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Brandenburg: Vom Reich der Mitte direkt nach Mitte

Wirtschaftsförderung hofft auch in Potsdam durch neue Hongkong-Flüge auf Impulse

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Berlin - „Ganz fantastisch“ findet Adelheid Voigtberger die geplante Direktverbindung zwischen Berlin und Hongkong. Sie ist die China-Expertin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner und schwärmt schon von den neuen Möglichkeiten. Für die Chinesen ist es toll, weil sie in Berlin in der Mitte Europas landen können. „Investoren und die Partner hiesiger Unternehmen müssen nicht mehr den Umweg über Frankfurt nehmen. Das spart mehrere Stunden Zeit.“ Außerdem kämen Berliner und Brandenburger Unternehmer nun schneller nach Hongkong und in die nahegelegene Boomregion Shenzen.

Ab 2008 will die Hongkonger Billigfluglinie Oasis eine Direktverbindung zwischen dem Flughafen Schönefeld und der chinesischen Metropole einrichten. Bisher fliegt Oasis von Hongkong nach London, Tickets sind schon ab 110 Euro erhältlich. Auch die Düsseldorfer Fluggesellschaft LTU plant ab 2008 Direktflüge von Berlin nach China und zurück.

„Für die Chinesen in Berlin ist das eine großartige Neuigkeit“, sagt Karola Wodtcke vom Vorstand der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft in Berlin. Fast 6000 Chinesen wohnen in der Stadt. Sie teilen sich ziemlich genau in Restaurantbetreiber und deren Familien auf der einen Seite und Studenten und Lehrende auf der anderen Seite auf. In Brandenburg planen chinesische Investoren in Oranienburg das erste Chinatown Deutschlands zu bauen.

Auch in Potsdam dürfte die direkte Flugverbindung auf Zustimmung treffen: In den Roten Kasernen ist ein Shanghai Business Center in Gründung, für das künftige Gewerbegebiet Friedrichspark in den nördlichen neuen Ortsteilen gibt es Pläne für chinesische Investitionen. So ist dort ein Vertriebszentrum für chinesische Möbel im Gespräch. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) war 2006 nach China geflogen und hofft, chinesisches Kapital nach Potsdam zu holen.

Wodtcke klagt, der Reiseverkehr zwischen der Region und China eingeschlafen sei, seit die Direktverbindung Peking-Berlin in den Neunziger Jahren eingestellt wurde. Air China flog damals nach Peking. „In chinesischen Reiseführern spielt Berlin bisher keine Rolle“, so Wodtcke. „Es kommt dort meist im hinteren Teil unter Brandenburg.“ Ganz vorne lägen Frankfurt, München und Heidelberg.

Bei der Berlin Tourismus Marketing Gesellschaft (BTM) ist man guter Dinge, diese Reihenfolge bald zu ändern. Dort verzeichnete man im ersten Quartal 2007 rund 4000 chinesische Besucher und etwa 9500 Übernachtungen. Das sei ein leichtes Plus zu 2006. Im vergangenen Jahr kamen 27 000 Chinesen nach Berlin. BTM-Sprecher Christian Tänzler beklagt allerdings, dass es schwierig für Chinesen sei, ein Visum für Deutschland zu bekommen. Diese Sorge bestätigt Adelheid Voigtländer von Berlin Partner. Ende vergangenen Jahres habe ein Unternehmer in Brandenburg eine Gruppe von Geschäftpartnern eingeladen. Doch erst nachdem sie sich massiv eingesetzt habe, hätten die Chinesen Visa erhalten.

Die meisten Chinesen reisen in Gruppen. Doch das ändere sich, sagt Christian Tänzler. „Es gibt mittlerweile eine kleine Schicht sehr reicher und hochmobiler Chinesen, die sich Luxusurlaube leisten.“ An sie richten sich die Pläne der Berliner Flughäfen, die Golf- und Shopping-Urlaube für Chinesen in der Region anbieten wollen. Karola Wodtcke sagt, das Chinesen Qualität zu schätzen wüssten. Chinesen wollen immer ins KaDeWe und teure Produkte kaufen. „Alles muss aus Edelstahl sein“, sagt sie. (mit PNN)

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