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Fußball für Flüchtlinge bei „Juventas Crew Alpha“: Ab jetzt nur Fußball

Nach einer Irrfahrt aus dem Iran landete der 15-jährige Omnid Karimi in Potsdam. Jetzt hat der Flüchtlingsjunge ein neues Ziel.

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Potsdam - Fußball spielen anstatt rumhängen. Der Potsdamer Fußballverein „Juventas Crew Alpha“ bietet Flüchtlingen aus dem Wohnheim „An der alten Zauche“ die Möglichkeit, zu trainieren und miteinander in Kontakt zu kommen. Dabei geht es nicht nur um Trainingsfortschritt, Punkte und Tore, sondern vor allem um eine gemeinsam Freizeitgestaltung, Zusammenkommen und ums Pläneschmieden.

Wie jeden Dienstagabend läuft Omnid Karimi zum Tartanplatz der Schule am Nuthetal. Doch heute ist etwas anders: Omnid hat sich beim letzten Training am Bein verletzt. Sein Arzt sagte dem 15-Jährigen, er solle die nächsten Wochen sein Bein schonen. Heute nicht mittrainieren zu können schmerzt ihn auf jeden Fall mehr als das Bein selbst. Das Fußballtraining mit seinen Freunden ist sein Highlight der Woche. „Ich weiß jetzt, was ich will. Ich will Fußball spielen“, sagt er.

Potsdam als Ziel vor Augen

Vor drei Jahren floh Omnid aus dem Iran, sein Ziel: Potsdam. In der brandenburgischen Hauptstadt leben bereits seine Mutter und seine beiden kleineren Geschwister. Seine Flucht endete zunächst in Griechenland, wo der damals 13 Jahre alte Junge für zwei Jahre alleine lebte. Erst nach vielen Amtsgängen seiner Mutter bot sich ihm irgendwann die Gelegenheit, seine Familie wiederzusehen und in Deutschland aufgenommen zu werden.

Im Flüchtlingsheim „An der alten Zauche“ fand Omnid neue Freunde und traf auf Steffen Heise. Dieser ist Leiter des Schlaatzer Jugendclubs Alpha und Vorstand des seit 2010 dazugehörigen Fußballclubs „Juventas Crew Alpha“. Der Sozialpädagoge hatte einen Plan gefasst: eine Freizeitmannschaft für Flüchtlinge ins Leben zu rufen, wie es in vielen anderen Orten in Brandenburg getan wird. Es ist nicht nur das deutschlandweit bekannt gewordene Flüchtlingsteam „Welcome United 03“ des SV Babelsberg, das Integrationsarbeit leistet. Seit Jahren spielen in vielen märkischen Fußballclubs Flüchtlinge aus Krisenregionen der ganzen Welt.

"Dass es so gut läuft, konnten wir nicht ahnen"

Im Frühjahr 2014 trat Heise an die Leitung des Wohnheims heran und fragte, ob man sich eine Zusammenarbeit mit dem Fußballverein vorstellen könne. Dank der großen Nachfrage bei den Flüchtlingen wurde das Projekt schon bald in die Tat umgesetzt. Zu Beginn der Trainingstermine kamen vor allem Erwachsene und schauten sich die Verantwortlichen des Freizeitangebots an. Mittlerweile sind es fast ausschließlich ihre Kinder, die unter den Anweisungen von Trainer Karsten Grondey Fußball spielen. „Dass es so gut läuft, hatten wir uns zwar gewünscht, konnten es aber nicht ahnen“, sagt Heise und schaut den 15 Kindern bei ihren Ballübungen zu.

Augenscheinlich findet hier ein ganz normales Training statt. „Doch es ist nicht alles immer so einfach“, sagt Sozialpädagoge Heise. Die Kinder hatten an heißen Tagen dieses Sommers kaum Wasser dabei und spielten in Badelatschen, ohne Sportklamotten. Das sind alles Probleme, die man vereinsintern lösen konnte. Viele Mitglieder sammelten Sportkleidung und stellten sie den Kindern zur Verfügung.

Omnid spielt seit einem Jahr bei "Juventas Crew Alpha"

Wenn es bei den Kindern mal sprachliche Probleme gibt, hilft man sich gegenseitig beim Übersetzen oder der Trainer turnt vor. „Die meisten Kinder lernen jedoch in einer atemberaubenden Geschwindigkeit Deutsch und entwickeln sich auch sozial sehr schnell weiter“, meint Heise. Viele Sportbegeisterte konnten die Verantwortlichen des Schlaatzer Fußballclubs vom Fußball überzeugen. Omnid ist einer von ihnen. Seit einem Jahr spielt er jetzt bei „Juventas Crew Alpha“. „Er ist unser kleiner Ronaldo“, lobt Heise den Teenager.

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Neben dem Training im Verein und mit den anderen geflüchteten Kindern spielt der Nachwuchskünstler so viel Fußball, wie er nur kann. Seit einiger Zeit dreht er Handyvideos, in denen er seine Ballkünste vorführt. Einen eigenen Youtube-Kanal hat er bereits. Der Name: „Ab heute nur Fußball“. Omnid Karimi hat einen Plan: Er will Fußballer werden.

Torben Lehning

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