Landeshauptstadt: Abschied der Seelentrösterin
Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin Beate Violet wechselt vom Bergmann-Klinikum zur Charité
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Krankheit ist Krise. Darum braucht der Mensch, der in solch eine Situation geraten ist, unterschiedliche und aufmerksame Begleitung: medizinisch, pflegerisch und seelsorgerisch. Eine, die der Krankenhausseelsorge in Potsdam Gesicht und Profil gegeben hat, ist die evangelische Pfarrerin Beate Violet. Vor 13 Jahren begann sie ihre Tätigkeit am Klinikum „Ernst von Bergmann“, dort, wo die Schattenseiten des Lebens zu finden sind, doch auch Momente der Freude und des Glücklichseins, vor allem wenn ein Kranker wieder zurückfindet in den Alltag außerhalb der Klinik.
Als gelernte Kinderkrankenschwester ist Beate Violet von Jugend an mit dem Krankenhausleben konfrontiert. Nach dem Theologiestudium, der Vikariatszeit in der Sternkirche und einem Gemeindeaufbauprojekt in Drewitz-Kirchsteigfeld wurde sie am 1. September 1998 Krankenhausseelsorgerin im Klinikum. Zum Ende dieses Monats beendet die Pfarrerin hier ihre Tätigkeit, um sie am nächsten Tag, also am 1. September, in der Charité in Berlin gleich wiederaufzunehmen.
„Ich habe Lust auf einen Neuanfang, auf weitere berufliche Herausforderungen. Die reichen Erfahrungen, die ich in Potsdam machen konnte, möchte ich nun an einem anderen Ort weitergeben“, sagt Beate Violet gegenüber den PNN. Am vergangene Freitag wurde sie mit einem Gottesdienst und einem anschließenden Empfang im Klinikum verabschiedet. Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger und andere Mitarbeiter sowie der evangelische Kirchenkreis bedauern den Weggang der Pfarrerin. Ihre Verlässlichkeit und ihre warme Ausstrahlung wird man vermissen.
Bei der täglichen Arbeit mit den Menschen in den Krankenzimmern stellt die Seelsorgerin immer wieder fest, wie groß das Vertrauen ist, das ihr Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige entgegenbringen. „Das ist eine große, aber auch sehr schöne Verantwortung“, sagt Beate Violet. Ihre Schwerpunkte in den vergangenen Jahren setzte sie unter anderem im Bereich der Geburtshilfe, vor allem bei der Begleitung von Eltern, die über Fehl- und Totgeburten trauern. In der Kinderklinik begleitete sie chronisch kranke Kinder, in der Palliativstation trifft sie mit Menschen zusammen, die an die Grenzsituationen des Lebens gekommen sind. Die Krankenhausseelsorgerin ist in dieser Station Teil des Teams, neben den Ärzten, dem Pflegepersonal und einer Psychologin. Da werden von den Patienten Fragen nach dem Sinn des Lebens gestellt, auch nach dem Danach, nach Gott. „Antworten kann ich nicht geben, aber helfen, welche zu finden“, sagt die Pfarrerin. Doch die Seelsorgerin setzt nicht nur auf Gespräche, sondern auch auf praktische Hilfe. „Früher gab es oft die Auskunft, wir können nichts mehr für ihren Angehörigen tun. Das stimmt nicht“, stellt sie klar. Wenn oftmals auch das Leben eines Menschen nicht mehr zu retten ist, so kann man dem Kranken in dieser Situation das Leben doch so angenehm wie möglich machen. „Zwar ist die Krankheit nicht mehr zu bekämpfen, doch können die Symptome gelindert werden“. Wenn ein Mensch gestorben ist, so kommt es oftmals vor, dass sie sich von ihm gemeinsam mit den Angehörigen verabschiedet. Auch das ist schon eine Möglichkeit als Einstieg in die Trauerarbeit.
Beate Violet ist selbstverständlich für alle Kranken da, die ein Gespräch mit ihr wünschen. „Da spielen Glauben und Konfession keine Rolle.“ Neben Gesprächen, wird sie auch zu Nottaufen, zu Abendmahlsfeiern oder auch zu Beerdigungen gerufen. Oftmals wünschen die Patienten, dass die Pfarrerin nur ihnen zuhört, mit ihnen betet und sie segnet.
Einen Raum der Stille hat die Klinikleitung vor einigen Jahren in der sechsten Etage des Haupthauses eingerichtet, für den Beate Violet konzeptionell verantwortlich war. In ihn können sich Patienten und Angehörige zurückziehen, wenn sie einen Ort zum Nachdenken und zum Gebet suchen. Oder einfach nur hinaus schauen über Potsdams Dächer. Doch Beate Violet hätte gern, dass der Raum der Stille in der Nähe des Klinikum-Eingangsbereichs zu finden wäre, ohne große Nachfragen, für alle Patienten und Besucher leicht erreichbar.
Natürlich ist die Krankenhausseelsorge am Klinikum „Ernst von Bergmann“ auch weiterhin nach dem Weggang von Beate Violet besetzt. Neben Pfarrer Uwe Weiß, der schon seit längerem hier tätig ist, wird es für die Pfarrerin zunächst eine Vakanzvertretung geben.
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