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Träger des Kovalevskaja-Preises: der Italiener Daniel Oriti.

© privat

Von Ralf Nestler: Auf der Suche nach der Weltformel

Dr. Daniele Oriti, renommierter Nachwuchswissenschaftler aus Italien, forscht bald in Potsdam

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Noch in diesem Jahr wird ein weiterer Spitzenforscher die Wissenschaftsstadt Potsdam bereichern. Anfang Dezember kommt der aus Italien stammende Physiker Daniele Oriti an das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Golm. Der 32-Jährige erhielt gestern Abend in Berlin gemeinsam mit sieben weiteren Nachwuchsforschern den Sofja-Kovalevskaja-Preis, der alle zwei Jahre von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung verliehen wird. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von jeweils 1,65 Millionen Euro verbunden, die vom Bundesforschungsministerium kommen. Damit will man junge Wissenschaftler nach Deutschland locken: Die Preisträger sollen mithilfe der Millionenförderung an deutschen Gastinstituten eigene Forschungsgruppen aufbauen und diese mindestens fünf Jahre lang leiten.

Daniele Oriti studierte Physik in Rom und Mathematik an der Elite-Universität im britischen Cambridge, wo er auch promovierte. Seit knapp drei Jahren forscht er an der Universität Utrecht in den Niederlanden. Sein Spezialgebiet ist nichts Geringeres als eine neue Weltformel. Denn in der modernen Physik gibt es noch immer einen großen Widerspruch: Die allgemeine Relativitätstheorie, die beispielsweise die Bewegung der Planeten um die Sonne beschreibt, passt nicht zur Quantentheorie, die wiederum das Verhalten der Materie in mikroskopischen Dimensionen erklärt. Um das Innenleben Schwarzer Löcher oder den Beginn des Universums zu beschreiben, müssen die scheinbar weit voneinander entfernten Gedankenmodelle zusammengebracht werden. „Quantengravitation" nennen Physiker die Verbindung - und Oriti soll helfen, sie zu entwickeln. Der Naturwissenschaftler beschäftigt sich schon länger mit verschiedenen Theorien, die die ersehnte Vereinigung zwischen Universum und Mikrokosmos schaffen sollen.

„Ich bin begeistert von der Aussicht, am Albert-Einstein-Institut zu forschen", sagte Oriti, als er Ende September von der Auszeichnung erfuhr. „Von früheren Besuchen am Institut weiß ich, dass es hier ein phantastisches Umfeld für Arbeiten an der Quantengravitation gibt." Schon am ersten Dezember will er seine Arbeit in Golm beginnen. Er plant, ein Team von acht Wissenschaftlern aufzubauen. Darin sollen neben ihm selbst vier Postdoktoranden forschen, die für je drei Jahre eingestellt werden sowie drei Doktoranden, deren Verträge über vier Jahre laufen.

Der Kovalevskaja-Preis ist benannt nach der in Moskau geborenen Wissenschaftlerin, die 1889 als weltweit erste Mathematikprofessorin nach Stockholm berufen wurde. Die Ehrung wird seit 2002 verliehen und soll jungen Forschern ermöglichen, ihr Talent frei von Bedenken und administrativen Zwängen zu entfalten, wie der Präsident der Humboldt-Stiftung, Helmut Schwarz, betont. „Die Erfolgsgeschichten der bisherigen Preisträger zeigen, dass sich das Vertrauen auszahlt."

Eine davon ist die des Gravitationsforschers Yanbei Chen. Er kam bereits 2004 als Kovalevskaja-Preisträger ans Albert-Einstein-Institut. Inzwischen arbeitet er wieder in Kalifornien, doch es gibt weiterhin gemeinsame Projekte mit den Potsdamer Forschern.

Von den Preisträgern des Jahres 2008 werden noch zwei weitere in die Region kommen. Die Physikerin Cinzia Casiraghi wird eine Forschungsgruppe an der Freien Universität Berlin aufbauen. Der Neurophysiologe Jan-Erik Siemens, der zurzeit an der Universität von Kalifornien in San Francisco forscht, wird an das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin wechseln.

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