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Brandenburg: Ziemlich beste Feinde

Brandenburg und Sachsen feiern den Kultursommer

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Senftenberg - Lauchhammer, Doberlug-Kirchhain, Bad Liebenwerda, Branitz oder Finsterwalde sind selbst Reisefreudigen nicht unbedingt als Kulturstätten bekannt. Das ändert sich in den kommenden Wochen. Unter dem Motto „Wo Preußen Sachsen küsst“ finden in jener Region Veranstaltungen, Feste, Lesungen, Konzerte und Ausstellungen statt – länderübergreifend in Brandenburg und Sachsen.

Auf dem Wiener Kongress 1815 verlor das Königreich Sachsen zwei Drittel seines Territoriums, weil es an der Seite von Napoleons Truppen zuvor den Kontinent mit Kriegen überzogen hatte. Die gesamte Niederlausitz und die Hälfte der Oberlausitz gingen damals an Preußen. Um ein Haar hätte es damals gar kein Sachsen mehr gegeben. Die Engländer und Österreicher fürchteten sich aber vor einem zu starken Preußen und setzten den Fortbestand der Sachsen auf verkleinertem Territorium durch.

„Kulturland Brandenburg“, die vor 16 Jahren gegründete Dachmarke, feierte den Auftakt der Reihe „Wo Preußen Sachsen küsst“ am Wochenende am passenden Ort: auf der Festung Senftenberg. Einst als Bollwerk im 16. und 17. Jahrhundert gegen die Preußen von den sächsischen Herrschern erbaut, befand sich die Anlage nach den Beschlüssen von 1815 mitten in Preußen. Bis heute sind die sächsischen Spuren in der Region unübersehbar und Dresden oder Meißen liegen in vieler Hinsicht näher als Berlin und Potsdam. „Die Beziehungen zwischen den Sachsen und Preußen bestanden nicht nur aus Kämpfen und Konflikten, sondern auch aus Austausch und gegenseitiger Befruchtung“, sagt Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).

Sich näher mit dem Verhältnis der beiden Länder zu befassen, dürfte am besten auf der ersten Brandenburgischen Landesausstellung im frisch sanierten Schloss Doberlug gelingen. In sieben Szenen wird hier ab Pfingsten die Nachbarschaft zwischen Sachsen und Preußen unter die Lupe genommen. Gemälde, Dokumente und Kunstgegenstände illustrieren die Beziehungen. Auch das Klischee von „Preußens Glanz und Sachsens Gloria“ wird hinterfragt. Nie zuvor widmete sich eine so aufwendig vorbereitete Ausstellung den Beziehungen zwischen zwei Nachbarländern mitten in Deutschland.

Ausstellungen in den umliegenden Orten greifen spezielle Themen der Nachbarschaft auf. So widmet sich Bad Liebenwerda dem Marionettenspiel, erinnert Finsterwalde an den Kirchenmusiker Paul Gerhardt und beschäftigt sich Lauchhammer mit dem Kunstguss auf beiden Seiten der Grenze. Claus-Dieter Steyer

Die PNN informieren ihre Leser ab dem 25. Mai in einer sechsteiligen Ausflugsserie „Kultur erleben“ über die wichtigsten Veranstaltungen in diesem Sommer.

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