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Brandenburg: Viel Rauch am Nichts
Heute trifft sich der Aufsichtsrat des BER – statt Wowereit kommt jetzt Müller. Zum Neustart gibt es gleich Krach – und Mehdorn drängt auf mehr Geld
Stand:
Schönefeld/Motzen - Der Aufsichtsrat des neuen Großstadtflughafens BER in Schönefeld zieht sich heute wieder zur traditionellen Vorweihnachtsklausur ins „Hotel zur Residenz“ nach Motzen (Dahme-Spreewald) zurück. Die Weihnachtsklausuren in Motzen gehören zur BER-Geschichte. 2011, ein paar Monate vor der Nicht-Inbetriebnahme, diskutierte man da erstmals Brandschutzprobleme. Die heutige Sitzung, diesmal geleitet von Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider, verspricht Spannung. Nicht nur, weil erstmals Berlins neuer Regierender Michael Müller (SPD) und der frühere Manager Alex J. Arendt, der als Favorit für den Vorsitz gilt, dabei sind. Der neue BER-Flughafen ist immer noch in einer kritischen Phase. Und zwischen Mehdorn und den Kontrolleuren gab es schon Krach im Vorfeld – um seine mögliche Nachfolge, um externe BER-Prüfer. Ein Überblick.
Eröffnungstermin – wieder nicht
Mehdorn wollte Ende 2014 verkünden, wann der BER eröffnet. In einem Papier, das er jetzt an Politiker und Journalisten verschickte, heißt es nun: „Wir haben die Baustelle so weit in Griff, dass wir in Kürze ein Terminband zur Eröffnung des Flughafens nennen werden. Zur Jahresmitte 2015 wollen wir die Unwägbarkeiten soweit abgearbeitet haben, dass wir einen konkreten Eröffnungstermin nennen können.“ Ein BER-Start vor 2017 gilt inzwischen als unrealistisch.
BER-Erweiterung
Mit leeren Händen kommt Mehdorn aber nicht. Er präsentiert das nun ausgereifte Konzept für den kurzfristigen Umgang mit der Kapazitätsnot, für das der Streit mit dem Bund zum Regierungsflughafen beigelegt wurde. In der 48-Seiten-Vorlage „Strategische Weiterentwicklung BER“, die dieser Zeitung vorliegt, fordert Mehdorn: „Richtungsentscheidungen müssen jetzt getroffen werden.“ Denn im Terminal können bisher real nur 22 Millionen Passagiere abgefertigt werden, weil die Gepäckanlage und die Sicherheitskontrollstellen zu gering dimensioniert sind. Doch schon die Flughäfen Tegel und Schönefeld erwarten 2014 Rekordzahlen von 28 Millionen Fluggästen. „Für das 2016 prognostizierte Verkehrsaufkommen fehlen zwei Gepäckausgabebänder mit je 110 Metern Länge“ und für die Sicherheit 14 Kontrollspuren. Das Terminal ist aber bereits voll. „In der bestehenden Check-in-Halle und den Pavillons sind keine Reserveflächen mehr vorhanden.“ Es gibt 114 Check-in-Schalter, nötig seien 25 mehr. Keine Reserven hat der Flughafen bislang auch bei den Abstellplätzen für die Flugzeuge. „Es reicht nicht, den BER wie konzipiert fertig zu bauen – Kapazitäten müssen engpassorientiert verstärkt werden.“ Sein bisheriger Plan, den Alt-Flughafen Schönefeld dauerhaft weiter zu nutzen, ist aber vom Tisch. Stattdessen soll nun das Nordpier verlängert werden, um zusätzlich acht bis zehn Millionen Passagiere von Billig-Airlines abzufertigen. Die Kosten, bislang nirgendwo eingeplant, beziffert Mehdorn auf 177 Millionen Euro. Es sind 70 Millionen weniger als sein alter Plan. Und der neue Regierungsflughafen kann nun so gebaut werden wie geplant. Für die Übergangszeit, bis der fertig ist, wird ein kleines Abfertigungsgebäude – später für Geschäftsflieger – errichtet. Das alte Interflug-Terminal bleibt nach BER-Start noch maximal 18 Monate in Betrieb, damit Tegel und Schönefeld nicht gleichzeitig an den BER umziehen müssen. Mehdorn drängt, dass die Vorbereitungen für die spätestens 2025 nötige größere Erweiterung – für dann 41,3 Millionen Passagiere – 2015 beginnen, ein Masterplan für die BER-Entwicklung bis 2030 erarbeitet wird.
Baurückstand und Entrauchungsanlage
Eine bauliche Fertigstellung des BER, von Mehdorn noch im Frühjahr für Ende 2014 angekündigt, ist weit weg. Nach dem aktuellen Sprint-Bericht für den Aufsichtsrat sind im Terminal 31 Prozent der zu erledigenden Arbeiten geschafft – es sollten jetzt 89 Prozent sein. Die Pläne für den nötigen Umbau der Entrauchungsanlage sollen nun „bis spätestens Mitte 2015 vorliegen“. Flächenteams kämpfen sich durch Baupfusch in den Kabeltrassen und Deckenhohlräumen.
Finanzen
Eigentlich müsste genug Geld da sein, aber der Flughafen ist nicht flüssig. Erst die Hälfte der 2012 bewilligten 1,2 Milliarden Euro ist ausgegeben, die ratenweise überwiesen werden. Aktuell hat Berlin den Geldhahn zugedreht. Um den BER fertig zu bauen, sind weitere 1,1 Milliarden Euro beantragt. Wie sie finanziert werden, ist aber noch offen. Die Kosten steigen damit auf 5,4 Milliarden Euro. Und: Die nun benötigten 170 Millionen Euro für die kurzfristige BER-Erweiterung sind da noch nicht drin.
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