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Landeshauptstadt: Architektur der Unsichtbarkeit

Die Schlösserstiftung feierte Richtfest für das 26 Millionen Euro teure neue Restaurierungszentrum

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Brandenburger Vorstadt - Ein Richtfest ist für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) ein eher ungewöhnliches Ereignis, kümmert sie sich doch in erster Linie um betagtere Gebäude. Am Montagvormittag trat der seltene Fall ein, dass die Stiftung einen Neubau vorstellen konnte. In der Zimmerstraße, am ehemaligen Standort des Hans-Otto-Theaters, entsteht derzeit das Wissenschafts- und Restaurierungszentrum (WRZ). Hier sollen künftig Archive, Restaurierungswerkstätten und Labore einen neuen Standort finden. Bislang sind die verschiedenen Einrichtungen im Neuen Palais und an anderen Schlössern untergebracht.

Die Herausforderung für das Architekturbüro Staab aus Berlin war groß: Ein möglichst unsichtbares Gebäude sollte erschaffen werden, das sich in unmittelbarer Nähe zum Park Sanssouci und damit zum Unesco-Weltkulturerbe mitten im Verlauf von Sichtachsen unauffällig in das Ensemble einfügt und trotzdem einen Raum von 10 000 Quadratmetern umfasst. „Wir haben eine gewisse Affinität zu schwieriger historischer Umgebung“, sagte Architekt Volker Staab. Sein Büro zeichnet unter anderem verantwortlich für die Sanierung des Albertinums in Dresden, für das Neue Museum in Nürnberg und das Museum in Ahrenshoop.

In Potsdam nun entwarf Staab ein Ensemble aus fünf Gebäuden, das die Arbeitsbedingungen erheblich verbessern soll. Die Bauten sind gestaffelt – je näher am Park, desto niedriger – und schließen zur Straßenseite mit dem Altbau ab. Einst wurde das Gelände als Obst- und Gemüsegarten des Schlosses genutzt, auch Gewächshäuser sind historisch nachgewiesen. In Anlehnung daran entstehen derzeit Gebäude mit großflächigen Glasfenstern. In einem bereits mit Klinkerfassaden fertiggestellten Teil werden die Gemälderestaurierer ihren Arbeitsplatz finden. Insgesamt 70 Mitarbeiter der Stiftung sollen ab 2016 dort einziehen, außerdem ist eine Bibliothek mit weiteren 25 Arbeitsplätzen geplant.

Die Kosten für den Bau sind mit knapp 26 Millionen Euro veranschlagt. Die Finanzierung erfolgt über das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten, den sogenannten Masterplan der Stiftung. Sowohl Bund als auch die Länder Berlin und Brandenburg beteiligen sich anteilig an den Kosten. Mit dem Masterplan sollen bedeutende Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft gerettet werden. Insgesamt kann die Stiftung bis 2017 dadurch zusätzlich rund 155 Millionen Euro investieren. Die SPSG hat ihren Gesamtbedarf allerdings mit rund 700 Millionen Euro beziffert.

„Der Neubau ist ein perfektes Beispiel für eine gelungene Kooperation zwischen Berlin und Brandenburg“, lobte Tim Renner, Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin. Anders als bei Baustellen wie dem Flughafen BER sei man mit dem Bau in Kosten- und Zeitplan. In Kunst, Kultur und Medien seien Berlin und Brandenburg „so eng zusammengewachsen, als hätte die Fusion stattgefunden“, sagte Renner. So soll etwa die Sammlung der Königlichen Porzellan-Manufaktur aus dem Schloss Charlottenburg komplett 2016 in das WRZ ziehen, in Berlin werden lediglich die digitalisierten Daten verbleiben.

„Der wissenschaftliche Standort Potsdam profitiert von dem Vorhaben“, sagte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos). Die Arbeitsbedingungen würden sich auch durch die Lage inmitten der Stadt wesentlich verbessern, interdisziplinäre Zusammenarbeit sei verstärkt möglich.

Bis 2016 soll der Bau bezugsfertig sein. Um zusätzlichen Raum zu schaffen, entsteht zudem in der Friedrich-Engels-Straße ein neues Depot, das ebenfalls Staab-Architekten entwerfen wird.

Grit Weirauch

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