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Mit vermehrten Abschüssen will Brandenburg die Wolfspopulation verringern und den Schutz von Nutz- und Weidetieren erhöhen.

© dpa/Patrick Pleul

„Schießwut“ und „Bedürfnisbefriedigung“: Brandenburgs Wolfspläne sorgen weiter für Ärger

Die Landesregierung will den Abschuss von Wölfen in Brandenburg erlauben. Die Grünen kritisieren die Pläne scharf.

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Die Pläne des Landes Brandenburg, die Wolfsbestände zu reduzieren, haben bei Umweltschützern und Grünen für massive Verärgerung gesorgt. Die Landesvorsitzende der Brandenburger Grünen, die Bundestagsabgeordnete Andrea Lübcke, warf dem Ministerium gar „Schießwut“ und einen „Kotau vor der Jägerlobby“ vor.

„Das Ministerium hat jedes Maß und jede Mitte verloren“, sagte Lübcke. „Der Eindruck drängt sich auf, dass es nicht um den Schutz von Weidetieren geht, sondern um die Bedürfnisbefriedigung von Männern mit Flinten im Wald.“

Die Grünen zitieren dazu das offizielle Wolfsmonitoring im Wolfsjahr 2023/2024. Es verzeichnete lediglich 58 Rudel und einige Einzelgänger in Brandenburg. Daraus leiten Experten eine Gesamtzahl von maximal 500-600 Wölfen ab. Das Landwirtschaftsministerium sprach am Montag indes von 1500 bis 1600 Tieren.

Die Grünen befürchten, dass das angekündigte „Wolfsplenum“ lediglich als Feigenblatt diene. „Betrachtet man die bisherige Handlungsweise des Ministeriums, steht zu befürchten, dass die Ergebnisse eines Dialogs ebenso missachtet werden wie die Fachexpertise der eigenen Ministeriumsmitarbeitenden und der Verwaltung insgesamt“, so Lübcke.

In der letzten Legislaturperiode, als das Landwirtschaftsministerium von den Grünen geführt wurde, war es indes umgekehrt: Damals hatten die Vertreter verschiedener Interessenorganisationen aus dem Bereich der Landwirtschaft, etwa der Landesbauernverband oder der Landesjagdverband, mehr als einmal beklagt, mit ihren Positionen vom Ministerium ignoriert zu werden.

BSW: Wolfsabschüsse sollen im Einzelfall möglich sein

Anders äußerte sich am Dienstag das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das zusammen mit der SPD die Landesregierung bildet. „Wir nehmen die mit der Rückkehr des Wolfs verbundenen Herausforderungen – vor allem die Risse bei Weidetieren – sehr ernst“, sagte der BSW-Abgeordnete Andreas Kutsche. „Unsere Aufgabe als Politik ist es, zwischen den unterschiedlichen Positionen zu vermitteln.“ Nötig seien indes verlässliche Zahlen darüber, wie groß die Population tatsächlich ist.

„Der Schutz der Weidetiere hat für uns oberste Priorität“, sagte Kutsche. „Es darf nicht darum gehen, beim Weideschutz zu sparen – kommt es trotzdem zu Rissen, müssen klare gesetzliche Regeln gelten, die im Einzelfall auch die Entnahme solcher Wölfe ermöglichen.“ Das BSW begrüße, dass Staatssekretär Beyer auf diese Linie eingeschwenkt sei. „Wir begrüßen zudem die Durchführung eines Wolfsplenums durch das Ministerium.“ Das BSW folge insgesamt der Position des Wolfssachverständigen Karsten Arnold, der von einer Populationsgröße von lediglich 350 bis 600 Wölfen in Brandenburg ausgehe.

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