zum Hauptinhalt

Brandenburg: Verbraucher insolvent wie nie zuvor Quote erreicht

neuen Höchststand

Stand:

Potsdam – Immer mehr Brandenburger sind überschuldet. Während Unternehmensinsolvenzen rückläufig sind, hat die Zahl der Privatinsolvenzen inzwischen einen neuen Höchststand erreicht. Die Landesregierung konnte bislang kaum etwas dagegen ausrichten. Die mit steigenden Ausgaben verbundene Beratungs-Initiative war bislang kaum erfolgreich. Das geht aus einem Bericht des Sozialministeriums hervor, der den PNN vorliegt.

Mit 210 Anträgen auf 100 000 Einwohner liegt Brandenburg im Ländervergleich für das Jahr 2009 auf Platz fünf und noch vor allen ostdeutschen Ländern. Im ersten Halbjahr 2010 war mit 101 Verfahren ein Zuwachs zu verzeichnen: Die Quote der Insolvenzverfahren stieg um rund sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, bundesweit lag die Quote bei knapp 13 Prozent.

Insgesamt stellten im vergangenen Jahr mehr als 5000 Brandenburger einen Antrag zur Verbraucherinsolvenz – mehr als je zuvor. Seit 2002 stieg die Zahl kontinuierlich an. Damals waren es nur knapp mehr als 1000 Anträge.

Die Privatinsolvenz wurde in Deutschland im Jahr 1999 eingeführt. Betroffene können nach Pfändung von Restschulden befreit werden. Seit 2001 besteht die Möglichkeit, die Kosten des Insolvenzverfahrens zu stunden. Nach Angaben des Sozialministeriums ist dadurch die Verbraucherinsolvenz interessanter geworden. Hauptgründe für private Zahlungsunfähigkeit sind Arbeitslosigkeit, Krankheiten, Trennungen oder schlechter Umgang mit Finanzen wegen mangelnder Kenntnisse. Den neuen Zuwachs an Verbraucherinsolvenzen führen Experten auch darauf zurück, dass Banken wegen der Finanzkrise derzeit wesentlich zögerlicher neue Kredite bewilligen.

Im Jahr 2009 gab es bundesweit 131 000 Anträge zur Verbraucherinsolvenz, 2008 waren es 120 000. Zudem gibt es starkes Gefälle zwischen den Altersgruppen. Bei den 18- bis 25-Jährigen stieg die Zahl der Anträge im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 50 Prozent, bei den über 60-Jährigen dagegen nur um 3,3 Prozent.

Zwar gibt das Land immer mehr Geld für die Insolvenzberatung aus, allerdings ist es laut Ministeriumsbericht nicht gelungen, ein flächendeckendes Netz an Beratungsstellen aufzubauen. 2005 waren es noch 46, derzeit sind es 61. Für 2400 Beratungsfälle zahlte das Land 2005 rund 727 000 Euro. Vergangenes Jahr waren es 1,54 Millionen Euro für 4700 Beratungsfälle. Nur in 342 Fällen war aber eine außergerichtliche Einigung mit Gläubigern erreicht worden. Alexander Fröhlich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })