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Brandenburg: Verdächtiger im Fall Jonny K. stellt sich Fünf Monate nach der tödlichen Prügelattacke
Berlin - Einer der Haupttäter im Fall des am Berliner Alexanderplatz zu Tode getretenen Jonny K. hat sich der Polizei gestellt.
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Berlin - Einer der Haupttäter im Fall des am Berliner Alexanderplatz zu Tode getretenen Jonny K. hat sich der Polizei gestellt. Bilal K. landete am Samstagabend in Begleitung eines Rechtsanwaltes mit einem aus Ankara kommenden Flugzeug in Tegel. Da ein Haftbefehl vorlag, wurde er sofort bei der Passkontrolle von Bundespolizisten festgenommen. Damit ist nun nur noch Onur U. auf freiem Fuß, der bei der Staatsanwaltschaft als treibende Kraft der Gewaltattacke gilt. Die Tat hatte wie kaum eine der vergangenen Jahre Schlagzeilen gemacht und eine Debatte über Jugendgewalt ausgelöst.
Innensenator Frank Henkel und Justizsenator Thomas Heilmann (beide CDU) zeigten sich am Sonntag erleichtert über die Festnahme von Bilal K. Am 14. Oktober 2012 hatten sechs junge Männer auf den 20-jährigen Jonny K. eingeprügelt; das Opfer war am nächsten Tag an seinen schweren Kopfverletzungen gestorben. Bilal K. hatte sich kurz danach in die Türkei abgesetzt. Wie berichtet hatte die Justiz gegen vier Täter (19 bis 21 Jahre alt), die nach der Attacke festgenommen worden waren, am Mittwoch Anklage erhoben. Zweien wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen, den beiden anderen gefährliche Körperverletzung. Eine Anklage wegen Totschlags oder gar Mordes war laut Staatsanwaltschaft nicht möglich, da aufgrund der Ermittlungen und gerichtsmedizinischen Untersuchung kein Tötungsvorsatz vorlag. Nun wird geprüft, ob die Anklage erweitert wird auf Bilal K., damit es einen gemeinsamen Prozess gibt.
Bei der Justiz geht man davon aus, dass Bilal K. sich gestellt hat, weil er befürchtete, dass die anderen vier in dem Prozess alle Verantwortung für den Tod von Jonny K. auf ihn und Onur U. schieben. Ihm wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen, darauf stehen bis zu 15 Jahre Haft. Offen ist, wie sich Onur U. nun verhält. Wie berichtet hatte die Türkei im Februar die Akten zu dem Fall angefordert. Erst damit hatte die Berliner Staatsanwaltschaft die Gewissheit, dass Onur U. die türkische Staatsangehörigkeit hat. Unzufrieden sind die Berliner Behörden, dass Onur U. in der Türkei nicht festgenommen wurde.
Tina K., die Schwester des Opfers, reagierte am Sonntag erleichtert auf die Festnahme. Sie tritt im Prozess als Nebenklägerin auf. „Ich habe immer gesagt, dass sie sich stellen werden“, sagte sie. Sie hoffe, dass auch Onur U. auf sein Gewissen höre und zum Prozess erscheine. Dass die Schläger nicht wegen Mordes oder Totschlags angeklagt wurden, hat Tina K. gefasst aufgenommen. Auch bei einer Verurteilung wegen Körperverletzung mit Todesfolge könne es hohe Haftstrafen geben. „Ich warte den Prozess ab, dann können wir sehen, ob er gerecht ist.“ sny/Ha
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