Von Kay Grimmer: 20 Minuten Take That in Babelsberg
Kein Kreischalarm bei den Ex-Teenie- Lieblingen aus England, die ihre neue Platte „Circus“ vorstellten
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Babelsberg – Kreischende Mädchen, Ohnmachtsanfälle im Minutentakt und eine Geräuschkulisse, die dem Start eines Düsenjets gleicht – all das war Take That bei ihren Liveauftritten. Früher.
Es war an einigen Details zu merken, dass Fans und Idole gleichermaßen gesetzter, älter, erwachsener geworden sind. Die wohl umschwärmteste Boygroup der 90er Jahre kam gestern nach Babelsberg, um ihr neues Album „Circus“ vorzustellen. Von den einst fünf Mitgliedern der mit Platinauszeichnungen und Publikumspreisen überhäuften Gruppe, blieben nach Austritt, Trennung und Wiedervereinigung nur noch vier übrig. Drei davon, der kreative Kopf der Gruppe, Gary Barlow, und seine Kompagnons Jason Orange und Howard Donald kamen nach Potsdam. Mark Owen fehlte bei der Präsentation im Fernsehstudio 1 des Rundfunks Berlin-Brandenburg, weil er Papa wird, womöglich im Laufe der Nacht schon geworden ist. Einer der wohl eindrücklichsten Gründe für die Veränderungen im Leben der einstigen Teenie-Stars. „Es kann sein, dass das Baby von Mark Owens Freundin ausgerechnet jetzt kommt“, unkte der kreative Kopf der Gruppe, Gary Barlow, gestern noch bevor er richtig Platz genommen hatte vor Presse und Fans. „Womit aber bewiesen wäre, dass er nicht schwul ist, wie viele früher behauptet haben“, setzt Garlow nach.
Damit war klar, wer von den drei Anwesenden das Redevorrecht beanspruchte. Früher, als Take That noch für Herz-Kreislauf-Zusammenbrüche sorgte und die Gruppe noch als Quintett unterwegs war, hieß der unumstrittene Star Robbie Williams. Der verließ das Casting-Projekt 1995 und startete die weltweit wohl erfolgreichste Solo-Karriere eines Ex-Boygroup-Mitglieds. Auch die restlichen vier Take That-Mitglieder versuchten sich nach der Trennung 1996 in musikalischen oder schauspielerischen Alleingängen – mit weniger großem Erfolg, eine Wiedervereinigung – auch ohne Robbie – schien da lukrativer.
Und in der Tat, die klassische Schmuse-Konsensmusik von Take That kommt immer noch an, auch wenn gestern der Kreischpegel einem höflichen Applaus mit vereinzelten Jubelgicksern gewichen ist. Vielleicht lag die verhaltene Begeisterung am gestrigen späten Nachmittag in Babelsberg aber auch an der gut vierzigminütigen Verspätung der drei. Die konnten und wollten zu allem Überfluss außer über ihre neue Platte „Circus“ und der aktuellen Vater-Nachricht von Mark Owen nicht wirklich Neues erzählen.
Weder eine Tour durch Deutschland ist fest im Terminplan noch eine mögliche Wiedervereinigung mit Robbie. „Ja, wir haben drei, viermal Kontakt gehabt, ich war in Los Angeles, wo Robbie jetzt lebt“, erzählte Barlow. Aber man sei gerade erst dabei, den Pfad der Freundschaft wiederzuentdecken. „Nein, wir wissen noch nicht, wann wir in Deutschland spielen werden, aber wir freuen uns schon sehr auf die Fans hier im Land.“
Und einige wenige von denen freuten sich gestern auf Take That. Der RBB-Radiosender Antenne Brandenburg hatte exklusiv einige Karten für die Albumpräsentation verlost. „Ich bin Fan der ersten Stunde“, gab Franziska Fischer zu. Die Potsdamerin verdankte es ihrer Mutter Sylvia, dass sie dabei sein durfte. Die letzten zwei Tickets waren es, die Sylvia Fischer am Dienstagvormittag gewonnen hatte. Sie, die einst von der Tochter mit dem Take That-Fieber angesteckt wurde, nutzte einen Tag Urlaub, um „das erste Mal Take That live zu erleben“. Es blieb ein kurzes Erlebnis. Nach nicht einmal 20 Minuten war der Spaß zu Ende, Take That gaben noch zwei Interviews fürs Radio, um anschließend zu einem Auftritt in Berlin zu düsen – in der Hoffnung, der fehlende Vierte im Bunde, Mark Owen, komme noch rechtzeitig vom Geburtsbett seines Nachkommens. „Ohne ihn treten wir jedenfalls nicht auf.“
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