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Gedenken und Demonstration. Das Anti-Atom-Bündnis forderte am Samstag auf dem Hiroshima-Nagasaki-Platz den Verzicht auf die Nutzung von Kernenergie.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Atomkraft ein „Bombendeal“

Fukushima-Gedenken und Anti-Atom-Protest auf dem Hiroshima-Nagasaki-Platz

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Babelsberg - Drei kleine, aus Papier gefaltete Kraniche blieben am Samstagmittag auf dem Hiroshima-Nagasaki-Platz zurück. Auf dem vom Schnee gesäumten Gedenkstein für die Opfer der US-amerikanischen Atombombenabwürfe kündeten die japanischen Symboltiere vom friedlichen Protest gegen die Atomkraft.

Zuvor hatten sich etwa 30 Menschen auf dem Platz vor der Truman-Villa versammelt, um gemeinsam an die Opfer der Reaktorkatastrophe von Fukushima zu erinnern und zugleich gegen die Nutzung der Atomkraft zu demonstrieren. Aufgerufen zu der Veranstaltung hatte das Potsdamer Anti-Atom-Bündnis, ein Zusammenschluss von Organisationen und Privatpersonen in Potsdam, deren Ziel der vollständige Ausstieg aus der Atomkraft ist. Uwe Fröhlich, Vorsitzender des Vereins „Hiroshima-Platz Potsdam“, sagte auf der Veranstaltung, die friedliche Nutzung der Kernenergie sei immer weniger von der militärischen Komponente zu trennen. Die zivile Verbreitung der Nukleartechnik habe die Grundlagen dafür geschaffen, dass viele Staaten nunmehr technisch dazu in der Lage seien, binnen kurzer Zeit eigene Atomwaffen herzustellen. Die zivile und die militärische Nutzung der Kernkraft seien „zwei Seiten derselben Medaille“, sagte Fröhlich, der auch Sprecher der Potsdamer Bündnisgrünen ist. Atomkraft schlechthin sei ein „Bombendeal“. 23 000 Atomsprengköpfe gebe es noch immer weltweit, 20 davon im rheinland-pfälzischen Büchel. Fröhlich forderte den Abzug dieser Massenvernichtungswaffen aus Deutschland.

Eingeläutet durch den Gong einer asiatischen Klangschale gedachten die Versammlungsteilnehmer in einer Schweigeminute der Opfer des Atomunglücks von Fukushima. Der Jahrestag der Katastrophe ist zwar erst der 11. März, doch die internationale Anti-Atom-Bewegung hatte den 11. Februar als Protesttag gegen die Nutzung der Kernenergie ausgerufen. Laut Fröhlich wollten sich allein in Deutschland Anti-Atom-Initiativen in über 150 Städten am Samstag dem Protest anschließen. Auch in Japan sei an diesem Tag gegen die Atomkraft demonstriert worden. Am eigentlichen Jahrestag der Atomkatastrophe soll in Japan laut einer Mitteilung des Bundes für Umwelt und Naturschutz allen Opfern von Erdbeben, Tsunami und Reaktorkatastrophe des 11. März 2011 gedacht werden.

Fröhlich erinnerte in seiner Rede auch an den kürzlich verstorbenen Berliner Physik- und Chemieprofessor Hideto Sotobayashi. Der in Nagasaki geborene Sotobayashi hatte als 16-jähriger Schüler den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima überlebt. Sotobayashi wohnte seit den 1950er Jahren in Berlin. In Potsdam hatte er sich für die Gestaltung des Hiroshima-Nagasaki-Platzes eingesetzt. Im vergangenen Jahr trug er sich hier auf dem Platz in das Goldene Buch der Stadt Potsdam ein. Holger Catenhusen

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