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Brandenburg: Unter Piraten
Knopfdruck statt Säbelhieb: Im Sony-Center eröffnet das neue Luxuskino „Event Cinema“, mit der größten Kinoleinwand Berlins
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Was hätte man aus der Szene nicht alles machen können! Ein blutrotes Band, das die Massen vom Ort des künftigen Vergnügens noch aussperrt. Oder auch ein tiefschwarzes, bedruckt mit bleichen Totenschädeln und gekreuzten Knochen. Und Til Schweiger hätte dann nicht zur Schere gegriffen, schließlich sollte nicht „Das tapfere Schneiderlein“ gezeigt werden, sondern „Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten“. Nein, ein Säbel, Schwert oder Degen hätte es schon sein können, irgend ein Hieb- und Stichgerät, damit kann er spätestens seit seiner Rolle in der Komödie „11/2 Ritter“ prima umgehen. Doch was war für ihn statt dessen zur offiziellen Eröffnung des neuen Super-Kinos „Event-Cinema Berlin“ vorgesehen? Einen Knopf sollte er drücken.
Völlig ohne piratentypische Waffen sollte am Mittwochabend der Start des Filmtheaters im Sony-Center über die Bühne gehen, mit Johnny Depps neuem, sogar dreidimensionalem Seeräuber-Spaß als Demonstrationsobjekt, an dem die Möglichkeiten des Hauses durchgespielt und erlebt werden sollten. Das war zunächst eine Frage der Fläche: Über 300 Quadratmeter misst die Leinwand des im ehemaligen Imax-Saal untergekommenen Event Cinema, erst vergangene Woche wurde sie durch eine eigens geöffnete Gebäudewand ins Haus gewuchtet, im Auftrag des neuen Betreibers Cinestar, der schon den Kinokomplex im Gebäudekeller sein Eigen nennt.
Vor dem unterhaltsamen Teil mit Til Schweiger vor und Johnny Depp auf der Leinwand war für die Presse ein Rundgang durch die umgestalteten und technisch im XXL-Format aufgerüsteten Gefilde des künftigen Kinovergnügens eingeplant worden. Dort wird nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören sein, wo die mehr als 1,1 Millionen Euro Investitionskosten geblieben sind, wurde doch etwa eine Batterie von 23 Lautsprechern unterschiedlichen Kalibers, darunter drei der größten Kinolautsprecher der Welt, aufgestellt, um von allen Seiten auf die Zuschauer einzudröhnen. Seit dem Sensurround-Gewummer 1974 in „Erdbeben“, bei dem mancher Zuschauer wirklich gedacht haben soll, die Erde wackele, ist das Publikum ja einiges gewohnt und will, so glaubt man offenbar in der Branche, davon immer mehr.
Ab diesem Donnerstag kann jeder Filmfreund das neue „Premium-Erlebnis-Kino“, wie es angepriesen wird, selbst für sich entdecken. Am Mittwochabend durften sich nur geladene Gäste in die 350 extrabreiten, wie in einem Amphitheater angeordneten Kinosessel lümmeln, auf Abstand gehalten durch Doppelarmlehnen und auf 125 Zentimeter verbreitertem Reihenabstand. Erwartet wurden unter anderem die Regisseure Detlev Buck und Marco Kreuzpaintner, die Schauspieler Robert Glatzeder, David Kross und Jürgen Vogel sowie der Kabarettist Hans Werner Olm. Für sie alle lagen diese neumodischen Sehhilfen bereit, schon um derent- willen man dankbar sein kann, dass der klassische Pirat nur noch auf der Leinwand sein Unwesen treibt. Häufig mit Augenklappe ausgestattet, käme er mit einer 3-D-Brille garantiert nicht zurecht.
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