Landeshauptstadt: Akustisches Hollywood
Potsdamer Nachwuchs geht beim „Deutschen Preis für Synchron“ leider leer aus
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Sami El-Sabhkhawi sitzt still in einer Ecke des Foyers im Berliner Kosmos-Kino. Er ist aufgeregt, auch wenn er es sich nicht anmerken lassen will. Kein Wunder, es ist nicht alltäglich, dass man als 14-Jähriger für einen Preis nominiert ist. Der Potsdamer darf darauf hoffen, bester deutscher Nachwuchssynchronsprecher zu werden. In seiner Aufregung bemerkt er nicht einmal, dass ihm gegenüber ein ziemlich bekanntes Gesicht Platz nimmt. Als er sieht, dass die Frau in dem schwarzen Kleid die Schauspielerin Jasmin Tabatabai ist, reißt er die Augen staunend auf und flüstert: „Oooh.“
Dabei geht es am Donnerstagabend im Kosmos weniger ums Sehen. Das Hören steht im Mittelpunkt. Würde man die Augen schließen, könnte es eine Party in Hollywood oder die Berlinale sein. Oscar-Preisträger Julia Roberts, Forest Whitaker oder Marion Cotillard sind vor Ort, Marianne Faithfull, Julie Delpy und Jack Nicholson lassen sich erhören. Es ist der Abend der deutschen Stimmen ausländischer Schauspieler: Der Deutsche Preis für Synchron wird verliehen.
Sami ist nominiert für seine Arbeit im Film „Halloween“, zwei weitere junge Sprecher hoffen dasselbe. „Ich rechne mir keine wirklichen Chancen aus“, bleibt er bescheiden. „Allein die Nominierung ist eine Ehre.“ Ähnlich klang das auch ein Jahr zuvor, als ebenfalls eine Potsdamerin unter den nominierten Nachwuchssprechern war: Friedel Morgenstern. Dann fiel ihr Name bei der Preisvergabe, sie hatte der Amerikanerin Abigail Breslin in „Little Miss Sunshine“ ihre Stimme geliehen. Ein Jahr später ist die heute 14-Jährige wieder zur Verleihung geladen, als Laudatorin für die diesjährigen Nachwuchs-Nominierten. Leider kann sie den Preis 2008 nicht nach Potsdam vergeben. Ihr Heimat-Kollege Sami muss sich der achtjährigen Valentina Bonalana aus Berlin geschlagen geben. Sie erhält den Preis für ihre Arbeit im Drama „Yesterday“.
Dafür kann sich Jasmin Tabatabai über eine Synchron-Auszeichnung freuen. Die Schauspielerin erhält den Preis unter anderem für ihre Arbeit im Erwachsenen-Zeichentrick „Persepolis“. Außerdem sprach sie Marion Cotillard, die im Film „La vie en rose“ Edith Piaf gab. So wie bei den Frauen der Oscar wegweisend ist – Cotillard erhielt den amerikanischen Filmpreis – wird auch bei den Männern bereits Prämiertes ausgezeichnet. Tobias Meister, die Stimme von Oscarpreisträger Forest Whitaker erhält für seine Leistung im Film „Der letzte König von Schottland“ die Trophäe. Der Ehrenpreis wurde dem „dienstältesten deutschen Sprecher“, Eckart Dux, verliehen. Die Stimme von Anthony Perkins und Fred Astaire dankte unter Standing Ovations bewegt für die „Ehre, ausgezeichnet zu werden“.
Sami El-Sabhkhawi sitzt nach der Verleihung umringt von seiner Mutter und Verwandten mit etwas Trauer im Blick im Foyer. „Aber“, so gibt er einen fairen „Verlierer“, „die Stimme von Valentina war auch beeindruckend.“ Viel Zeit zum Traurigsein hat der Potsdamer auch nicht. Schon gestern Nachmittag stand er bereits wieder im Synchronstudio.
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