zum Hauptinhalt

Brandenburg: Unbefristeter Streik an der Charité

Pflegekräfte legen ab dem heutigen Montag die Arbeit nieder / Angleichung an bundesweiten Tarif gefordert

Stand:

Berlin - Kurz vor dem geplanten Pflegestreik an Europas größtem Universitätsklinikum Charité am heutigen Montag sind offenbar hunderte der insgesamt 3200 Krankenbetten nicht mehr belegt. OP-Termine für die kommende Woche sind in Absprache mit Patienten verschoben worden, die Klinik bereitet sich auf einen längeren Ausstand vor. Für diesen Montag ab 6 Uhr ruft die Gewerkschaft Verdi ihre Mitglieder unter den Klinikbeschäftigten zu einem unbefristeten Streik auf. Sollten mehr als 1500 Schwestern, Pfleger und Reinigungskräfte die Arbeit niederlegen, könnten hunderte Behandlungen ausfallen. Die Charité hat Rettungsdienste gebeten, Patienten an andere Krankenhäuser zu bringen. Für Akutfälle, die nur in einem der Charité-Standorte behandelt werden können, ist mit Verdi eine Notdienstvereinbarung unterzeichnet worden.

Etwa 13 000 Berliner arbeiten in der landeseigenen Charité, jährlich werden dort rund 130 000 Patienten stationär versorgt, dazu eine halbe Million Menschen ambulant. Ab Montag soll auch bei der Krankenhaustochter „Charité Facility Management“ (CFM) gestreikt werden. Die 2500 Mitarbeiter der CFM erledigen etwa Transporte und den Wachschutz für die Großklinik. Die Beschäftigten dort werden eigenen Angaben zufolge schlechter bezahlt als im Stammhaus. Einige erhalten demnach gerade 5,50 Euro brutto pro Stunde. Verdi fordert einen Tarif auf Charité-Niveau. Derzeit bekommt dort eine Krankenschwester nach zehn Dienstjahren im Schichtbetrieb im Schnitt knapp 2500 Euro brutto im Monat. Die Streikenden fordern für jeden Beschäftigten 300 Euro mehr pro Monat, was dem bundesweit üblichen Tarif entspräche.

Die Klinik ist seit Jahren verschuldet. Während Charité-Chef Karl Max Einhäupl für 2010 mit minus 17,8 Millionen Euro ein besseres Jahresergebnis als erwartet vorlegte, verlangt der Senat für 2011 eine schwarze Null. Für die Forderung der Pflegekräfte hatte Einhäupl kürzlich Verständnis signalisiert. „Wir befinden uns im Schraubstock zwischen dem Anliegen der Mitarbeiter und den Vorgaben der Politik“, sagte Ulrich Frei, ärztlicher Direktor des Hauses. Da der Senat eine defizitfreie Bilanz verlangt, hat er die Kooperation mit den landeseigenen Vivantes-Häusern vorantreiben lassen. Vivantes geht es finanziell besser, auch weil sich der größte kommunale Klinikkonzern Deutschlands auf Patientenbehandlung konzentrieren kann, während die Charité auch eine Forschungsstätte ist.Hannes Heine

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })