Brandenburg: Wassertourismus als Touristenmagnet
ITB gestern für Fachbesucher eröffnet / Brandenburg setzt auf Konzentration von Kultur und Natur
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Berlin/Potsdam - Endlich fühlt sich Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck mal wieder richtig wohl in seiner Haut. Kein Parteifreund weit und breit, nur er und die Presse und die Chefs des brandenburgischen Tourismus – da beißt er mit Appetit in eine saure Gurke, und das gereifte Paar im Bademantel, das neben ihm in einem Spreewaldkahn liegt, lächelt dazu freundlich in die Kameras. Es kommt fast ein wenig Grüne-Woche-Stimmung auf, auch als Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit sich ein paar Hallen weiter im Geschwindmarsch die Balearen erklären lässt. Ein wenig Action, ein wenig Menscheln, das ist rar an diesem ersten, nur für Fachbesucher offenen Tag der Internationalen Tourismus-Börse (ITB), an dem Platzecks Brandenburg erklärt, wie es sich zukünftig touristisch vermarkten will.
Wie bei der Wirtschaftsförderung heißt auch hier das Zauberwort „Konzentration“ – und zwar verstärkt auf Kultur-, Natur- und Wassertourismus; Brandenburgs Schokoladenseiten, wie Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU), sagte. Das ist der Kern der gestern auf der ITB präsentierten Tourismuskonzeption für die Jahre 2006 bis 2010. Die Schwerpunkte bringt auch der neue Brandenburger Messe-Stand zum Ausdruck. „Stärken stärken“ ist das Brandenburger Motto auf der ITB.
Tourismus sei „eine der größten Zukunftschancen“ für das Land, erklärte Platzeck. Die märkische Reisebranche hat einen Jahresumsatz von rund 3,3 Milliarden Euro. Nach seinen Angaben leben vom Tourismus in Brandenburg mehr als 115 000 Menschen. Projekte wie der Fläming-Skate sowie die Radwege von Berlin nach Kopenhagen oder entlang von Oder und Neiße seien auch die wirtschaftliche Basis für viele kleine und mittelständische Betriebe. In der Kombination mit dem Wassertourismus entstünden Angebote, mit denen sich Brandenburg im Wettbewerb etablieren könne. Besonders erfreut zeigte sich der Regierungschef darüber, dass die Restaurants regionale Spezialitäten auf die Speisekarte setzten. „Es schmeckt richtig gut“, sagte er über die märkische Restaurantküche, die mehrheitlich noch vor wenigen Jahren bei Touristen für Befremden sorgte.
Junghanns hob hervor, die Politik sei „so stark wie noch nie“ an der touristischen Entwicklung Brandenburgs interessiert. Der Tourismus sorge für mehr Wertschöpfung sowie für mehr Lebens- und Standortqualität. Hinzu komme, dass die touristische Branche zunehmend an Profil gewinne und immer professioneller arbeite. Allerdings dürfe bei aller Zuversicht nicht vergessen werden, dass Dienstleistungsangebote und Service-Qualität noch verbesserungsfähig seien. Der Wirtschaftsminister erläuterte die im Februar beschlossene Tourismuskonzeption. Sie habe drei Säulen. Dazu gehöre zum einen der Tagestourismus. Die rund 105 Millionen Tagesausflüge im Jahr 2004 machen den Angaben zufolge rund zwei Drittel des touristischen Umsatzes aus. Zum zweiten sei das der Thementourismus. Brandenburg will sich verstärkt produktorientiert vermarkten. Dritter Schwerpunkt sei der internationale Tourismus. Mehr Reisende unter anderem aus europäischen Ländern sollen in der Mark Urlaub machen. Der Vorsitzende des Landestourismusverbandes, Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD), fügte hinzu, überall in Brandenburg sollten Erholungssuchende die gleiche touristische Qualität vorfinden. So sei zwischen den Reisegebieten eine Aufgabenteilung verabredet. Nicht jede Region müsse alle Angebote bereithalten. Nur die brandenburgische Grünen-Bundestagabgeordnete Cornelia Behm übte Kritik: Im Tourismuskonzept der Landesregierung komme der naturnahe Tourismus zu kurz.
Privatbesucher: 10. März von 13-18 Uhr, 11. und 12. März von 10-18 Uhr, Eintritt 13 Euro, Freitag 6,50 Euro.
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