trauer um Skinhead-Opfer: Brandenburgs Ministerpräsident kondoliert Hinterbliebenen von Orazio Giamblanco

Nach dem Tod vom Orazio Giamblanco äußert sich Ministerpräsident Dietmar Woidke. Der Kampf gegen Rechtsextremismus sei „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“.

Von Frank Jansen

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Auch in Brandenburg wird um das verstorbene Skinhead-Opfer Orazio Giamblanco getrauert. Giamblancos Geschichte „hat viele Menschen bewegt“, teilte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Freitag in Potsdam mit.

Orazio Giamblanco war am Montagabend in einem Bielefelder Krankenhaus im Alter von 83 Jahren gestorben. Der Italiener war seit einem rassistischen Angriff in der Kleinstadt Trebbin (Landkreis Teltow-Fläming) schwer behindert. Am 30. September 1996 hatte ein Skinhead seine Baseballkeule gegen Giamblancos Kopf geschlagen.

„Nur knapp konnten die Ärzte in Luckenwalde sein Leben retten“, heißt es in Woidkes schriftlicher Stellungnahme. Die Tat sei „einer der traurigen Höhepunkte rechtsextremer Übergriffe nach der Wiedervereinigung“ gewesen. „Orazio Giamblancos Leben war danach ruiniert“, betonte der Ministerpräsident.

Giamblanco nahm die Entschuldigung des Täters an

Wie es Giamblanco erging, hat der Tagesspiegel seit 1997 in jährlichen Reportagen geschildert. Giamblanco litt an spastischer Lähmung, schwerer Sprachstörung, Depressionen und weiteren Beschwerden. Seine Lebenspartnerin Angelica Stavropolou und deren Tochter Efthimia Berdes haben Giamblanco bis zur völligen Erschöpfung gepflegt.

Das Engagement wird auch von Woidke gewürdigt. „Mein herzlichstes Beileid gilt seinen Angehörigen, die ihn Jahrzehnte liebevoll pflegten“, steht in der Mitteilung. „Ich sende ihnen von Herzen viel Kraft und bin in Gedanken bei ihnen.“

Woidke hob auch hervor, dass Giamblanco und die beiden Frauen die menschliche Größe hatten, „dem Täter zu verzeihen“. Im Jahr 2006 hatte der ehemalige Skinhead Jan W. zwei lange Briefe an Giamblanco, Stavropolou und Berdes geschrieben. Die drei nahmen die Entschuldigung an.

Woidke sagte Rechtsextremismus und Rassismus wie schon bei früheren Anlässen den Kampf an. Das sei und bleibe „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Man könne nicht ungeschehen machen, „was Orazio Giamblanco in unserem Bundesland passiert ist“, sagte Woidke. „Aber wir müssen die Erinnerung an sein tragisches Schicksal als Mahnung lebendig halten. Es ist für uns Verpflichtung.“

Ein Platz in Trebbin erinnert an Orazio Giamblanco

Ein gleichlautendes Kondolenzschreiben will der Ministerpräsident den beiden Frauen in Bielefeld schicken. In Trebbin wird ebenfalls um Giamblanco getrauert. Bürgermeister Ronny Haase (parteilos) stellte am Mittwoch am Tatort von 1996 eine Schale mit Blumen ab.

Das Areal bei der alten Feuerwehrwache wurde 2021 von der Stadt zum „Orazio-Giamblanco-Platz“ erklärt. Neben dem neuen Straßenschild steht eine Stele, auf deren Inschriften Giamblancos Schicksal als Mahnung formuliert wird. Um die Stele band Haase am Mittwoch einen Trauerflor. Der Bürgermeister hatte im vergangenen Jahr Giamblanco, Stavropolou und Berdes in Bielefeld besucht und war tief bewegt.

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