
© Claus-Dieter Steyer
Brandenburg: Wieder zwei Züge zusammengestoßen
Vor 16 Monaten gab es ein ähnliches Zugunglück in der Stadt Hosena – damals starb ein Mensch
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Hosena - Die Einfahrt zum Bahnhof gleicht einem Trümmerfeld. Waggons ragen acht Meter in die Höhe, überall haben sich Türen, Seitenwände und Räder miteinander verkeilt. Dahinter steht die beim Aufprall auf einen haltenden Güterzug aus dem Gleis geworfene Lokomotive, die von zwei nachfolgenden Wagen begraben wurde. Der Lokführer hat den Unfall am Montagabend überlebt. „Er liegt verletzt im Krankenhaus“, sagt Maik Gauer von der Bundespolizei. „Sein Zustand soll nicht lebensbedrohend sein.“ Die Ursache ist unklar; es wird ermittelt.
Viele Einwohner zog es an den abgesperrten Unfallort am Bahnhof. „Warum denn schon wieder hier?“, lautete die am häufigsten gestellte Frage. Die meisten haben noch die Bilder vom letzten Unglück vor Augen, als fast genau an der gleichen Stelle im Juli 2012 ebenfalls zwei Güterzüge aufeinandergeprallt waren. Mehrere Waggons wurden damals gegen ein Stellwerk geschleudert. Der 54-jährige Bahnwärter war auf der Stelle tot. Noch immer sind die Untersuchungen nicht abgeschlossen. Fest steht nur, dass der Lokführer zwar die Bremse betätigte, aber der Zug in Hosena vor einem haltenden Güterzug nicht zum Stehen kam. Die Deutsche Bahn erlitt nach eigenen Angaben einen Millionenschaden in zweistelliger Höhe. Wochenlang ruhte wegen der Reparaturarbeiten der Verkehr.
Auch am Montag stand ein mit 3000 Tonnen Schotter beladener Güterzug am Bahnhof. Er wartete auf die Ausfahrt, als ein leerer Zug von hinten auf ihn auffuhr. Die leeren Güterzüge, die hauptsächlich zu den Lausitzer Kohlerevieren unterwegs seien, würden mit „richtig Pfeffer“ durch den Bahnhof donnern, berichtet der langjährige Eisenbahner und jetzige Rentner Volkmar Serbe beim Blick auf den Schrottberg.
Im Unterschied zum Unglück vor 16 Monaten hat diesmal kaum jemand im Ort den Krach gehört. „Damals saßen wir im Sommer auf der Terrasse und fuhren vor Schreck zusammen“, meinte eine Rentnerin. „Am Montag sind wir erst durch das viele Blaulicht und die Hubschrauber aufmerksam geworden. Es war ja alles stockdunkel.“ Sie habe 40 Jahre bei der Bahn gearbeitet und das Fehlen des zerstörten Stellwerkes „schon immer argwöhnisch“ betrachtet. „Die haben zwar zum Ersatz einen Container aufgestellt, aber daraus kann man doch keinen Knotenpunkt wie Hosena überblicken.“ Die Bahn AG wollte sich zu solchen Spekulationen nicht äußern. Auf jeden Fall dürften sich die Aufräumarbeiten angesichts der Bilder noch eine Weile hinziehen. Mit dem Bau des neuen Stellwerks sollte in diesen Tagen begonnen werden.
Claus-Dieter Steyer
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