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Brandenburg: Zahl der EHEC-Verdachtsfälle auf neun erhöht
Brandenburgs Gesundheitsministerin bietet norddeutschen Krankenhäusern Unterstützung an
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Potsdam/Berlin - In Brandenburg ist die Zahl der Verdachtsfälle auf eine Infektion mit dem gefährlichen Darmbakterium EHEC am Dienstag auf neun gestiegen. Es sei ein neuer Fall in Schwedt (Uckermark) hinzugekommen, teilte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums am Abend mit. Ihr zufolge gibt es unverändert fünf bestätigte Infektionen. Drei Patienten leiden überdies an der schweren Folgeerkrankung hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) mit Nierenproblemen; dazu kommt ein Verdachtsfall.
Dennoch will Brandenburg EHEC-Patienten aus anderen Bundesländern aufnehmen und damit die Kliniken in Norddeutschland entlasten. Märkische Einrichtungen stünden bereit, Patienten mit dem gefährlichen HU-Syndrom sofort zur Dialyse zu übernehmen, sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) am Dienstag in Potsdam. Das Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam bereite sich darauf vor, Patienten aus den am stärksten betroffenen Städten Deutschlands aufzunehmen, sagte Tack. Die Ressourcen der Norddeutschen Krankenhäuser bei der Behandlung der durch die EHEC-Bakterien verursachten Nierenprobleme seien stark strapaziert. Allein in Hamburg gäbe es mehr als 500 EHEC-Krankheitsfälle. Berlin hat bereits einige HUS-Patienten übernommen.
Im Potsdamer Bergmann-Klinikum liegen mittlerweile fünf Patienten, bei denen sich eine EHEC-Infektion bestätigt hat. Laut dem ärztlichen Direktor des Krankenhauses, Hubertus Wehnisch, werden zudem zwei Personen behandelt, bei denen der Verdacht besteht, dass sie an EHEC erkrankt sind. Von den zwei Patienten stammen nur zwei Personen aus Potsdam, der Rest aus anderen Landesteilen. Die Patienten würden zum Teil in der Klinik für Infektiologie behandelt, in schwereren Fällen aber auch auf der Intensivstation. Im Vergleich zu Hamburg allerdings, wo hunderte EHEC-Patienten behandelt werden, gäbe es in Potsdam „keine besondere Belastung“, so Wehnisch: „Mit sowas müssen wir umgehen können.“
Auch in Berlin steigt die Zahl der bestätigten Fälle von leichteren EHEC- und den schwerwiegenden HUS-Darminfektionserkrankungen. Am gestrigen Dienstag wusste die Senatsgesundheitsverwaltung von nachweislich 21 Berliner EHEC-Erkrankten sowie neun Menschen mit lebensbedrohlichen HUS-Krankheitsfällen. Dazu kommen fünf Patienten, die beim Arzt waren – und bei denen dann unerwartet EHEC-Bakterien im Darm nachgewiesen wurden, obwohl sie gar nicht die EHEC-typischen Durchfälle haben.
In Brandenburg wurden indes die Lebensmittel-Kontrollen verstärkt. Das Land habe den in den Landkreisen angesiedelten Lebensmittelkontrolleuren empfohlen, verstärkt Stichproben zu nehmen, sagte Tack. Bislang seien in Brandenburg keine zu beanstandenden Proben gefunden worden. Tack empfahl, auf rohe Tomaten, Gurken und Salat weiterhin zu verzichten und verstärkt auf die Körperhygiene zu achten. Die Gaststätten und Restaurants haben ihre Salat-Karten bereits umgestellt und setzen verstärkt auf regionale Produkte.
In der Landeshauptstadt Potsdam sind vier Lebensmittelkontrolleure unterwegs. Sie nehmen im Einzelhandel unabhängig von der Herkunft Proben von Gemüse, das in der Regel roh verzehrt wird. Das Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht die Proben. Mindestens ein Potsdamer Händler war nach Angaben des Rathauses mit Gurken beliefert worden, die nach einer Warnmeldung vom Lieferanten zurückgerufen wurden. Die Gurken gelangten nicht in den Verkauf. Kindertagesstätten, Horte, Schulen und Essen-Lieferanten für diese Einrichtungen wird seit vergangener Woche empfohlen, auf rohes Gemüse für Mahlzeiten zu verzichten, die in den Kitas zubereitet werden. „Gemüse sollte bis auf weiteres nur im durchgegarten Zustand angeboten werden“, hieß es.
Allerdings wächst nach Meldungen darüber, dass die an spanischen Gurken gefundenen EHEC-Erreger nicht identisch sind mit der EHEC-Bakterienfamilie bei Schwererkrankten, noch größere Unsicherheit beim Einkauf oder der Bestellung im Restaurant. Experten empfehlen weiterhin, keine Rohmilch und rohe Fleischprodukte von Wiederkäuern wie Rindern, Ziegen und Schafen zu essen. EHEC wird von Erregern ausgelöst, die aus dem Darm dieser Tiere stammen. axf/kög/HK
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