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ATLAS: Ärgerlich

Die Enttäuschung saß so schon tief. Da hatte gerade eine junge und multikulturelle Fußballtruppe aus Deutschland, nach begeisternden Siegen gegen Argentinien und England, das Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft gegen Spanien verloren.

Stand:

Die Enttäuschung saß so schon tief. Da hatte gerade eine junge und multikulturelle Fußballtruppe aus Deutschland, nach begeisternden Siegen gegen Argentinien und England, das Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft gegen Spanien verloren. Alles Mitfiebern für das Team nutzte nichts. Und dann stand an diesem Mittwochabend noch ein kleines Pappschild auf dem Bürgersteig vor der Zeppelinstraße 26. Die Bewohner des dortigen linksalternativen Hausprojekts hatten das Schild so hingestellt, dass jeder Autofahrer die Aufschrift lesen konnte: „Hupen gegen ’schland“. Für Fans der deutschen Mannschaft war es eine Provokation – es gab bestimmt viele, die sich geärgert haben. Und das zu Recht: Solche plumpen antideutschen Reflexe sind unverständlich – wird doch damit unterstellt, dass in jedem Fan, der begeistert die schwarz-rot-goldene Fahne schwenkt, gleich ein faschistoider Barbar stecken könnte. Zur Wirklichkeit gehören aber auch in Potsdam Public Viewings, bei denen Ausländer willkommen waren und die Leute entspannt einem Party-Patriotismus frönten, wie er zu großen Fußballturnieren in anderen Ländern genauso üblich ist. Idiotische Ausnahmen bei diesen ausgelassenen Festen gab es sicherlich auch in Potsdam, doch die waren wie überall in Deutschland nicht die Regel. Ein Schild aber wie das in der Zeppelinstraße, das ist ziellose Voreingenommenheit, auch gegenüber sportlichen Leistungen. Und ein Beispiel dafür, wie sehr linke Positionen mitunter von der Wirklichkeit entkoppelt sind.

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