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Am Potsdamer Klinikum "Ernst von Bergmann" steht ein Tarifkonflikt bevor.

© Manfred Thomas

Tarifkonflikt am Potsdamer Klinikum: Ärzte fordern Lohnerhöhung

Am Klinikum Ernst von Bergmann stehen schwierige Lohnverhandlungen zwischen Ärzteschaft und Geschäftsführung an. Das betrifft auch den Standort in Bad Belzig.

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Potsdam/ Bad Belzig - Am kommunalen Klinikum „Ernst von Bergmann“ in Potsdam droht ein Arbeitskampf zwischen Ärzteschaft und Geschäftsführung. Hintergrund sind die anstehenden, von Beteiligten als schwierig eingeschätzten Tarifverhandlungen – die zugleich auch für andere Kliniken im gesamten Land Brandenburg geführt werden. Besonders angespannt ist die Stimmung im Bergmann-Tochterkrankenhaus im mittelmärkischen Bad Belzig.

Auf der einen Seite steht der Marburger Bund als Gewerkschaft der rund 380 angestellten und verbeamteten Ärzte im Klinikum. „Wir fordern eine Lohnerhöhung um sechs Prozent“, sagte Sebastian Hofer, Tarifreferent beim Marburger Bund Berlin/Brandenburg, den PNN auf Anfrage – eine ähnliche Forderung hatte zuletzt auch die Gewerkschaft Verdi im inzwischen gelösten Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst gestellt. Zudem gehe es um eine Erhöhung der Stundensätze beim Bereitschaftsdienst um knapp sieben Prozent. Ein Kernanliegen sei weiterhin, die Höchstarbeitszeit für Ärzte auf maximal 64 Stunden pro Woche zu begrenzen – diese Arbeitszeit sei derzeit gängige Praxis. „Mit der Höchstgrenze hoffen wir, die Arbeitsbelastung insgesamt zu senken“, sagte Hofer. Der neue Tarifvertrag soll nach den Vorstellungen der Gewerkschaft für ein Jahr gelten – dann würde erneut über die nächste Lohnrunde verhandelt.

Klinikum dämpft Erwartungen

Im Klinikum kennt man die Forderungen für die erste Verhandlungsrunde am kommenden Donnerstag. Sprecherin Damaris Hunsmann dämpfte auf PNN-Anfrage die Erwartungen der Ärzte: Durch ein neues Krankenhausstrukturgesetz sei die Finanzierung der Häuser weiterhin nicht optimal geregelt. „Finanzielle Belastungen durch Tarifsteigerungen können so immer schwerer geschultert werden“, so Sprecherin Hunsmann. Trotzdem sei man optimistisch, ein tragfähiges Ergebnis zu finden. Ebenso am Verhandlungstisch sitzen das Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus sowie das städtische Klinikum Brandenburg/Havel.

Außen vor ist allerdings das Krankenhaus in Bad Belzig, das vom Bergmann-Klinikum vor drei Jahren übernommen wurde. Dort liege das Lohnniveau der Ärzte immer noch 15 Prozent unter dem der Kollegen in Potsdam, kritisierte Hofer. Daher gab es bereits Mitte April einen ersten Warnstreik, an dem sich immerhin 20 Ärzte beteiligten. Bisher seien alle Kompromissversuche an der harten Haltung des Potsdamer Arbeitgebers gescheitert, hieß es vom Marburger Bund. Für das Pflegepersonal in Bad Belzig sei das Problem ähnlich, sagte Torsten Schulz von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi – seit nun zehn Jahren habe es keine Lohnerhöhung mehr gegeben.

Doch Kliniksprecherin Hunsmann kündigt Besserung an. Schon ab Juni würden die Entgelte um drei Prozent und ab Juli 2017 um weitere 2,5 Prozent erhöht, was für Verdi-Sprecher Schulz allerdings lediglich eine taktische Maßnahme darstellt, „um die Beschäftigten ruhig zu stellen“. Hunsmann sagte wiederum, das Bergmann-Klinikum habe bereits auch dem Marburger Bund ein Angebot gemacht, das an die Schmerzgrenze gehe: „Höhere finanzielle Belastungen durch Tarifsteigerungen können jedoch auf Grund des immer noch negativen Jahresergebnisses der Klinik in Bad Belzig zurzeit einfach nicht geschultert werden.“ Insgesamt arbeiten Sprecherin Hunsmann zufolge 240 Beschäftigte in der Klinik.

Kooperation mit Zehlendorfer Krankenhaus

Unterdessen werden das Bergmann-Klinikum und die Klinik in Bad Belzig künftig enger mit dem Berliner Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf zusammenarbeiten. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung sei unterzeichnet worden, teilte das Klinikum mit. Dabei gehe es neben der ambulanten und stationären Versorgung auch um die Ausbildung des medizinischen und pflegerischen Nachwuchses und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Experten, hieß es in einer Mitteilung.

An den drei Standorten soll es demnach unterschiedliche Schwerpunkte geben. So liegt demnach der Fokus in Bad Belzig in der Ausbildung von Fachärzten im Bereich des Zentrums für Chirurgie. Im Krankenhaus Waldfriede soll die Weiterbildung von Ärzten des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie zum Notfallmediziner konzentriert werden. Für das Klinikum Ernst von Bergmann seien neben der gemeinsamen ärztlichen und pflegerischen Ausbildung auch Kooperationen im Bereich der Technik sowie Verwaltung interessant zu entwickeln, hieß es. Dies könne zu einem kosteneffizienten Einsatz der Ressourcen führen, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Steffen Grebner. (mit sen)

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