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Fakultätsrat Humanwissenschaften will Kunststudium an der Universität Potsdam abschaffen

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Der Fachschaftsrat des Studiengangs Kunst an der Universität Potsdam schlägt Alarm. Der Studiengang, an dem Kunstlehrer ausgebildet werden, steht auf der Abschussliste. Der Fakultätsrat der Humanwissenschaftlichen Fakultät hat beschlossen, die Lehramtsstudiengänge Kunst und Musisch-Ästhetische Erziehung (MÄERZ) einzustellen. Zum Wintersemester 2007/08 sollen keine Studierenden mehr immatrikuliert werden. Der Vorstoß muss nun noch weitere Gremien, zuletzt den Senat der Universität am 31. Mai, passieren.

Die Studierenden verweisen in einem Protestschreiben, das den PNN vorliegt, darauf, dass der Strukturplan der Uni Potsdam eigentlich ein Aufstocken der beiden Studiengänge vorsehe. Statt der geplanten Erweiterung der musisch-ästhetischen Bildung sei nun aber eine Stärkung der Fächer Deutsch, Sachunterricht und Mathematik sowie Neugründung der Lehr- Lernforschung zu Ungunsten des Fachbereiches Kunst/MÄERZ geplant. „Die komplette Streichung dieses Faches wird ohne Beachtung der Konsequenzen hingenommen“, so die Studierenden.

Der humanwissenschaftliche Fakultätsrat habe sich dafür ausgesprochen, die Kunstausbildung sowohl für Grundschulpädagogen als auch für Lehrer der Sekundarstufe I ersatzlos zu streichen. „Brandenburg wäre damit das erste Bundesland, das bewusst die Ausbildung von Lehrern in diesem Bereich einstellt“, so die Fachschaft. Dies sei umso schwerwiegender, wenn berücksichtigt wird, dass bereits jetzt die Uni Potsdam auch für Berlin Kunstlehrer mit ausbilde.

Die Studierenden befürchten darüber hinaus Nachteile für die derzeitige Kunststudenten. Es sei ist unklar, inwieweit Bachelor-Absolventen überhaupt einen Master in Potsdam anschließen können, den sie für die Aufnahme des Lehrer-Berufes benötigen. Zudem könnte mit der Schließung die Chance einer Profilierung der Uni Potsdam in ihrem Schwerpunktbereich Lehrerbildung mit musisch-ästhetischer / künstlerischer Erziehung leichtfertig vertan werden.

Dem Protest der Studierenden hat sich indes der Fachverband für Kunstpädagogik Brandenburg (BDK) angeschlossen. „Die Schließung dieser Ausbildung wäre nicht nur für die Universität ein großer Verlust, sondern hätte auch für die Region Brandenburg fatale Folgen“, heißt es in einem Schreiben des BDK-Vorstands vom 7. Mai. Derzeit sei die Universität Potsdam die einzige Ausbildungsstätte für Kunsterzieher der Jahrgangsstufen 1-10 ist in Brandenburg, in Berlin bilde einzig die UDK maximal 15 Kunstpädagogen pro Jahr aus. „Das Fach Kunst ist in Berlin und Brandenburg daher schon seit Jahren ein sogenanntes Mangelfach“, so der Verband. Sollte die Ausbildung zum Kunsterzieher in Potsdam wegbrechen, wird die Situation, bei einer überalterten Lehrerschaft, äußerst problematisch.

Schon heute müsse das Fach Kunst in vielen Schulen fachfremd unterrichtet werden. „Das Land Brandenburg wäre das einzige Bundesland ohne den Blick für eine kulturelle Zukunft, sprich eine künstlerisch-ästhetische Grundausbildung in der Schule“, schreibt der BDK. Das Schreiben ist verbunden mit der Bitte, etwaigen Protest an die Universität, das Wissenschaftsministerium oder den Bildungsminister zu richten.

Vom Präsidium der Universität war zu erfahren, dass die Uni sicherstellen wird, dass alle immatrikulierten Studierende auch ihren Masterabschluss erzielen können. Dazu sei die Hochschule verpflichtet. Uni-Präsidentin Sabine Kunst wollte sich zu den Schließungsplänen des Fakultätsrates allerdings noch nicht äußern. Sie warte die Entscheidung der hochschulinternen Diskussionen ab, hieß es.

Die Studenten monieren allerdings, dass die studentischen Mitglieder ihre Einladungen zu dem Verfahren nicht fristgerecht erhalten hätten. Zudem habe die Dekanin Prof. Ria De Bleser über die Schließung abgestimmt, obwohl sie nicht stimmberechtigt sei. „Wir fordern die Präsidentin Sabine Kunst auf, sich für Erhaltung des Lehramtsstudiengang einzusetzen“, äußerten sich Vertreter der Fachschaft gegenüber den PNN. „Sie ist letztlich zuständig für die Entwicklung der Hochschule.“

Brandenburgs Bildungsministerium zeigt sich überrascht über die Schließungs-Pläne. Sie seien mit dem Ministerium nicht abgestimmt. „Wir lehnen die Pläne ausdrücklich ab“, so der Sprecher Stephan Breiding. Kunst sei in Brandenburg ein Mangelfach, es gebe jedes Jahr einen Bedarf an 40 ausgebildeten Lehrkräften in diesem Fach. „Ohne die Ausbildung vor Ort an der Universität Potsdam hat das Land Brandenburg so gut wie keine Chancen, den Bedarf zu decken“. Absolventen aus anderen Bundesländern könne man nicht in dieser Größenordnung nach Brandenburg holen. Das Ministerium habe nun Gespräche mit der Universitätsleitung aufgenommen. „Wir hoffen, dass es noch eine Chance gibt, die Entscheidung zu ändern.“ Der hochschulpolitische Sprecher der PDS/Linke-Fraktion im Landtag, Peer Jürgens, wertete eine Schließung als „Armutszeugnis für die Uni und für das Land“.

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