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Familienbande. Julius H. Schoeps ist Gründer des MMZ und Nachfahre von Moses Mendelssohn.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Alles hat seine Zeit

Die Direktion des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums gibt zum Jahresende die Führung ab

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Innenstadt - Der Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums (MMZ) Julius H. Schoeps (72) und seine Stellvertreterin Irene A. Diekmann (62) werden zum Jahresende ihre Ämter niederlegen. Nach 23 Jahren ehrenamtlicher Leitung des Zentrums für europäisch-jüdische Studien wolle er den Staffelstab an eine jüngere Generation weitergeben, sagte Schoeps am Donnerstag den PNN. „Alles hat seine Zeit“, so der Historiker, der als Nachfahre Moses Mendelssohns das MMZ 1992 selbst mitgegründet hatte. Da das Zentrum in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, brauche es neue Strukturen. Im Ehrenamt sei dies nicht mehr zu leisten.

Bis zur Bestellung einer neuen Leitung durch das MMZ-Kuratorium im Laufe des Jahres 2015 werden Julius H. Schoeps und Irene A. Diekmann die Geschäfte des Institutes kommissarisch weiterführen. „Wir hoffen sehr, dass es für die neue Direktion des Instituts ein ordnungsgemäßes Verfahren und eine internationale Ausschreibung gibt“, so Schoeps. Er selbst wolle dem MMZ weiter erhalten bleiben, in welcher Funktion müsse das Kuratorium bestimmen. „Ich will weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen“, sagte Schoeps. Im Kuratorium sind das Präsidium der Universität Potsdam und Brandenburgs Wissenschaftsstaatssekretär vertreten. Das MMZ ist ein An-Institut der Universität.

Nun müssen Stellen geschaffen werden, die es bislang aufgrund der ehrenamtlichen Tätigkeit von Schoeps und Diekmann nicht gab. Das Zentrum wird durch das Land Brandenburg finanziert, rund 800 000 Euro gibt das Land jährlich, hinzu kommen laut Schoeps bis zu 600 000 Euro Drittmittel. Erst in diesem Herbst war Schoeps mit Plänen für ein gemeinsames Zentrum zur europäischen Aufklärungsforschung mit der Potsdamer Partnerstadt Versailles an die Öffentlichkeit getreten. Im Fall Gurlitt hatte er sich für Gesetzesänderungen zum Thema Raubkunst ausgesprochen.

Schoeps sagte, er gehe zwar mit einer Träne im Auge, doch er bleibe seiner Arbeit gewogen. Nach der Veröffentlichung der elfbändigen Schriftenreihe „Deutsch-Jüdische Geschichte durch drei Jahrhunderte“ im vergangenen Jahr schreibt er bereits an einer neuen Publikation, dem Buch „Begegnungen – Menschen, die meinen Lebensweg kreuzten“.

Das MMZ Potsdam habe sich in den 23 Jahren seines Bestehens zu einer national und international anerkannten, interdisziplinär arbeitenden Einrichtung entwickelt, an der insbesondere zur deutsch-jüdischen und europäisch-jüdischen Beziehungsgeschichte geforscht werde, erklärte Schoeps. Die Publikationen, Konferenzen, Ausstellungen, Bildungsveranstaltungen und internationalen Kooperationsprojekte hätten große Beachtung gefunden. Hinzu kommt die verstärkte Forschung zu Antisemitismus und Rechtsextremismus.

Das MMZ ist maßgeblich am Studiengang „Jüdische Studien“ der Uni Potsdam beteiligt und Teil des Zentrums Jüdische Studien Berlin-Brandenburg (ZJS). Es ist nach dem Philosophen und Aufklärer Moses Mendelssohn (1729 - 1786) benannt. Das Forschungszentrum betreibt historische, philosophische, religions-, literatur- und sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung. Das Forschungsinteresse des MMZ gilt unter anderem den Schwerpunkten Geschichte, Religion und Kultur der Juden und des Judentums in Europa , der Geschichte und Gegenwart des Staates Israel und pädagogisch-didaktischen Aufgaben.

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