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Brandenburg: Wolf wütet im Hirschgehege Züchter sind verzweifelt: Tiere sind leichte Beute

Wittstock - Brandenburg hat einen Problemwolf, der über die Landesgrenzen hinaus für Furore sorgt. Der auf dem früheren Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide herumstreunende Wolf macht Landwirten im Nordwesten der Mark, etwa 100 Kilometer nördlich von Berlin zu schaffen.

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Wittstock - Brandenburg hat einen Problemwolf, der über die Landesgrenzen hinaus für Furore sorgt. Der auf dem früheren Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide herumstreunende Wolf macht Landwirten im Nordwesten der Mark, etwa 100 Kilometer nördlich von Berlin zu schaffen. Binnen weniger Wochen ist der Wolf vom „Bombodrom“ in drei Gehegen eingedrungen und hat in der Region rund um Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) 27 Damhirsche und vergangene Woche hinter der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern im Müritzkreis eine Rentierherde angegriffen. Drei der zwölf Tiere sind tot, zwei verletzt worden.

Rentierzüchter Hans Fehrmann aus Schwarz ist verzweifelt. „Wir haben ganz frische Spuren gefunden, wo er den Zaun untergraben wollte, aber es ist ihm nicht gelungen“, sagte am Montag. Zum Glück war die Herde nachts in einem Unterstand. Vergangenes Jahr hatte der Wolf in Groß Haßlow 24 Tiere in einem Damwildgehege erlegt, Anfang Januar schlug er in Gadow zu, 13 von 14 Tieren waren tot, nur der Bock des Rudels überlebte die Attacke.

Fehrmann sieht nun seine Zuchterfolge in Gefahr und fordert drastische Maßnahmen gegen den Wolf. Er nennt die Wiederansiedlung in der Region eine „romantische Illusion“, das Tier müsse dort ausgesetzt werden, wo er herkommt. Das aber dürfte schwierig werden, die Tier legen weiter Strecken zurück. „Die Wölfe sind im ganzen Land“, sagt Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes. Insgesamt sind es knapp 30 Tiere, vorwiegend leben sie an achten Stellen auf alten Übungsplätzen des Militärs oder in Tagebaulandschaften. Und sie stehen unter Schutz. „Ein Wolf frisst nur so viel, wie er braucht“, sagt Freude. „Aber in einem Gehege macht Wolf so lange weiter bis nichts mehr seinen Jagdinstinkt reizt.“ Norman Stier, der ein Forschungsprojekt an der TU Dresden leitet und Wolfsmanagementpläne für ostdeutsche Bundesländer erarbeitet, hat die jüngste Attacke des Wolfes nach den ersten Fällen schon erwartet, „wir konnten aber nicht mehr alle Tierhalter informieren“. Einzelne Wölfe hätten gelernt haben, dass Wildtiere in Gehegen „leichte Beute“, sind.

Dabei ist die Zahl der von Wölfen getötete Wildtiere und Schafen in Brandenburg nicht unbedingt gestiegen. Sachsen vermeldet einen Rückgang bei Schafen. In beiden Ländern sind Elektrozäune für Gehege fast Standard und wurden gefördert, Schäfer haben sich Spezialhunde angeschafft. Mecklenburg-Vorpommern muss nachziehen. Auch Rentierzüchter Fehrmann will jetzt Elektrozäune aufbauen, vom Land bekommt er eine Entschädigung. Alexander Fröhlich

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