
© Silvia Passow
Vandalismus im Geschichtspark : Erneuerung der Stelen im ehemaligen KZ Außenlager Falkensee verzögert sich
Die Beschädigungen an den Informationssäulen sind schlimmer als zunächst vermutet. Der Schaden ist so schwerwiegend, dass die Gedenktafeln ausgetauscht werden müssen.
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Bis die beschädigten Gedenkstelen im Geschichtspark Falkensee erneuert sind, wird es noch dauern. Von 1943 bis 1945 standen hier die Baracken eines Außenlagers des KZ Sachsenhausen. Im KZ Falkensee waren Zwangsarbeiter aus vielen Ländern Europas interniert. Sie mussten unter schwersten Bedingungen für die deutsche Rüstungsindustrie arbeiten. Im Geschichtspark selbst informieren acht Stelen über die Vergangenheit des Ortes. Im Februar wurden die meisten von ihnen mit einem scharfen Gegenstand beschädigt.
Eigentlich hatte die Stadtverwaltung gehofft, die Stelen bis zum Besuch der französischen Delegation Amicale Sachsenhausen, anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung vom Hitler-Faschismus, wieder herrichten zu können. Dieser war für Anfang Mai geplant. Doch nun wies ein Tagesspiegel-Leser darauf hin, die Stelen seien immer noch schwer beschädigt.
Wir werden das nicht akzeptieren und bringen jeden Vorfall, sofern es in unserer Verantwortung liegt, zur Anzeige.
Heiko Richter (parteilos), Bürgermeister in Falkensee
Der entstandene Schaden sei so schwerwiegend, dass die Stelen nicht vor Ort repariert werden können, sagt Gabriele Helbig, Leiterin des Museums der Stadt. Sie würden unter Werkstattbedingungen ausgetauscht, erläutert sie weiter. Denn wie sich gezeigt habe, läuft bei Regen Wasser durch die tiefen Schnitte. Helbig hatte sich, wie auch andere Vertreter der Stadt, erschüttert über die Zerstörungswut gezeigt.
Auch der parteilose Bürgermeister der Stadt, Heiko Richter, hatte sich zum Vandalismus geäußert. „Es ist unglaublich, dass selbst an diesem Ort vor Zerstörung nicht Halt gemacht wird“, sagt er nach dem Angriff auf die Stelen. Auch an anderen Gebäuden in der Stadt seien in den vergangenen Monaten mehrfach Schmierereien aufgetreten. „Wir werden das nicht akzeptieren und bringen jeden Vorfall, sofern es in unserer Verantwortung liegt, zur Anzeige“, sagte Richter.

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Die Stadt hatte den Fall im Februar zur Anzeige gebracht. Was die zuständige Staatsanwaltschaft in Potsdam auch bestätigt. Sie erklärt auch, dass ein politischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt.
Es ist nicht der erste Fall von Vandalismus im Geschichtspark. Im November letzten Jahres war eine Säule an einem der Eingänge mit blauer Farbe beschmiert worden. Hier hielt sich der Schaden dank Graffiti-Schutz in Grenzen. Auch hier hatte die Polizei erfolglos ermittelt und die Ermittlungen inzwischen eingestellt. In der Stadtverwaltung denkt man über Maßnahmen zur Sicherung vor Vandalismus nach, heißt es auf Anfrage.
Tourist findet Fotografie von Mann in Häftlingsanzug
Der Geschichtspark Falkensee ist ein nicht eingezäuntes, frei zugängliches, parkähnliches Areal. Der ungehinderte Zugang ist Teil des Konzeptes des Parks, erklärt Museumsleiterin Helbig. Im Museum werden Alltagsgegenstände aus dem KZ aufbewahrt. Immer wieder kommen Funde dazu, wie gerade erst im Fall eines Fotos.
Ein Berliner Tourist hatte bei einem Rundgang in Nizza Kisten aus einem Nachlass entdeckt. Er fand darin ein Foto von einem Mann, der in einem Häftlingsanzug gekleidet war und einen Hinweis auf das KZ Falkensee. Er nahm das Foto mit und schickte es an das Museum. Im Hintergrund sind Gebäude zu erkennen. Für die Erforschung des Geländes ein echter Schatz, denn viel ist nicht bekannt über den Aufbau des Lagers. Eine Baracke steht noch, es sind diverse Fundamente sichtbar und als Bodendenkmale verzeichnet.
Seit dem 22. Mai kann der Geschichtspark Falkensee mit einem Audioguide erkundet werden. Wenn die Stelen erneuert werden, wird ein QR-Code für den Audioguide dort eingebettet sein. Das Audio kann aber auch über das Internet aufgerufen werden. Für die neuen Stelen braucht es wohl noch etwas Geduld.
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