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Mit Trockeneis und warmem Wasser experimentieren kleine Forscher schon heute in Kindergärten. Das Projekt soll ab diesem Jahr auch an insgesamt 40 Schulen in Berlin, Potsdam und Umgebung stattfinden. Dafür sucht die Stiftung Haus der kleinen Forscher Einrichtungen, die Modellschule werden wollen.

© Rainer Jensen/dpa

Landeshauptstadt: Attacke der Zwergenforscher

Projekt „Haus der kleinen Forscher“ wird ausgeweitet und künftig auch an Potsdamer Grundschulen angeboten

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Wie findet Zahnpasta den Schmutz? Woher kommt der Wind? Kinder möchten viel wissen und erhalten oft keine Antworten. Eine bundesweit tätige Stiftung will Kinder zu „kleinen Forschern“ machen, die solchen Fragen auf den Grund gehen. Rund 5000 Kindergärten sollen dafür in diesem Jahr neu ins Bildungsprogramm der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ einbezogen werden. Bis Jahresende seien dann bundesweit etwa 20 000 Kindergärten – fast die Hälfte aller Einrichtungen – an das Programm angeschlossen, sagte der Geschäftsführer der Stiftung, Peter Rösner. „Das ist die größte Bildungsinitiative, die es in den deutschen Kindergärten jemals gab.“ Das Programm soll auch auf sechs- bis zehnjährige Schulkinder ausgeweitet werden. Ziel ist es, dass Kinder Technik und Naturwissenschaften spielerisch erfahren können.

Für April ist der Start mit zunächst 40 Schulen und Horten in Berlin und Brandenburg geplant. Die Vorbereitungen für das neue Projekt haben begonnen, sagt Projektleiterin Mareike Wilms. Derzeit würden die Inhalte erarbeitet sowie Mitarbeiter und Schulen für das Modellprojekt gesucht. Um das neue Angebot möglichst breit zu fächern, sei ein Mix aus Grundschulen in Städten und ländlichen Regionen, aber auch Gegenden mit sozialen Problemen, geplant, erklärte Dirk Zorn von der Stiftung. Dabei sollen bestehende und neue Elemente der mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildung für die Grundschüler modelliert werden. „Es wird ein Lernprozess“, sagt Zorn, für den die Stiftung Schulen sucht, die an der Projektentwicklung und -umsetzung aktiv mitarbeiten. Zudem werde das Projekt durch externe Institute vertiefend untersucht. Erst danach, ab 2013, soll es laut Rösner innerhalb von vier Jahren in bundesweit etwa einem Drittel der 9000 Ganztagsschulen eingeführt werden. Dafür habe das Bundesforschungsministerium bis 2014 zwei Millionen Euro zusätzlich pro Jahr bereitgestellt. „Die naturwissenschaftliche Ausbildung der Lehrkräfte an den Grundschulen beschränkt sich meist auf das Thema Schulgarten“, sagt Rösner.

Die seit zweieinhalb Jahren bestehende Stiftung bildet Erzieherinnen aus, so dass diese die Kinder bei kleinen Experimenten anleiten können. So wird zum Beispiel ein Wasserstrahl von einem elektrostatisch aufgeladenen Kleiderbügel abgelenkt - oder die Kinder basteln Kreisel und Zirkel. Wenn sich die Fachkräfte regelmäßig fortbilden, darf sich die Einrichtung „Haus der kleinen Forscher“ nennen - bisher gibt es bundesweit etwa 1000 Kindergärten mit diesem Titel. „Wichtig ist die experimentelle Auseinandersetzung der Kinder mit der Fragestellung“, betont Rösner. „Das darf kein Physikunterricht werden, und es geht nicht nur um richtige Antworten.“ Schulkinder werden allerdings vorerst nur in Nachmittagskursen von dem Programm profitieren können. „Der Bund kann nicht in die Förderung von Lehrern eingreifen, denn das ist Ländersache“, betont Rösner. Deshalb würden zunächst nicht Lehrer fortgebildet, sondern die Betreuungskräfte für den Nachmittag. Mittelfristig hofft er auf Absprachen mit den Bildungsministerien der Länder.

Die Stiftung sitzt in Berlin und hat 45 Mitarbeiter. Sie wird getragen von der größten deutschen Forschungsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft, vom Beratungsunternehmen McKinsey & Company, von der Siemens Stiftung und der Dietmar Hopp Stiftung des SAP-Firmengründers. Die Beteiligung in den Ländern ist unterschiedlich. Während sich zum Beispiel im Kreis Emsland in Niedersachsen 117 der 120 Kindergärten engagieren und auch im Osten Deutschlands die Quote hoch ist, gibt es etwa in Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein noch viele weiße Flecken. In Potsdam haben in den vergangenen Jahren viele Kindergärten den Titel "Haus der kleinen Forscher" erhalten. Nun könnten auch Schulen dazugehören. Rolf Westermann

Infos zum Schulprojekt erteilt Mareike Wilms unter Tel.: (030) 275 959 252. Im Internet: www.haus-der-kleinen-forscher.de

Rolf Westermann

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