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Voller Tatendrang. Doch erst muss sich Flughafen-Chef Mehdorn um den Schallschutz kümmern.

© Ralf Hirschberger/dpa

Brandenburg: Und wieder ein Problem für Mehdorn

Der Flughafenchef will 2014 die Nordbahn sanieren. Das darf er aber nur, wenn vorher der Schallschutz fertig ist

Stand:

Schönefeld - Flughafenchef Hartmut Mehdorn will die Nordbahn des neuen Hauptstadt-Flughafens nächstes Jahr sanieren. „Davon gehen wir aus“, sagte Mehdorn den PNN am Montag nach der Sitzung der Fluglärmkommission in Schönefeld. Allerdings ist auch dieser Plan ehrgeizig – er wackelt. Obwohl Mehdorn auf Freigabe drängt, hat der Aufsichtsrat bisher nicht zugestimmt. Der tagt erst wieder am 14. Dezember. Ein Versuch Mehdorns, sich über ein schriftliches Umlaufverfahren vorher grünes Licht zu holen, hatte das Aufsichtsgremium in der Sitzung im Oktober abgelehnt. Wie bei der von Mehdorn ebenfalls 2014 angepeilten Mini-Testinbetriebnahme am BER-Nordpier droht wieder eine Zitterpartie. Zwar wird die Sanierung weit billiger als geplant, geschätzt nur 30 statt einst veranschlagter 200 Millionen Euro. Doch hängt nun alles vom Schallschutz ab, ob aus dem Plan 2014 etwas wird. Wird der für rund 4000 Haushalte unmittelbar in der Nähe bis dahin nicht fertig, platzt er, darf die Sanierung der aus DDR-Zeiten stammenden Nordbahn nicht beginnen. „Aus Sicht der Genehmigungsbehörde ist das der Fall“, bestätigte Wolfgang Fried, Chef der gemeinsamen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg, das Junktim. Am Montag schloss sich auch die Fluglärmkomission der Forderung an, teilte deren Vorsitzende Gerd Steintjes im Anschluss mit.

Eine andere Hürde ist dafür genommen. Die Luftfahrtbehörde hat grünes Licht signalisiert, dass während der Arbeiten an der Nordbahn – avisiert ab Sommer 2014 vier Monate bis zur Frostperiode – die Flüge des alten Schönefelder Airports (7 Millionen Passagiere pro Jahr) auf der für den BER errichteten Südbahn starten und landen dürfen. Das war vorher unklar. Allerdings darf die 4000 Meter lange Südbahn, so die Auflage, nur in einer Länge von 3600 Metern genutzt werden. Also in der Länge der Nordbahn, damit nicht – unbeabsichtigt – der Countdown für die Schließung von Tegel ausgelöst wird, wo infolge der BER-Nichteröffnung derzeit das Gros des Flugaufkommens für Berlin und Brandenburg abgewickelt wird. Nach eindeutiger Rechtslage muss Tegel sechs Monate nach BER-Eröffnung dicht machen. Da mit Nutzung der BER-Südbahn neue Anwohner betroffen sind, gelten die Lärmschutz-Auflagen des BER, so die Behörde und die Fluglärmkommission. In der Sitzung machten die Vertreter des Flughafens allerdings bereits deutlich, dass die Fertigstellung des Schallschutzes bis Juni 2014 „sehr schwer zu schaffen“ sei. Derzeit ist der Flughafen dabei, rund 14 000 Wohnungen ringsum technisch zu begutachten, welche Schallschutzmaßnahmen realisiert werden können. Und zwar nach den Vorgaben des Planfeststellungsbeschlusses, die der Flughafen von 2008 bis 2012 systematisch ignoriert hatte, ehe er 2012 durch zwei Urteile des Oberverwaltungsgerichtes Berlin-Brandenburg (OVG) gestoppt wurde. Ab Januar sollen Verkehrswertgutachten erstellt werden, da ein Teil der Grundstückseigner – wenn Schallschutz 30 Prozent des Verkehrswertes übersteigt – entschädigt wird. Bislang gibt es keinen einzigen gültigen Bewilligungsbescheid.

Die Fluglärmkommission segnete die Vorschläge der Deutschen Flugsicherung (DFS) für die Flugrouten ab, die während der Nordbahn-Sanierung gelten sollen. Nach Worten des Berliner Regionalchefs Hans Niebergall werden sie bis Ende Juni 2014 festgelegt, schneller ginge es nicht. Es gab noch ein Ergebnis: Die Fluglärmkommission lehnt ein ständiges Gastrecht der Pilotenvereinigung Cockpit ab, was in der Debatte um die Sicherheit der Hoffmann-Kurve am BER gefordert worden war. Cockpit könne aber zu Einzelterminen geladen werden. Thorsten Metzner

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