Brandenburg: Von China zurück nach Prenzlau
Wer in die Uckermark zurückkehren will, findet seit einem Jahr Unterstützung durch die Willkommens-Agentur
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Röpersdorf - Drei Gründe nennt Nico Lüttschwager, warum er wieder in die Uckermark zurückgekehrt ist: „Hier ist meine Heimat, hier bin ich groß geworden. Hier finde ich ideale Bedingungen für mein Gewerbe. Und hier finde ich die Natur, die ich brauche, um mich wohlzufühlen.“ 2004 hatte er die Region nach der Ausbildung zum Kfz-Mechaniker verlassen, um zu studieren und als Band-Techniker durch Europa zu reisen. 2012 kam er zurück. Davor lagen ein zweijähriger Aufenthalt in Australien und eine siebenmonatige Weltreise, die ihn über 10 000 Kilometer weit weg von der Heimat bis nach China und dann wieder zurück brachte.
Nico ist einer von 200 Rückkehrern und Zuzüglern, die bei ihrem Wunsch, im Nordosten Brandenburgs zu siedeln, von der Willkommens-Agentur Uckermark unterstützt wurden. Der Verein „Zuhause in Brandenburg e.V.“ hatte diese Agentur vor einem Jahr aus der Taufe gehoben. „Seitdem stapeln sich die Anfragen“, berichtet die Vereinsvorsitzende Ariane Böttcher. „Nico brauchte Hilfe für seine Existenzgründung“, erinnert sie sich. „Er baut Reisefahrzeuge um und auf. Erfahrungen, was man da so braucht, hat er ja während seiner Weltreise ausreichend sammeln können“, sagt sie. Seit Jahresbeginn ist er mit der Firma „Fernweh Reisemobile“ am Markt. „Die Willkommens-Agentur hat mir die entscheidenden Kontakte zur IHK vermittelt, die mich gut beraten hat“, sagt Lüttschwager.
Die Anfragen am schwarzen Brett der Agentur sind sehr konkret. „Ob es in der Uckermark Baby-Schwimmen gibt, in welche Schulen die Kinder gehen können, bis zur Wohnungs- oder Arbeitssuche, zu Ausbildungs- und Freizeitangeboten“, berichtet Ariane Böttcher. 30 Rückkehrer und Zuzügler, die durch den Verein beraten wurden, sind mittlerweile in der Region ansässig. „Fast ausnahmslos sind sie Fachkräfte, viele wollen sich hier selbstständig machen und bereichern die Region mit ihren Ideen.“ Einer von ihnen ist Arne Roßberg. Der Leichtathlet ging schon als Schüler wegen seiner sportlichen Karriere weg, über die Sportschule zum Studium. 2013 kam er aus Nordrhein-Westfalen zurück und eröffnete in Templin ein Fitness- und Gesundheitsstudio. „Es geht überraschend gut“, sagt der 35-Jährige, der die Hilfe seiner Familie sehr schätzt.
Mit seinen Erfahrungen suchte er eine Region, „in der die Marktdichte in der Branche nicht so groß ist“. Die fand er zu Hause. „Bisher ist es ein voller Erfolg.“ Eine andere Brandenburgerin, die derzeit noch in den Niederlanden wohnt, wolle sich ansiedeln und eine Existenz als Segeltuchmacherin gründen, freut sich die Vereinsvorsitzende.
Den Verein „Zuhause in Brandenburg e.V.“ hatten junge Ex-Templiner 2008 aus der Taufe gehoben, um unter ehemaligen Uckermärkern für eine Rückkehr in die Heimat zu werben. Die Region kann das Engagement gebrauchen: Jährlich verliert die Uckermark mehr als 1000 Einwohner.
Nico Lüttschwager freut sich, dass er hier gute Bedingungen findet, um seinen Traum vom Autoschrauben leben zu können. „Die Gewerbemieten sind viel geringer als beispielsweise in Berlin. Und ich finde hier bei Freunden und bei den Ämtern viel Unterstützung“, sagt er. Und wenn er in seinem Haus in Röpersdorf, das er mit seiner Freundin gekauft hat, aus dem Fenster schaut, sieht er auf den Uckersee. „Die Uckermark ist das Outback Deutschlands. So kann ich auch meine Sehnsucht nach dem australischen Outback im Zaum halten.“
Matthias Bruck/Steffi Prutean
Matthias Bruck, Steffi Prutean
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