Von Claus-Dieter Steyer: Zum Zug gekommen
Im Regionalverkehr soll es mehr Konkurrenz geben / Für die Kunden könnten so die Fahrpreise sinken
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Potsdam - Die Unzufriedenheit über die Angebote der Deutschen Bahn AG in der Region hat in Brandenburg zu einem bundesweit einmaligen Schritt der zuständigen Behörden geführt. Sie verweigern dem Staatskonzern ab dem Jahr 2012 den weiteren Betrieb auf mindestens einer der beiden am stärksten genutzten Strecken, damit hier die private Konkurrenz zum Zug kommt. Es handelt sich um die Linien zwischen Magdeburg, Potsdam, Berlin, Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt sowie zwischen Rathenow, Berlin und Cottbus.
Beide Regionalexpressverbindungen liegen in zwei von vier Losen, mit denen der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) für insgesamt 16 Bahnstrecken Betreiber sucht. Der VBB, hinter dem die Länder Berlin und Brandenburg sowie die Landkreise und die kreisfreien Städte stehen, hat nun die Ausschreibung so gestrickt, dass sich ein Bahnunternehmen nur für eines der beiden Lose mit den beiden großen Strecken bewerben kann. Die Deutsche Bahn würde also auf jeden Fall das Geschäft auf einer der beiden Verbindungen zwischen Magdeburg und Eisenhüttenstadt oder zwischen Rathenow und Cottbus verlieren.
„Das ist so nicht hinzunehmen“, sagte Peter Buchner, Regionalbereichsleiter der Deutschen Bahn. Er kündigte, wie berichtet, gegen das gewählte Losverfahren eine Klage vor dem Oberlandesgericht an und warnte vor einem Verlust von zahlreichen Arbeitsplätzen, falls das Unternehmen nicht mehr wie im bisherigen Umfang die Strecken bedienen könne. Allein 850 Jobs hingen am Regionalexpress 1 zwischen Magdeburg und Eisenhüttenstadt.
Doch beim VBB hält sich das Mitleid für den Konzern in Grenzen. „Wir wollen die Bedingungen für einen echten Wettbewerb schaffen“, meinte Geschäftsführer Hans-Werner Franz. Das sei nur möglich, wenn große Teile des Verkehrs an unterschiedliche Bewerber gingen. Die Qualität steige und die Senkung der Kosten erlaube weitere Zugfahrten. Ähnlich äußerte sich Brandenburgs Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD): „Wir halten Wort und setzen weiter auf den Wettbewerb auf der Schiene.“ Bislang betreibt die Deutsche Bahn noch rund 80 Prozent des Personenverkehrs im Land. Dieser Anteil könnte künftig weniger als 50 Prozent betragen. Brandenburg ist jedoch noch bis 2012 an einen Vertrag mit der Deutschen Bahn AG gebunden.
Private Unternehmen können oft ein niedriges Angebot zum Streckenbetrieb abgeben, weil sie ihre Beschäftigten im Schnitt geringer bezahlen. Doch der Vorteil liegt bei den Kunden. Die Privatbahn Interconnex bietet die Strecke Berlin-Warnemünde zum Beispiel schon ab 12 Euro an, die Deutsche Bahn AG verlangt 33,80 Euro.
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