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Brandenburg: Warum Müller Wunschkandidat war

Klaus Wowereit hat Glück, dass er Michael Müller hat. So brauchte der Regierende Bürgermeister, der nie Lust hatte, auch noch Parteichef zu werden, nach dem Abgang von Peter Strieder nicht lange zu suchen.

Stand:

Klaus Wowereit hat Glück, dass er Michael Müller hat. So brauchte der Regierende Bürgermeister, der nie Lust hatte, auch noch Parteichef zu werden, nach dem Abgang von Peter Strieder nicht lange zu suchen. Blitzartig und einstimmig hat der SPD-Landesvorstand Fraktionschef Müller nominiert, förmlich vorgeschlagen von Generalsekretär Klaus Uwe Benneter, aber natürlich der Wunschkandidat Wowereits. So, wie Benneter ein alter Freund des Kanzlers ist, so ist Müller ein alter Vertrauter von Wowereit. Wowereit war schon fünf Jahre Stadtrat in Tempelhof, als Müller mit 25 in die BVV gewählt wurde. 14 Jahre ist das her. Nach der Berliner Wahl 1995 zogen beide ins Abgeordnetenhaus ein. Wowereit gab bald in der SPD den Ton an, schob auch Müller nach vorn, und vererbte ihm im Juni 2001 den Fraktionsvorsitz. Die Fraktion quittierte einstimmig. Müller ist ein beinahe atypischer Politiker. Er ist sachlich, bodenständig, überlegt, einer, der seine fünf Sinne beisammen hat. Er ist unaufdringlich liebenswürdig, korrekt, umsichtig. Doch: Stille Wasser sind tief. Müller hat diese unauffällig zähe Art sich durchzusetzen. Einen treueren Mitstreiter kann sich der Regierende nicht wünschen. Und sollte es Meinungsverschiedenheiten geben, macht sich Müller garantiert nicht dicke damit, sondern sagt Wowereit ohne Scheu unter vier Augen, was zu sagen ist. Nie wird er sich auf den politischen Bolzplatz begeben. Solche Eigenschaften haben natürlich eine Kehrseite. Die rhetorische Farbe fehlt ihm, Polemik, die Bravour, ja, auch Eitelkeit und Selbstdarstellungsdrang, die Triebfedern für Macht- und Gestaltungswillen sind. Schon als junger Mann wirkte er gesetzt. Aber er ist ein moderner Familienvater, der die Kinder auch mal mit in die Fraktion nahm; die Frau ist berufstätig. Jetzt lässt er sich auch als Parteichef schlicht dienstverpflichten. Vielleicht ist ja sein Respekt vor der Verantwortung die beste Voraussetzung, an der Doppelaufgabe zu wachsen. Brigitte Grunert

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