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Brandenburg: Verdi wirft Vattenfall Managementfehler vor

Noch keine Details zum Stellenabbau. Politiker erinnern an Verantwortung des Konzerns für die Lausitz

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Potsdam - Der Energiekonzern Vattenfall hat noch keine konkreten Pläne für den angekündigten Stellenabbau in Brandenburg. „Wir stehen erst am Anfang des Prozesses“, sagte Sprecher Steffen Herrmann am Donnerstag. Dennoch machten sich mehrere Politiker für den Erhalt der Jobs in der Lausitz stark. Der Konzern mit Hauptsitz in Schweden hatte am Mittwoch den Abbau von 2500 Stellen angekündigt. Allein in Deutschland sollen rund 1500 von derzeit etwa 20 000 Jobs wegfallen. Betroffen sind die Standorte Berlin, Hamburg und Cottbus.

Vattenfall betreibt im Südosten Brandenburgs mehrere Braunkohletagebaue und -kraftwerke. Dort sind mehr als 5000 Menschen beschäftigt. Nach dapd-Informationen sollen vorwiegend die Verwaltungen von Vattenfall gestrafft werden. Beim technischen Personal im Bergbau und in den Kraftwerken hingegen sollen nur wenige Arbeitsplätze wegfallen.

Der Brandenburger SPD-Fraktionsvorsitzende Ralf Holzschuher erinnerte das Unternehmen an seine Verantwortung für die Lausitz. Ohne die dort erwirtschafteten Gewinne wären die meisten Ideen der Konzernspitze nicht finanzierbar. Für den Erfolg von Vattenfall nähmen viele Lausitzer Beeinträchtigungen durch die Tagebaue in Kauf. Einen Arbeitsplatzabbau dürfe es dort nicht geben.

Linksfraktionschef Christian Görke kritisierte, dass Vattenfall seinen Personalabbau über die Medien verkündet habe, statt zuerst die Mitarbeiter zu informieren. Das habe zu einer massiven Verunsicherung in der Lausitz geführt. Vattenfall müsse zu seiner sozialen Verantwortung stehen. Dabei sei es das Mindeste, dass die Konzernleitung ihre Pläne für die Lausitz offenlege – gegenüber den Beschäftigten, der Region und dem Land.

Bereits am Mittwoch hatte sich auch der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Cottbus, Wolfgang Krüger, besorgt über die Zukunft der Lausitz geäußert. Die Lausitz als Industriestandort hänge im Wesentlichen von der Bruankohle ab, hatte Krügert gesagt. „Alternativen fallen mir nicht ein.“

Aus Sicht von Grünen-Fraktionschef Axel Vogel kommen die Probleme Vattenfalls nicht überraschend. Der Konzern habe die Zeichen der Zeit nicht erkannt und weiterhin auf Atomkraftwerke und Kohleverstromung gesetzt, statt den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen. Die Probleme Vattenfalls sollten nun endlich auch die SPD ins Grübeln bringen, die die Kohleindustrie politisch absichern wolle.

Von einem „verheerenden Signal in die Lausitz, sprach Wolfgang Neskovic, unabhängiger Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Cottbus/Spree-Neiße. Vattenfall zeige nun sein wahres Gesicht, statt den notwendigen Strukturwandel weg von der Braunkohle hin zu erneuerbaren Energien voranzutreiben.

Auch der BUND Brandenburg sieht die rot-rote Regierung in der Pflicht: Statt in Gutachten die Wettbewerbsfähigkeit der Braunkohle zu beschwören, müsse die Landesregierung endlich ein Entwicklungskonzept für die Lausitz nach der Braunkohle vorlegen, forderte Geschäftsführer Axel Kruschat. Ein von Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) in Auftrag gegebenes Gutachten stehe in krassem Widerspruch zu den energie- und klimapolitischen Zielen der Energiestrategie 2030 des Landes.

Unterdessen demonstrierten am Donnerstag rund 4000 Mitarbeiter von Vattenfall aus Berlin, Hamburg und der Lausitz vor dem Firmensitz in Berlin, darunter auch 500 Bergleute aus der Lausitz. „Die Beschäftigten haben von dieser Konzernpolitik genug. Es kann nicht sein, dass sie die Zeche für schwere Managementfehler zahlen sollen“, sagte Hartwig Willert von der Gewerkschaft Verdi. Hintergrund für den Protest waren die laufenden Tarifverhandlungen und der angekündigte Jobabbau.

Die IG Bergbau, Chemie, Energie forderte ein Konzept zur Beschäftigungssicherung. „Wir sind überrascht und wissen nicht, warum Vattenfall so viele Stellen abbauen will“, sagte Ute Liebsch von der Lausitzer Gewerkschaftszentrale. Dieser massive Personalabbau müsse unbedingt verhindert werden. Die Gewerkschaften kündigten bundesweite Warnstreiks für den 18. März an, einen Tag vor der nächsten Tarifverhandlungsrunde bei der Vattenfall GmbH. S. Fischer (dapd, mit dpa)

S. Fischer (dapd, mit dpa)

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