Landeshauptstadt: Abenteuer im Polizeirevier
Kinder aus der weißrussischen Partnerstadt Mogilew erholen sich drei Wochen lang bei Gastfamilien in Potsdam
Stand:
Kinder aus der weißrussischen Partnerstadt Mogilew erholen sich drei Wochen lang bei Gastfamilien in Potsdam Von Juliane Schoenherr Der gestrige Tag war für Julia und Lena aus Weißrussland etwas ganz Besonderes. Die beiden 10-jährigen Mädchen mit den langen Zöpfen amüsierten sich prächtig bei der Wasserschutzpolizei Potsdam. Zusammen mit 13 weiteren Kindern aus Mogilew waren sie dort zu einem Vormittag voller „Sport, Spiel und Spaß“ eingeladen. Organisiert hatte das Ganze der Verein „Initiative Mogilew“, der seit 1994 die Partnerschaft zwischen der weißrussischen Stadt und dem Landkreis Potsdam-Mittelmark pflegt. Die Kinder kommen alle aus der weißrussischen Stadt Mogilew, die durch das Unglück von 1986 in Tschernobyl radioaktiv verstrahlt ist. In Potsdam sollen sich die Mädchen und Jungs im Alter von 9 bis 14 Jahren drei Wochen lang erholen. Als der Verein bei der Polizei anfragte, ob diese etwas für die Kinder organisieren könnte, waren die Beamten gern dazu bereit. So führten sie gestern ihre Hundestaffel vor und demonstrierten den Kindern eindrucksvoll, wie ein Polizeihund im Ernstfall sein Herrchen beschützt. „Zuerst waren die Kinder etwas erschrocken. Aber als sich die Schäferhunde dann aber gutmütig streicheln ließen, wollten die Kinder sich gar nicht mehr von den Vierbeinern trennen“, erklärte Polizeiobermeisterin Cathrin Weist. Nach einem kleinen Frühstück, konnten die Mädchen und Jungs auf dem Fahrradparcours und der Bobbycar-Bahn herumkurven. Danach durfte die Gruppe noch ein Polizeiboot besichtigen. Die „Initiative Mogilew“ organisiert regelmäßig Hilfstransporte nach Weißrussland und lädt einmal jährlich Kinder aus Mogilew ein. „Die Kinder freuen sich über die vielen Aktivitäten, die wir auf die Beine stellen, aber sie sind auch sehr schnell müde, haben einfach nicht so viel Energie wie ihre gleichaltrigen deutschen Spielkameraden“, sagte Vereinsmitglied und Organisatorin Monika Neitzke. Die weißrussische Stadt Mogilew gehört zu den am stärksten radioaktiv verstrahlten Gebieten der ehemaligen Sowjetunion. Das Reaktorunglück von Tschernobyl ereignete sich 1986 zwar in der Ukraine, die radioaktive Wolke regnete sich jedoch zum großen Teil über Weißrussland ab. Die dort lebenden Menschen wurden über die daraus resultierenden Gefahren lange im Unklaren gelassen. Heute sind Leukämie und Schilddrüsenkrebs die häufigsten Todesursachen. Selbst bei Kindern,wie Julia und Lena, die erst Jahre nach der Katastrophe geboren wurden, ist das Erbgut geschädigt und das Immunsystem geschwächt. Während ihres Aufenthaltes in Potsdam wohnen die Mädchen und Jungs bei Gastfamilien. Monika Neitzke freut sich über die Hilfsbereitschaft der Potsdamer. „Die Familien bemühen sich, extra gesund und vitaminreich für die Kinder zu kochen. Teilweise haben sie die Kinder komplett neu eingekleidet, weil diese bildlich gesprochen mit nichts als einem Hemd auf dem Leib ankamen.“ Begleitet wird die Kindergruppe von einigen Müttern und der jungen Studentin Olga. Die 19-jährige lernt Deutsch und versucht sich als Dolmetscherin. Aber auch wenn ihr manchmal noch die richtigen deutschen Worte fehlen, klappt die Kommunikation prima, sagt Monika Neitzke. „Man verständigt sich mit Händen und Füßen.“ Julia und Lena fühlen sich wohl in Potsdam. „Ich habe meine Eltern angerufen und erzählt, was wir schon alles gemacht haben“, erzählt sie Besonders gut gefallen hat den Mädchen das Schloss Sanssouci und der Filmpark Babelsberg . Am Sonnabend geht es wieder nach Hause. Alle sind sich einig, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist und dass es schön wäre, bald wieder zu kommen.
Juliane Schoenherr
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: