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Brandenburg: Zum Shoppen nach Polen

Der Zloty steht schlecht und lockt Deutsche an

Stand:

Frankfurt (Oder) - Das Einkaufen in Polen ist wieder deutlich billiger geworden. Der Grund: Der Wert des Zloty fällt und fällt. Im Sommer hat man für einen Euro noch 3,20 Zloty bekommen. In dieser Woche waren es bereits 4,68 Zloty. Experten glauben, dass die Fünf-Zloty-Marke bald erreicht sein wird. Und während in Polen wieder mehr deutsche Kundschaft gesichtet wird, haben die Händler diesseits der Oder noch keinen Kundenrückgang bemerkt. Die Einkaufstouristen pilgern in beide Richtungen.

„Wir haben keine signifikanten Einschnitte“, sagt der Manager vom Frankfurter Spitzkrug-Multicenter (SMC) dem größten Einkaufscenter in Ostbrandenburg. Vereinzelt höre er zwar von Kunden, dass es wieder interessanter sei, in Polen einzukaufen. Aber auch aus Polen kämen noch immer viele Kunden. Weniger seien es noch nicht – trotz der höheren Umtauschkurse. Die Kunden aus dem Nachbarland reisen meist mit Lieferwagen an, kaufen Aktionsware wie Waschpulver, Speiseöl oder Drogerieartikel bekannter Marken, um die Artikel dann gegen Aufpreis im polnischen Inland zu verkaufen. „Generell sind Januar und Februar schlechte Monate für den Handel“, sagt Rieck mit Blick auf die allgemeine Lage und Kundenrückgang zum Jahresanfang. Erst zu Ostern erhole sich der Markt wieder. Unter anderem auch durch polnische Händler, die in großem Stile Süßigkeiten kaufen und gen Osten transportieren.

„Der deutsche Service wird nach wie vor geschätzt“, sagt auch Christina Minkley, Leiterin des Handelsverbandes Ostbrandenburg. Von einer Marktverlagerung nach Osten aufgrund des schwächelnden Zlotys will auch sie nichts bemerkt haben. Vor allem gut verdienende Polen würden nach wie vor gerne in deutschen Geschäften einkaufen. Es gebe noch keine Nachrichten über Umsatzeinbußen von Verbandsmitglieder.

Doch auf der anderen Seite des Grenzflusses berichten die Händler das Gegenteil. Zunehmend kämen Deutsche auch, um Fernseher oder Waschmaschinen in Polen zu kaufen. Kunden kämen nun auch aus Berlin oder Niedersachsen gezielt nach Polen zum Shoppen. „Der Zloty-Kurs ist für unsere deutsche Kundschaft attraktiv“, sagt ein Verkäufer aus einem Elektrofachmarkt in der Slubice gegenüber von Frankfurt.

Auch auf den polnischen Grenzmärkte am östlichen Oderufer flanieren an den Wochenenden wieder Tausende deutsche Kunden zwischen den Ständen. Es ist mittlerweile schwer geworden, am Wochenende vor Märkten und Geschäften einen Parkplatz zu bekommen. Und an so manchem Zigarettenladen kann ist ein fast vergessenes Phänomen zu beobachten: Die Kundschaft steht Schlange.

Während auf den Märkten eigentlich fast nur noch die Zigaretten wirkliche Schnäppchen sind, registrieren die Verkäufer in den Läden und Kaufhäusern wie der Slubicer „Prima Galeria“ auch eine andere veränderte deutsche Kundschaft. So die Mitvierzigerin aus Frankfurt (Oder), die sich einen modischen Sommermantel gekauft und „mindestens 100 Euro gespart“ hat. Denn zunehmend schätzten auch die deutschen Frauen, die hinter der Oder auf Schnäppchenjagd gehen, Markenware, wie auch die Verkäuferin in der Schuh-Boutique des Kaufhauses beobachtet hat. Und Elektrogeräte, sagt ein polnischer Fachhändler, seien in Polen bis zu 20 Prozent billiger. Selbst Autohäuser machten gute Geschäfte mit den Deutschen – zumindest bis zur Abwrackprämie. Andreas Wilhelm /Steffi Prutean

Andreas Wilhelm, Steffi Prutean

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