
© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN
35 Jahre Unesco Welkulturerbe Potsdam: Bedroht durch Klimawandel und Vandalismus
Vor 35 Jahren wurden die Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin in die Weltkulturerbeliste der Unesco eingetragen. Die einzigartigen Landschaften und Gebäudeensembles sind bedroht.
Stand:
Vor 35 Jahren wurden die „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die Stadt Potsdam und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) erinnerten am Freitag an die Aufnahme – ein Ereignis, das nicht nur Auszeichnung, sondern auch Verpflichtung bedeute.
Die Eintragung am 12. Dezember 1990 geht auf Anträge aus der Endphase der DDR und der Nachwendezeit zurück: Die DDR beantragte die Aufnahme am 29. September 1989, die Bundesrepublik ergänzte im Juni 1990 Teile der Havellandschaft mit Glienicke und der Pfaueninsel.
Am 12. Dezember 1990 nahm das Welterbekomitee im kanadischen Banff das Ensemble unter der Nummer 532 C in die Liste auf – nur zwei Monate nach der deutschen Wiedervereinigung.

© Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel/Potsdam Museum / Matthias Kupfernagel
„Enormes geleistet“
Seit 1990 sei viel erreicht worden, sagt SPSG‑Generaldirektor Christoph Martin Vogtherr: Die durch Grenz- und Sperranlagen zerschnittene Kulturlandschaft habe man wieder zusammengefügt und instandgesetzt. Wesentliche Voraussetzungen dafür waren die anhaltenden Förderungen von Bund, den Ländern Brandenburg und Berlin sowie Beiträge von Stadt und privaten Förderern.
„Damit das auch so bleibt, gewinnt die kontinuierliche Pflege und Erhaltung des Erreichten zunehmend an Bedeutung“, warnt Vogtherr. Er nennt als aktuelle Gefahren fahrlässige oder mutwillige Zerstörungen und die Folgen des Klimawandels, die die Parks nun massiv bedrohten.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN
Für Oberbürgermeisterin Noosha Aubel (parteilos) ist das Welterbe ein „großes Privileg“ und zugleich ein verbindlicher Rahmen für die Stadtentwicklung. „Touristisch spielen wir in einer Liga mit den Pyramiden von Gizeh, den Schlössern von Versailles oder der Chinesischen Mauer“, sagte Aubel. Der Umgang mit dem Erbe sei eine Verpflichtung gegenüber den Potsdamerinnen und Potsdamern wie auch gegenüber nationalen und internationalen Partnern.
Wirtschaftliche Bedeutung
SPSG und Stadt nennen eine Studie der Universität Potsdam im Auftrag der Industrie‑ und Handelskammer Potsdam zur wirtschaftlichen Bedeutung der Welterbeparks. Demnach generiert jeder Euro, den die öffentliche Hand in die Arbeit der SPSG investiert, 5,54 Euro an Einnahmen in Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel und regionalen Dienstleistungen.
Die Studie bezog nicht nur die Welterbeschlösser wie Sanssouci und das Neue Palais ein, sondern untersuchte auch Rheinsberg und Paretz und zeigte deren positiven Effekt auf die lokale Wirtschaft.
Begehbare Landschaftsgemälde
Warum Potsdam und Berlin 1990 als Welterbe anerkannt wurden, liegt laut SPSG am Ensemblecharakter der Anlagen: Im Laufe von drei Jahrhunderten angelegt, entstanden an den Ufern der Havel Schlösser, Gärten und gestaltete Landschaften, die durch Alleen und Sichtachsen zu großen, begehbaren „Landschaftsgemälden“ verbunden sind. Diese Synthese aus Stadtplanung, Architektur‑ und Gartenkunst mache die Stätte weltweit einzigartig.
Die Welterbe‑Stätte wurde 1992 und 1999 erweitert. Mit heute 2064 Hektar Fläche gehört sie zu den größten Deutschlands. Mit der Auszeichnung verbinde sich auch die Verpflichtung zu behutsamem Umgang: Veränderungen oder unüberlegte Anpassungen könnten unwiederbringliche Verluste bedeuten. Schlösserstiftung, Landeshauptstadt und die Länder würden sich gemeinsam in der Verantwortung sehen, dieses Erbe zu bewahren.
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