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Brandenburg: Wieder Missernte für Hanf-Bauern

Bundesweite Razzia gegen Cannabis-Plantagen / Ein Brandenburger in Haft, sieben Durchsuchungen in Berlin-Brandenburg

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Eberswalde/Berlin/Aachen - Das haben Drogenfahnder gern aber sehr selten: Kundenkarteien, die sie nur noch abarbeiten müssen. Eine ordentlich geführten Liste fanden Fahnder im nordrhein-westfälischen Aachen bei einem Lieferanten für professionelles Zubehör zur Cannabisaufzucht. In Berlin und Brandenburg bekamen gestern mindestens sieben Kunden des Plantagenausstatters Besuch von der Polizei – zwei in Berlin, drei in Brandenburg. Allein in Brandenburg durchsuchten die Beamten neun Objekte.

In Berlin war die Ausbeute nicht sonderlich groß: Nur 61 Cannabispflanzen beschlagnahmten die 35 eingesetzten Polizisten. Festgenommen wurde niemand.

Anders dagegen in Brandenburg, wo immerhin der Besitzer einer Großplantage festgenommen wurde. Der 26-Jährige habe in Schipkau (Oberspreewald-Lausitz) eine Plantage mit etwa 500 Pflanzen betrieben, teilte das Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg gestern in Eberswalde mit. 1,5 Kilo Marihuana fanden die Beamten des LKA noch vor. Gegen vier weitere mutmaßliche Cannabis-Händler werde ebenfalls ermittelt, teilte das LKA gestern in Eberswalde mit. Insgesamt durchsuchten etwa 60 Polizisten neun Objekte in den Kreisen Uckermark, Barnim und Oberspreewald-Lausitz sowie in Cottbus. In Schwedt stießen sie immerhin auf Wärmelampen und Pflanztöpfe zum Anbau von Cannabis.

Ausgelöst wurden die bundesweit 214 Durchsuchungen, an denen gestern insgesamt etwa 1500 Polizisten beteiligt waren, durch Ermittlungen des LKA Nordrhein-Westfalen, das die Kundenkartei der Firma beschlagnahmt hatte.

Der Chef der in der Nähe von Aachen ansässigen Versandfirma „Catweazel“ bezeichnete sein Geschäft gegenüber der Nachrichtenagentur dpa gestern als rechtmäßig. „Wir verkaufen Gewächshaustechnik", sagte Geschäftsführer Eddy Meuter der dpa. Die kleine Firma hatte Erde, Spezialdünger und Speziallampen unter anderem bei Ebay angeboten.

Bundesweit werten die Fahnder offenbar seit längerem systematisch die Kundendaten sogenannter Grow-Shops aus, die mit Spezialzubehör für die Cannabiszucht handeln. In Brandenburg und Berlin waren bereits im Vorjahr mehrere Cannabis-Züchter und „Marihuana-Bauern“ wegen ihrer auffälligen Einkäufe aufgeflogen.

So hatten Ermittler des LKA Brandenburg im Juni 2007 drei große Cannabis-Plantagen in Brandenburg und in Berlin ausgehoben. Zwei Männer aus Berlin-Reinickendorf und ein Mann aus dem an Berlin-Reinickendorf grenzenden Ort Glienicke sollen im Wandlitzer Ortsteil Basdorf (Barnim), in Senske bei Nauen (Havelland) und in Berlin-Karow Plantagen in alten Bauernhöfen und Hallen ehemaliger Agrarbetriebe betrieben haben. Insgesamt fanden die Beamten damals etwa 6000 noch nicht geerntete Cannabispflanzen, mehrere Kilogramm Marihuana, eine vierstellige Summe Bargeld sowie sieben Schreckschuss- bzw. Gasdruckwaffen. Der Fall war nach Angaben der Fahnder der erst, bei dem in Brandenburg einer Tätergruppe gleich mehrere Plantagen zugeordnet werden konnten.

Auf die Spur der drei Berliner waren die Ermittler Anfang 2007 gekommen, als einer von ihnen auf professionelle Einkaufstour ging: ebenfalls in Grow-Shops hatte er mehr als 120 Pflanzkübel, speziellen Flüssigdünger und besondere Pflanzerde gekauft. Bei weiteren Ermittlungen war den Beamten aufgefallen, dass er Sonderausstattungen in ungewöhnlichen Mengen auch in Baumärkten gekauft hatte.

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