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Brandenburg, Groß Schönebeck: Mit vermehrten Abschüssen will Brandenburg die Wolfspopulation verringern.

© dpa/Patrick Pleul

Update

Wolfsfreie Zone statt Quotenjagd: Brandenburg will „Interventionsgebiete“

Dürfen die bisher geschützten Wölfe in Brandenburg künftig abgeschossen werden? Das Landesumweltministerium schlägt vor, Wölfe nur in bestimmten Gebieten zu bejagen.

Stand:

In Brandenburg wird es wohl keine Quotenjagd auf Wölfe geben. Stattdessen könnte es zu sogenannten „Interventionsgebieten“ kommen, in denen Wölfe gezielt bejagt werden.

Das ist das Ergebnis des ersten Wolfplenums, das das Brandenburgische Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz am Donnerstag in der Landeshauptstadt durchführte. Wie Ministerin Hanka Mittelstädt (SPD) nach der Sitzung mitteilte, wolle man „auf der einen Seite die Weidetierhalter im Blick haben, aber auch die empfundenen Ängste der Bürgerinnen und Bürger ländlichen Raum.“ Deswegen müsse man „wirklich auch den Bestand kontrollieren“.

Wolf soll ins Jagdgesetz aufgenommen werden

Dazu bereite das Ministerium ein Maßnahmenpaket vor: Der Wolf solle ins Landesjagdgesetz aufgenommen werden. Zudem soll es bis Ende dieses Jahres, möglicherweise aber auch erst Anfang kommenden Jahres eine Überarbeitung der Wolfsverordnung geben.

Brandenburg gilt als Wolfsland Nummer eins in Deutschland mit den meisten Rudeln. Seit vielen Jahren gibt es Streit über den Umgang mit dem Wolf. Es kommt immer wieder zu Rissen von Weidetieren. Auch der Bund will den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen, dies ist gesetzlich aber noch nicht geregelt.

Während Umwelt- und Naturschützer vor einer Abschussquote warnen und wie Schafzüchter auf Zäune und Herdenschutzhunde setzen, fordern Landwirte und Jäger, die Zahl der Wölfe stärker zu begrenzen.

CDU will Jagdquote von 15 Prozent und „Obergrenze für Wölfe“

Ein wesentliches Ziel ist, dass eine Bejagung des Wolfsbestands so umzusetzen ist, dass die Schäden der Nutztierhaltung wirksam reduziert wird, aber gleichzeitig auch der Erhaltungszustand der Art gesichert werden kann“, sagte Mittelstädt. „Es geht uns nicht um Abschussquoten als Selbstzweck, sondern darum, wie wollen wir die Weidetierhalter dort nachhaltig unterstützen, wo Herdenschutz nicht möglich ist oder nicht ausreicht.“

Im Vorfeld des Wolfsplenums hatte sich unter anderem die oppositionelle CDU für eine Jagdquote von 15 Prozent des Wolfsbestands ausgesprochen. Auch der Landesjagdverband plädierte für eine intensivere Bejagung der Raubtiere. Dessen Präsident Dirk-Henner Wellershoff forderte eine „verbindliche Obergrenze für Wölfe“.

Landesbauernpräsident Henrik Wendorff begrüßt die geplante Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht: „Es ist deutlich geworden, dass man im Umgang mit dem Wolf vorbereitet sein muss.“ Jagdrechtliche Hürden und Naturschutzfragen müssten dabei zusammengebracht werden.

Bund unterstützt Wolfsjagd in Problemgebieten

Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt die Möglichkeit der Jagd auf Wölfe in Problemgebieten. „Entscheidend ist, unsere Weidetiere zu schützen, damit diese wertvolle Form der Tierhaltung erhalten bleibt“, sagte ein Sprecher des Bundesagrarministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Der Plan von Minister Alois Rainer (CSU) stehe auf drei Säulen: „Problemwölfe zügig entnehmen, Wolfsbestände managen und Wölfe bejagen, wo sie zur Gefahr werden.“

Das Bundesagrarministerium will den Ländern mit hohen Wolfsbeständen die Chance für regionale Maßnahmen geben. „Es soll ihnen über das Bundesjagdgesetz möglich sein, Weidegebiete zu bestimmen, in denen eine Bejagung des Wolfs zur Vermeidung von Schäden erforderlich ist“, sagte der Sprecher. Das gelte zum Beispiel, wenn in diesen Gebieten vom Naturrum her keine Schutzzäune möglich seien. 

Naturschützer warnen vor erneutem Aussterben der Wölfe

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) in Brandenburg wies darauf hin, dass der Bund die Aufnahme ins Jagdrecht rechtlich klären müsse, damit dies angewendet werden könne. Landesgeschäftsführer Axel Kruschat warnte allerdings auch, dies könne dazu führen, dass Wölfe wieder aussterben würden.

Der Naturschutzbund (Nabu) hält die Aufnahme ins Jagdrecht schon für beschlossen. Das sei „völlig inakzeptabel“, weil noch offen sei, wie sich das künftige Wolfsmanagement gestalten solle, sagte Landeschef Björn Ellner.

Über die Frage, wie viele Wölfe es in Brandenburg gibt, hatte es in den letzten Monaten einen erbitterten Streit gegeben, über den es auch zur Entlassung von Umweltstaatssekretär Gregor Beyer (parteilos) kam.

Mittelstädt wollte sich am Donnerstag nicht auf eine exakte Zahl der Tiere festlegen, sondern zitierte lediglich die Zahlen des Wolfsmanagements beim Landesamt für Umwelt, wonach es im Land 58 Rudel, acht Paare und zwei territoriale Einzeltiere gebe. (mit dpa)

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